Respekt auf den Punkt gebracht

«Der Spruch geht gar nicht, der ist viel zu provokant!», «Ach, der ist zu weich, es braucht klare Worte», «Damit überspannt ihr den Bogen!»

So gingen die Diskussionen im Vorfeld der Respekt-Kampagne in unserem Projektteam. Die Linie aber war klar: Es sollen deutliche Botschaften sein, die Diskussionen auslösen. Ähnlich kontrovers waren zu Beginn auch die Rückmeldungen, die wir auf die Plakate wie «Welcome. You Nerd.» oder «Du bist schlau. Für eine Frau.» erhielten. Die Kampagne hat Reaktionen ausgelöst. Was mich gefreut hat: Das anfängliche «Brauchen wir das wirklich?» machte einem «Wir müssen für die verbindenden Werte der ETH einstehen!» Platz.

Eines wurde schnell klar – Respekt geht alle an: Professorinnen und Professoren, Mitarbeitende und Studierende. Die ETH kann nicht wegschauen, wenn es zu Respektlosigkeit kommt, und wir alle wollen hinschauen und handeln. Denn fehlender Respekt beeinträchtigt Leistung und Zusammenarbeit, verletzt die Würde von Menschen. Eine Kampagne darf deshalb auch über das Nachdenken hinaus Emotionen wecken.

Das bestärkt uns, die gemeinsamen Werte, die immer zum Ausdruck kamen, in einem zweiten Kampagnenteil in den Vordergrund zu stellen. Mit einem hochschulübergreifenden Verhaltenskodex Respekt wollen wir darauf aufmerksam machen, dass wir alle mit Klarheit und Verantwortung ein Umfeld von Vertrauen, Dialog und Wertschätzung prägen.

Der Code of Conduct, der in einer breiten Diskussion mit Departementen, Hochschulgruppen und Schulleitung ausgearbeitet wurde, beschreibt die Grundsätze des gegenseitigen Miteinanders. Er zeigt auf, wo unangemessenes Verhalten beginnt. «Lesen. Leben.» soll es auf den Punkt bringen: Wir alle können einen Beitrag leisten. Sie finden im Code of Conduct, der Ihnen Anfang April zugeschickt wurde, Hinweise, wo Sie Unterstützung finden und wie Sie handeln können – auch wenn Sie respektloses Verhalten «nur» beobachten.

Ähnlich wie zur Startphase der Kampagne sind in verschiedenen Gebäuden der ETH Plakate und Aufkleber zu finden, bei denen erneut der Punkt die positive von der respektlosen Aussage trennt. Alle neuen Mitarbeitenden werden an den Willkommensveranstaltungen informiert.

Ich freue mich, dass die ETH mit dem Code of Conduct klar Stellung bezieht. Was zählt, ist aber nicht das Dokument, sondern dass die Werte jeden Tag gelebt werden: hinsehen, ansprechen, den Mut haben einzustehen und zu handeln, wenn es nötig ist. Das ist unser Ziel, für heute und für die Zukunft.

Lukas Vonesch
Bild: ETH Zürich / Daniel Winkler

Lukas Vonesch ist Direktor Personal an der ETH Zürich und massgeblich an der Respekt-Kampagne beteiligt. Dieser Text stammt aus der aktuellen Ausgabe von «life», welche am 16. April 2018 erscheint.

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