Neandertaler erlegten Tiere mit Speeren aus der Nähe
Hightech-Messungen von ETH-Ingenieuren halfen Anthropologen zu klären, wie Neandertaler auf der Jagd Tiere töteten.
Für die Jagd benutzten Neandertaler Holzspeere, jedoch nicht etwa als Wurfwaffe, sondern zum Erlegen der Tiere aus nächster Nähe. Dies schliesst ein internationales Team unter Leitung von Wissenschaftlern des Archäologischen Forschungszentrums Monrepos in Neuwied, Deutschland, und Beteiligung von Wissenschaftlern der ETH Zürich in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift externe Seite Nature Ecology & Evolution.
Die Forschenden analysierten zwei in Deutschland gefundene 120'000 Jahre alte Damhirsch-Skelette, die Jagdverletzungen aufweisen. Ausserdem führten die Wissenschaftler ballistische Experimente mit nicht-historischen Hirschknochen und künstlichem Knochenmaterial durch und verglichen dieses mit den Fundstücken.
Für die ballistischen Versuche entwickelten ein Doktorand und ein ETH-Masterstudent der Gruppe von Jonas Buchli, Professor am Institut für Robotik und Intelligente Systeme der ETH Zürich, eine spezielle Messanordnung: Sie brachten an einem Speer mit Holzspitze mehrere Sensoren an, die auch in der Flugrobotik verwendet werden, darunter ein Beschleunigungssensor und eine Kamera. Wissenschaftler sowie trainierte Kung-Fu-Sportler benutzten diese «Hightech-Speere», um mit verschiedenen Sticharten und unterschiedlicher Kraft auf das Knochenmaterial einzuschlagen.
Dank der Messanordnung war es möglich, unter anderem die Bewegung des Speers im Raum und seine Geschwindigkeit zu messen sowie die Aufschlagsenergie zu berechnen. Diese Werte brachten die Wissenschaftler mit den Zerstörungsbildern der Knochen in Zusammenhang, was ihnen half, die Jagdtechnik der Neandertaler nachzuvollziehen.
Weitere Informationen entnehmen Sie der externe Seite Medienmitteilung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz.
Literaturhinweis
Gaudzinski-Windheuser S et al.: Evidence for close-range hunting by Last Interglacial Neandertals, Nature Ecology & Evolution, 25. Juni 2018, doi: externe Seite 10.1038/s41559-018-0596-1