Neu an der ETH: Tapio Schneider

Wie würden Sie einem Kind Ihr Forschungsgebiet erklären?
Tapio Schneider: Ich versuche zu verstehen, wie unser Klima funktioniert: Was bestimmt, wo es wie viel regnet? Wie die Winde zustande kommen? Wann und wo es Wolken gibt? Ich möchte physikalische Gesetzmässigkeiten für das Klima finden. Diese sollten nicht nur für die Erde gelten, sondern auch für andere Planeten.

Was war Ihre Motivation, an die ETH Zürich zu kommen?
Die ETH und die Schweizer Bundesforschungseinrichtungen bieten eine so stabile und solide Infrastruktur wie wahrscheinlich weltweit keine anderen Institutionen. Wir geniessen hier hervorragende Arbeitsbedingungen und grosse wissenschaftliche Freiheit, so dass sich Forschung langfristig planen lässt. Ausserdem lehre ich sehr gerne, und die Lehre wird hier sehr ernst genommen und geschätzt.
Es gab auch persönliche Gründe für den Umzug. Wir wollten, dass unsere Kinder näher an unseren Familien aufwachsen. Die Familie meiner Frau Chiara lebt in Italien, meine in Deutschland und Finnland. Das war sehr weit von Kalifornien entfernt, wo wir das letzte Jahrzehnt gelebt haben.

Wenn Sie nicht Wissenschaftler geworden wären, was dann?
Die statistisch plausibelste Antwort ist, dass ich in einer Versicherung Risiken abschätzen oder Finanzmärkte modellieren würde. Eine etwas romantischere Antwort ist, dass ich die Welt, in der wir leben, verstehen und erklären möchte, und ich mir das auch als Journalist oder Schriftsteller hätte vorstellen können – zumindest als meine Vorstellungen davon noch so diffus waren, dass ich glaubte, ich tauge dazu. Und die ehrliche Antwort ist einfach, dass ich mir über das «Was-hätte-sein-können-wenn» sehr selten Gedanken mache. Ich bin Wissenschaftler aus Leidenschaft.