Konzeptuelle Grundlagen

Konzeptionelle Grundlagen und Schlüsselkonzepte, welche für das Verständnis der digitalen Zugänglichkeit zentral sind.

Behinderungsbegriff

Für die Förderung und Sicherstellung der Zugänglichkeit und Inklusivität der ETH eignet sich das Verständnis von Behinderung, wie es von ICF/WHO im externe Seite bio-psycho-sozialen Modell von Behinderung vertreten wird, hervorragend:

In diesem Sinne ist eine Behinderung immer das Ergebnis einer Interaktion zwischen dem Individuum und seiner Umwelt.

Strukturelle vs. individuelle Maßnahmen

Daraus ergeben sich immer mindestens zwei Ansätze für Maßnahmen zur Inklusion und Partizipation von Menschen mit Behinderungen: individuelle vs. strukturelle Maßnahmen: oder Akkomodation vs. Accessibility.

Individuelle Maßnahmen (Akkomodation) beziehen sich auf individuelle Unterstützungsleistungen wie Nachteilsausgleiche, Schreibhilfe oder den (individuellen) Einsatz von Hilfstechnologien wie Rollstühle oder Bildschirmlesegeräte.

Strukturelle Maßnahmen (Accessibility) beziehen sich auf die Umgebung. Z.B. Rampen für Rollstühle oder eine zugängliche technische Infrastruktur, die mit Screenreadern bedient werden kann. Maßnahmen für barrierefreie Lernmaterialien sind strukturelle Maßnahmen.

Universal Design

externe Seite Universal Design ist ein Designkonzept, das darauf abzielt, Produkte, aber auch ganze Systeme, so zu gestalten, dass sie von möglichst vielen Menschen genutzt werden können. Im digitalen Bereich stehen dabei zwei Aspekte im Vordergrund: Die Flexibilität der Nutzung, so dass Benutzeroberflächen und Inhalte leicht an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden können, und die Kompatibilität mit assistiven Technologien (AT), z. B. Screenreadern, wo dies nicht ausreicht.

Die Web Content Accessibility Guidelines WCAG

Die international etablierten und vielerorts rechtlich verbindlichen externe Seite WCAG-Richtlinien für digitale Benutzeroberflächen des W3C können als Umsetzung und Konkretisierung der Prinzipien des Universal Design gesehen werden. In der aktuellen Version 2.2 umfassen die WCAG 87 Erfolgskriterien. Sie fokussieren vor allem auf sensorische, d.h. visuelle und auditive, sowie motorische Beeinträchtigungen. Alle an der ETH empfohlenen Massnahmen orientieren sich an den WCAG. Entsprechend dienen die WCAG auch als Massstab für die Beurteilung von Inhalten und Systemen.

Container vs. Content

Alle Zugänglichkeitsprobleme bzw. Verstöße gegen die WCAG haben in der Regel eine von zwei möglichen Quellen: den Container, das System, die Infrastruktur einerseits, oder den Content, die eigentlichen Inhalte andererseits.

Während Container-Aspekte zentral gelöst oder alternative technische Lösungen gesucht werden müssen, können Inhaltsaspekte meist nur von den Erstellern der Inhalte selbst, den Content-Creators, gelöst werden. Sie sind am besten in der Lage, ihre eigenen Inhalte sinnvoll zu strukturieren, sie wissen am besten, was sie mit einem bestimmten Bild vermitteln wollen und sie wollen die Gestaltung ihrer Inhalte selbst in der Hand behalten. Deshalb ist es so wichtig, die redaktionellen Kompetenzen für Accessibility unter ihnen zu verbreiten.

Das Backbone-Prinzip

Die WCAG akzeptieren ausdrücklich, dass, wenn Inhalte und Informationen redundant in mehreren Versionen verfügbar sind, mindestens eine Version zugänglich gemacht werden muss. Wenn beispielsweise derselbe Inhalt als PDF, als Video und als HTML-Inhalt verfügbar ist, reicht es aus, wenn eine Version vollständig zugänglich gemacht wird.

Auf ganze Kurse angewendet bedeutet dies, dass es nicht notwendig ist, Skripte und Präsentationsunterlagen, Vorlesungsaufzeichnungen und Lernvideos usw. zugänglich zu machen. Es sei denn, einer dieser Kanäle enthält Informationen, die in den anderen Kanälen fehlen.

Wir schlagen vor, dass sich die für die Lehre Verantwortlichen auf einen umfassenden "Haupt"-Kanal konzentrieren, in dem alle relevanten Inhalte verfügbar und vollständig zugänglich sind.

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert