Drei Wünsche zur Stabsübergabe
Normalerweise hättest Du in diesen Tagen den Mitarbeitenden von Services persönlich gedankt. Du hättest uns mit einer von Dir illustrierten Weihnachtsgeschichte oder einem Jahresrückblick mit Bildern überrascht. In diesem Jahr läuft alles anders. Lieber David, nach zwölf Jahren verlässt Du die ETH Zürich.
Covid-19-bedingt fehlt der persönliche Händedruck zum Austritt. Lass uns darum im Gespräch zurückblicken: David, was hat Dich 2008 an die ETH gebracht?
Dr. David Müller, Leiter Abteilung Services: Der Abschied auf Distanz fällt schwer, umso mehr freut mich dieser «Rückblick». Als ich 2008 die Stelle als Projektleiter des Projekts Science City annahm, fühlte ich mich von Beginn an stark motiviert, einen Standort wie den Hönggerberg mitgestalten zu dürfen. Wir waren eine kleine Gruppe und führten die Meetings am runden Tisch durch.
Heute sitzen wir um mehrere Tische, an mehreren Standorten. Was bedeutet Dir – Jahre nach Science City – der Hönggerberg?
Dank Services durfte ich viel und an unterschiedlichsten Orten der ETH unterwegs sein. Dennoch ist der Hönggerberg immer mein Zuhause geblieben. Ich fühle mich hier sehr wohl: städtisch und im Grünen zugleich – mit spannenden und wunderbaren Menschen. Dieser Standort bietet viel und ist einzigartig.
Welche Personen haben Deinen Weg geprägt?
Diese Liste ist lang, sehr lang. In all den Jahren durfte ich von vielen interessanten Persönlichkeiten lernen: von meinen Vorgesetzten, von meinen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Abteilungen und nicht zu vergessen von all den Services-Mitarbeitenden. Durch sie alle habe ich die ETH aus verschiedenen Perspektiven kennengelernt. Begegnungen mit der interessierten Bevölkerung oder den Studierenden vor Ort prägen ebenso meinen Rückblick. Wenn ich mich auf dem Gelände oder in den Gebäuden bewegte, traf ich immer auf Menschen, mit denen ich ein kurzes – manchmal auch längeres – Gespräch führen konnte. Oder es gab einen Gruss über die Strasse. Ich bin dankbar für unzählige gute, inspirierende Gespräche. Diese Gespräche, dieser Austausch, diese Momente werden mir fehlen.
Bei über 120 Services-Mitarbeitenden erhältst Du bestimmt viele Grüsse über die Strasse. Vom Projektteam zur Abteilung mit sechs Sektionen: Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Services vereint viele Schnittstellen des täglichen Bedarfs an einer Hochschule. Es ist keine Frage der Grösse; entscheidend ist die Entlastung unserer Kundinnen und Kunden. Sie sollen sich auf ihre Arbeit und Leidenschaft konzentrieren können. Ich vergleiche meine Vision von Services gerne mit einem guten Service in einem Restaurant: Gutes, erfahrenes Service-Personal bemerkt meine Bedürfnisse sofort. Habe ich keinen Wunsch, wartet die Gastrofachfrau oder der Gastrofachmann nicht permanent neben meinem Tisch. Eine Zurückhaltung mit hoher Reaktionsfähigkeit ist aus meiner Sicht zentral. Sie bedingt das Kennen der möglichen Bedürfnisse eines Gastes und das Funktionieren der Zusammenarbeit mit anderen Einheiten – wie der Küche. Und das Service-Personal muss seinen Job mögen, besser noch lieben. Ansonsten fühle ich mich als Gast nicht wohl.
Gründet hier der Punkt, der für Dich Services ausmacht?
Einerseits ja. Ich bin immer wieder fasziniert, mit welcher Hingabe, Identifikation und Verbundenheit zur ETH die Mitarbeitenden in den diversen Gebieten arbeiten. Andererseits wurde mir über die letzten Wochen bewusst, dass die Abteilung Facetten einer Familie zeigt, was mir sehr gefällt. Gegenseitiges Kennen und Vertrauen sind zentral. Man muss wissen, was der andere tut und wie man ihn unterstützen kann. Zusammen geht’s einfach besser.
Mit welchem Wunsch übergibst Du die Führung von Services?
Es freut mich, dass Stephanie Braunwalder zusammen mit einem erfahrenen Führungsteam die Abteilung ad interim leiten wird. Stephi hat ein gutes Gespür für die Kundenbedürfnisse, sie hat eine klare Vorstellung von Dienstleistungen und kennt die Zusammenhänge an der ETH bestens.
Mit meiner «Stabsübergabe» verbinde ich drei Wünsche: Erstens, dass alle gut auf sich achtgeben. Egal ob im privaten Umfeld, bei der Arbeit, in einem eingespielten oder neuen Team – in welcher Funktion auch immer – schaut zueinander. Zweitens wünsche ich den Mitarbeitenden, dass sie ihre Freude am gemeinsamen Verwirklichen von Ideen behalten. Und drittens, dass sie dabei das Schöne und Positive im Auge behalten, was gerade in diesen Tagen nicht selbstverständlich ist. In diesem Sinne: vielen Dank für dieses Interview.