Gemeinsam für die Medizin der Zukunft

Die Medizin steht mehr denn je im Brennpunkt des individuellen und gesellschaftlichen Interesses – und auch in dem der ETH Zürich.

Medizin
Ein Drittel der ETH-Professuren forscht mittlerweile in neun verschiedenen Departementen direkt oder indirekt an medizinischen Themen. (Grafik: ETH Zürich)

Die Menschen werden nicht nur älter, sie verbringen ihren Lebensabend auch öfter als frühere Generationen bei guter Lebensqualität. Mit neuen Therapien rückt man Krebs zu Leibe und besiegt chronische Krankheiten. Die Medizin dominiert und durchdringt unsere Gesellschaft, sie schafft neue Möglichkeiten, aber auch Probleme und Abhängigkeiten.

Als technisch-naturwissenschaftliche Hochschule trägt die ETH Zürich seit Jahrzehnten massgeblich zur Weiterentwicklung der Medizin bei, sei es durch Grundlagenforschung, durch die Entwicklung von Technologien für Diagnostik und Therapie, deren Transfer in Praxis und Klinik oder durch Lehre, Aus- und Weiterbildung.

Ein Drittel ETH-Professuren beteiligt

Auf dieses breite Engagement in diesem wichtigen Thema ist Detlef Günther, Vizepräsident Forschung und Wirtschaftsbeziehungen, denn auch stolz: «Die ETH ist seit langem umfassend und erfolgreich im weiten Feld der Medizin tätig. Mit unserem Schwerpunkt wollen wir auch zukünftig starke Akzente in diesem Gebiet setzen».

Mittlerweile forscht ein Drittel der ETH-Professuren in neun verschiedenen Departementen direkt oder indirekt an medizinischen Themen. Die Hauptaktivitäten liegen in der Grundlagenforschung, in der Diagnostik, in Medizintechnologien und in der Entwicklung von bioaktiven Substanzen.

Für die ETH Zürich ist aber klar: Moderne medizinische Forschung kann sie nicht im Alleingang betreiben. ETH-Forschende arbeiten daher eng mit medizinischen Fakultäten anderer Universitäten, universitären Spitälern und weiteren Kliniken zusammen. Gerade die personalisierte Medizin erfordert die Zusammenarbeit von Forschenden über Disziplin- und Institutionsgrenzen hinweg. So sind etwa Informatikerinnen und Informatiker, die mit Datenanalysen und maschinellem Lernen die personalisierte Medizin vorwärtsbringen, nicht mehr aus der medizinischen Forschung wegzudenken.

Personalisierte Medizin im Fokus

Aktiv ist die ETH auch in zwei neuen schweizerischen Initiativen zur Förderung der personalisierten Medizin. So ist sie federführend bei der Förderinitiative «Personalized Health and Related Technologies » (PHRT) des ETH-Rats. Ziel dieser Initiative ist es, die Prävention und Behandlung und damit die Qualität sowie Effizienz in der Medizin durch individuell zugeschnittene medizinische Interventionen zu verbessern. Diesen Herbst wurden 48 Projektanträge begutachtet und 27 zur Förderung ausgewählt. Insgesamt verfügt die Initiative über 50 Millionen Franken, um die sich Forschende aller Institutionen des ETH-Bereichs bewerben können.

PHRT versteht sich als Ergänzung zum «Swiss Personalized Health Network » (SPHN), das vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation lanciert wurde. Die ETH Zürich bringt sich dabei aktiv in einen Personalized Health-Cluster ein, der universitäre Einrichtungen und Kliniken auf der Achse Basel-Zürich umfasst.

Zusammenarbeit mit Spitälern

Schon seit einigen Jahren pflegt die ETH eine enge Zusammenarbeit mit der Universität Zürich sowie den universitären Spitälern. Unter dem Dach der «Hochschulmedizin Zürich» (HMZ) arbeiten Forschende der ETH Zürich mit Wissenschaftlerinnen und Klinikern eng zusammen. HMZ fördert Leuchtturmprojekte, welche die Forschenden der beteiligten Institutionen gemeinsam durchführen. Das neueste Projekt «SleepLoop», das im November der Öffentlichkeit präsentiert wurde, ist die Entwicklung eines tragbaren Systems zur auditiven Stimulation des Gehirns, um die Schlafqualität zu verbessern.

Um das gewonnene Wissen möglichst rasch für die Klinik nutzbar zu machen, hat die Hochschule per Anfang Jahr am Departement Gesundheitswissenschaften und Technologie ein neues Institut aus der Taufe gehoben, das Institut für Translationale Medizin. In die gleiche Richtung zielt das Ende 2014 gegründete «Wyss Translation Center», das ETH und Universität Zürich gemeinsam betreiben. Dabei ist ebenfalls die Übertragung von Ergebnissen aus der Grundlagenforschung in Anwendungen für den Gesundheitsbereich zentral.

Nicht zuletzt fördert die ETH über die Gründung von Spin-off-Firmen einen raschen Transfer von Gesundheitstechnologien in die Praxis. Rund 20 Prozent aller Patente und Spin-off-Gründungen der ETH basieren auf möglichen medizinischen Anwendungen.

Neuer Medizin-Bachelor

Auch in der Lehre und Ausbildung stärkt die ETH Zürich die Medizin: Seit diesem Sommer können Studierende an unserer Hochschule auch Medizin studieren. Der erste Studiengang startete mit 100 Studierenden. Der Bachelor-Studiengang ist Teil einer gemeinsamen Ausbildung mit den Universitäten Basel und Zürich sowie der Università della Svizzera Italiana. Die Partneruniversitäten werden die Absolventinnen und Absolventen in ihre Masterstudiengänge aufnehmen.

Das Curriculum des Medizin-Bachelors orientiert sich am neuen Lernzielkatalog für Medizin, der seit diesem Herbst für alle Medizinlehrgänge in der Schweiz gültig ist. Ergänzt werden die Studieninhalte durch eine ETH-spezifische Vertiefung in naturwissenschaftlich-technischen Grundlagen.

Darüber hinaus bietet die ETH seit mehreren Jahren Studiengänge an der Grenze zwischen Medizin und technischen Wissenschaften an, so etwa den Master in Gesundheitswissenschaften und Technologie mit Vertiefung in Medizintechnik.

«Die medizinische Entwicklung ist stark getrieben von Grundlagenforschung und Technologie», sagt ETH-Vizepräsident Detlef Günther. Die ETH sei in diesen Gebieten traditionell stark und werde deshalb in der Medizin eine zunehmend wichtige Rolle spielen – auch eine vermittelnde: «Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Medizin haben andere Kulturen und sprechen unterschiedliche Sprachen. Wir sind dabei, diese Welten aktiv zusammenzubringen.»

Dieser Artikel ist in der letzten Ausagbe des ETH-Magazins «life» erschienen.

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