Zoom in der Kritik – wie die ETH damit umgeht
Zoom ist durchgestartet, auch an der ETH. Inzwischen lösen Medienberichte Verunsicherung aus: Zu reden geben Datensicherheit und der Schutz der Privatsphäre. Rui Brandao, Chef der Informatikdienste, gibt Antworten auf Fragen rund um Zoom und weitere Kommunikationsplattformen an der ETH.
Herr Brandao, zu Beginn gleich die Frage, die vielen unter den Nägeln brennt: Dürfen ETH-Angehörige Zoom weiterhin nutzen?
In der aktuellen Ausnahmesituation überwiegen die Vorteile von Zoom mögliche Nachteile. Deshalb hat die Schulleitung entschieden, dass Zoom an der ETH während des Notbetriebs eingesetzt werden darf, konkret bis Ende des Frühlingssemesters. Dabei spielte auch der Entscheid des Datenschutzbeauftragten des Kantons Zürich eine Rolle, der die Nutzung während der Corona Krise genehmigt hat. Der eidgenössische Datenschützer hat sich zu dieser Frage nicht geäussert. Doch erlaubt der Bund die Nutzung von Cloudprodukten, die im Ausland gehostet werden, wenn sie gewisse Bedingungen erfüllen. Bei Zoom ist das gegeben. Für die Zeit nach dem Notbetrieb wird die Verwendung von Zoom neu beurteilt werden.
Weshalb ist Zoom so populär?
Die Plattform ist zuverlässig, sie skaliert auch für eine grosse Anzahl Nutzender und hat sich gerade für das Übertragen und Aufzeichnen von Lehrveranstaltungen hervorragend bewährt. Für die aktuelle Coronakrise müssen wir festhalten, dass der Lehrbetrieb ohne die Nutzung eines Tools wie Zoom kaum hätte fortgeführt werden können.
Weshalb steht Zoom in der Kritik?
Zoom wird vorgeworfen, Personendaten an Dritte weiterzugeben, etwa an Soziale Medien. Wer sich aber über die ETH bei Zoom registriert, muss einzig die Email-Adresse angeben, damit die Registrierung geprüft werden kann. Weitere Personendaten werden von Zoom nicht abgefragt. Den Kontakt zu Zoom haben die Informatikdienste, die selbstverständlich keine Personendaten übermitteln. Und dann gibt es auch die Möglichkeit, an Zoom-Meetings teilzunehmen, ohne sich zu registrieren.
Erhebt Zoom weitere Daten?
Die Zoom-Clients übermitteln auch eine Reihe technischer Daten, beispielsweise Informationen über das Betriebssystem oder den verwendeten Browser. Solche Informationen werden benötigt, um für die Nutzenden einen möglichst guten Komfort zu gewährleisten. Jedoch steht Zoom im Verdacht, die Daten auch an Dritte zu verkaufen, was das Unternehmen aber bestreitet. In jüngster Zeit hat es grosse Anstrengungen unternommen, um allfällige Zweifel hierzu zu beseitigen.
Man konnte auch vom sogenannten Zoom-Bombing lesen. Was versteht man darunter?
Beim Zoom-Bombing verschaffen sich unerwünschte Gäste Zugang zu einer Veranstaltung und stören diese. Mir ist an der ETH bisher ein solcher Fall bekannt. In diesem Fall wurde der Zugangscode zum Meeting öffentlich kommuniziert. Um das zu verhindern, können verschiedene Massnahmen ergriffen werden: Der Zugang zum Meeting kann mit einem Passwort geschützt werden, und wenn alle eingeladenen Teilnehmenden dabei sind, kann das Meeting «abgeschlossen» werden. Ungebetene Gäste können von den Organisatoren aber auch aus der Veranstaltung ausgeschlossen werden. Generell gilt: Links zu Online-Meetings sollen nur an diejenigen verteilt werden, die an der Veranstaltung teilnehmen sollen. Zum richtigen Umgang mit Zoom haben wir ein paar wichtige Hinweise zusammengestellt.
Und wenn es nicht Zoom sein soll. Welche Alternativen gibt es?
Wir haben Zoom vor allem für den Lehrbetrieb vorgesehen. Für Online-Besprechungen und -Sitzungen empfehlen wir, Microsoft Teams zu verwenden. Eine einfache Version dieser Plattform haben wir angesichts der Coronakrise allen ETH-Angehörigen kurzfristig zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus stellen wir für Besprechungen auch Werkzeuge zur Verfügung, die nicht in der Cloud, sondern auf ETH-Servern betrieben werden. Das ist einerseits Riot und andererseits Skype for Business, welches aber von Microsoft in den kommenden Jahren eingestellt wird. Für Online-Lehrveranstaltungen sind diese beiden Tools aber nicht geeignet. Und sie sind hinsichtlich der Funktionalität Teams deutlich unterlegen.
Sie sprechen von einer einfachen Version…
Ja, in einem ersten Schritt standen Möglichkeiten zur einfachen Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen im Home-Office im Vordergrund. Alles musste sehr schnell gehen und deshalb haben wir gewisse Funktionalitäten zurzeit noch unterdrückt. Teils aus technischen Gründen, aber auch, um die IT-Supportteams mit Fragen nicht zu überlasten. Wir gehen davon aus, dass wir eine deutlich erweiterte Version spätestens zum Semesterende allen zur Verfügung stellen können.
Und wie sieht es mit der Datensicherheit bei Teams aus?
Hier sind wir rechtlich viel besser abgesichert. Die Daten liegen zum einen in Rechenzentren der Schweiz, zum anderen in Ländern der Europäischen Union. Wir haben klare Verträge mit Microsoft, die auch vom Datenschutzbeauftragten des Kantons Zürich für gut befunden wurden. Alle Funktionalitäten, die Daten in anderen Ländern hinterlegen, schliessen wir bis auf Weiteres aus. Letztlich spricht aber auch noch ein finanzielles Argument für Teams. Wir müssen für die Nutzung keine separaten Gebühren bezahlen, weil sie in der Microsoft-Office-Lizenz inbegriffen ist.
Alle aktuellen Information rund um das Coronavirus an der ETH Zürich finden Sie unter www.ethz.ch/coronavirus.