Der Brückenbauer Menn ist tot

Die Brücken des emeritierten ETH-Professors Christian Menn wurden zu Wahrzeichen. Nun ist der weltbekannte und preisgekrönte Schweizer Ingenieur gestorben.

Vergrösserte Ansicht: Christian Menn (1927-2018)
Christian Menn (1927-2018)

Sie überspannen die Aare in der Berner Felsenau, die Biaschina-Schlucht bei Giornico und die Landquart am Sunniberg bei Klosters: Die Brücken von Christian Menn prägen die Schweizer Landschaft, sein Name ist in der internationalen Fachwelt bekannt. Über 100 Bauwerke hat der emeritierte ETH-Professor in der Schweiz geplant und verwirklicht.

Zeitzeugnisse mit Spannweite

Menn wurde 1927 geboren und promovierte 1956 an der ETH Zürich als Bauingenieur. 1957 gründete er in Chur sein Ingenieurbüro, und 1959 baute er am Sufnersee sein Erstlingswerk, die Crestawald-Brücke. Es ist die Zeit, in der in der Schweiz die Autobahnen entstanden, die Brücken wurden höher, die Spannweiten dank der Vorspanntechnik grösser. Trotzdem blieben Menns Bauten zurückhaltend: Sie fallen auf in der Art, wie sie sich in die Landschaft einfügen, und in ihrer Reduktion aufs Wesentliche.

1971 wurde Christian Menn als Professor für Baustatik und Konstruktion an die ETH Zürich berufen. In dieser Zeit entstanden unter anderen die eindrückliche Ganterbrücke am Fuss des Simplonpasses (1980) oder die mächtige Biaschina-Brücke bei Giornico (1982). 1996 erhielt Menn von der Universität Stuttgart die Ehrendoktorwürde. In der Laudatio wurde er als «kreativster und kunstvollster Brückenbauer unserer Zeit» bezeichnet.

1999, sieben Jahre nach seiner Emeritierung 1992, wurde sein wohl bekanntestes Werk, die preisgekrönte Sunnibergbrücke bei Klosters fertiggestellt. Zur Eröffnung im Jahr 2005 war auch Prinz Charles zugegen. In diesen Jahren und danach wirkte Menn als Experte und Berater im In- und Ausland. Auch in den USA, wo er in Boston die zehnspurige Zakim Bunker Hill Bridge konzipierte, die 2003 eröffnet wurde.

Der Perfektionist

Als Student sei der Brückenbau für ihn ein Traum gewesen, sagte er 2014 in einem Interview mit Radio SRF. Er verwirklichte diesen Traum während mehr als 40 Jahren mit über 100 Bauten, blieb dabei aber immer selbstkritisch. «Ich war nie überzeugt: ‘das ist jetzt eine perfekte Brücke’, ich habe immer weiterlernen müssen». Als eine der letzten entwarf er für die Kraftwerke Oberhasli die Grimselsee-Brücke. Am Montag ist Christian Menn mit 91 Jahren gestorben.

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