One Study, Two Paths: The Dual-Sciences
Studierende der Natur- und Lebenswissenschaften setzen sich in dem Seminar intensiv mit dem Dual-Use Dilemma auseinander. Im thematischen Zentrum stehen also Forschungserkenntnisse mit dem Potential, sowohl mit gut- als auch mit bösartigen, darunter möglicherweise offensiven militärischen oder terroristischen Absichten eingesetzt werden zu können. Das übergeordnete Lernziel ist, die Studierenden dazu zu befähigen, ihre eigene Tätigkeit sowie ihre Rolle als Forschende kritisch zu reflektieren und Verantwortung in diesem Spannungsfeld zu übernehmen. Diese Problematik wird die Studierenden in ihrem weiteren Berufsleben begleiten, gleichzeitig können in diesem Spannungsfeld keine einfachen Antworten gegeben werden. Um ihnen für diesen lebenslangen Lernprozess das nötige «Mindset» mitgeben zu können, sind kooperative Lernsequenzen essenzieller Teil der Veranstaltung.
Umsetzung der Lehrveranstaltung während der Zeit der Distanzlehre
Für die Veranstaltung im HS 2020 wurde das an der University of Bradford entwickelte Team-Based- Learning Kurskonzept «Preventing Biological Threats – What You Can Do» für ein virtuelles live Onlineseminar adaptiert. Die Handbücher stellen thematische Module aus Informationstexten und dazugehörige Quizfragen sowie Fälle und Szenarien als Diskussionsgrundlage zur Verfügung. Auf dem Kurskonzept basierende thematische Gruppenarbeiten wurden mit einführenden Vorträgen sowie Beiträgen von internen und externen Referierenden kombiniert.
Das Design des Onlinekurses zielte darauf ab, den Studierenden das Gefühl zu geben, sich während der Veranstaltung in einem gemeinsamen Raum zu befinden. Als virtueller Treffpunkt dienten dafür Moodle und Zoom, das auch für die Aufteilung in Kleingruppen genutzt wurde. Moodle diente darüber hinaus zur Bereitstellung von Lernmaterialien und Informationen zu Gruppenaufgaben. Analog zu einer Flipchart sammelten die Studierenden mit dem online Whiteboard Jamboard Resultate aus Diskussionen, um sie im Anschluss zu präsentieren.
Ablauf der Team-Based-Learning Sequenzen
Kooperatives Lernen innerhalb von zufällig eingeteilten Teams von 4-5 Studierenden bildet den didaktischen Kern der Veranstaltung. Die zu Beginn des Semesters festgelegten Teams arbeiten dabei das gesamte Semester über zusammen. Zunächst aber bereiten sich die Studierenden individuell auf das Thema einer Sitzung mit zur Verfügung gestellten Hintergrundinformationen vor und können mit einem Quiz in Moodle bereits vor den Treffen ihr Verständnis und ihren Wissensstand prüfen (asynchron). Die Quizfragen werden dann zu Beginn der Treffen gemeinsam besprochen und mögliche Unklarheiten aufgeklärt (synchron). So vorbereitet teilen sich die Studierenden in ihre Teams auf, um eine Fragestellung zu diskutieren oder gemeinsam an einem Fallbeispiel zu arbeiten. Die Ideen und Resultate ihrer Diskussionen stellen sie mit Jamboard zusammen, um sie im Anschluss im Plenum zu teilen und zu diskutieren. Wichtig sind dabei nicht primär die Ergebnisse an sich, sondern die dahinterliegenden Denk-und Diskussionsprozesse und das Begründen möglicher Lösungen.
Die Kursleitenden übernehmen dabei die unterstützende Rolle von Katalysatoren: sie haben vor allem die Aufgabe, Hilfestellung zu leisten, Fragen zu stellen und Denkanstösse zu geben, um die Studierenden in ihrem Lernprozess zu unterstützen. Dafür stehen sie auch ausserhalb der Veranstaltung jederzeit für individuelle Unterstützung zur Verfügung. Auch die Zeit direkt vor den Treffen oder direkt im Anschluss wird von den Studierenden für einen persönlichen Austausch und das Klären von Fragen sehr gern genutzt.
Durch den intensiven Austausch mit den Kursleitenden während der Treffen erhalten die Studierenden sehr regelmässige direkte Rückmeldungen zu ihren Beiträgen in der Veranstaltung. Darüber hinaus gibt es schriftliche Rückmeldungen an die Teams zu den jeweiligen Resultaten ihrer Diskussionen. Das regelmässige Engagement in den Gruppenarbeiten wird mit einer Teamnote honoriert, mit der die Studierenden ihre finale Note verbessern können.
Um zu prüfen, inwiefern die Studierenden in der Lage sind, die diskutierten Konzepte anzuwenden, beinhaltet die benotete Semesterleitung zwei individuelle Anteile. Zunächst reflektieren die Studierenden über eigene Forschungsprojekte aus ihren jeweiligen Studiengängen, deren positiven gesellschaftlichen Nutzen, mögliches Dual-Use Potential und wie man diesem begegnen könnte, um Missbrauchsrisiken zu minimieren. Studierende ohne eigenes Forschungsthema entwerfen für diese Übung individuelle Wunschprojekte. In einem zweiten Schritt entwickeln und visualisieren sie einen «Code of Conduct»-Flyer, der für sie die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Kurs als ein Leitfaden verantwortlicher Forschung zusammenfasst, an dem sie sich selbst orientieren und mit dem sie andere inspirieren wollen.
Kursbeschreibung
Gesamtkonzept der Lehrveranstaltung vor der Pandemie - während - danach
Für die Veranstaltung, die (in dieser Konstellation) erstmalig während der Pandemie stattfand, wurde ein an der University of Bradford entwickeltes Kurskonzept zur Sensibilisierung für das Dual-Use Dilemma in den Naturwissenschaften für ein interaktives Onlineseminar adaptiert. Das Konzept beinhaltet bereits Hintergrundtexte sowie Quizfragen und Materialien für interaktive Sequenzen.
Die Studierenden bereiteten sich jeweils mit Hintergrundinformationen und einem Quiz vorab auf die virtuellen Treffen vor. Kernelement des live Onlineseminars waren kooperative Lerneinheiten in zu Semesterbeginn zufällig eingeteilten, fixen Teams von 4-5 Studierenden, sowie Diskussionen. Einführende Referate sowie virtuelle Gastvorträge ergänzten die Veranstaltung.
Zoom diente als virtueller Raum und erlaubte die Aufteilung in Kleingruppen. Die Studierenden sammelten und visualisierten die Resultate aus Gruppenaufträgen im Online-Whiteboard Jamboard. In Moodle wurden die Hintergrundliteratur, kurze Quiz und Leitfäden zur Erstellung der benoteten Arbeitsaufträge bereitgestellt sowie die Resultate der Arbeitsaufträge eingereicht.
Nach der Pandemie soll die Veranstaltung zurück in eine Präsenzveranstaltung transformiert werden. Dabei liegt der Fokus auf einer konsequenten Nutzung der gemeinsamen Präsenzzeit für Interaktionen. So sollen auch die einführenden Vorträge sowie die Beiträge der Gastreferierenden in Form von Interviews gestaltet werden, um einen direkteren Austausch mit den Studierenden zu fördern. Gleichzeitig werden auch vermehrt Diskussionen in Kleingruppen zu den einführenden Vorträgen integriert.
Die Gruppenarbeit in festen Teams und deren regelmässige Bewertung bleibt essenzieller Bestandteil des Kurses und wird in Präsenz leichter umzusetzen sein. Auch Moodle als zentrale Plattform zur Material-und Informationsbereitstellung wird weiterhin genutzt werden. Darüber hinaus bleibt Zoom eine praktische Ergänzung, um sich unkompliziert und spontan mit Studierenden auszutauschen.