Die zweite Lecture des Swiss Year of Scientometrics: Reframing scientometrics

Die Szientometrie steht vor der Herausforderung, sich der Kritik an Hochschulrankings und Publikationsmetriken zu stellen. Es genügt nicht, neue Indikatoren zu entwicklen – es ist vielmehr entscheidend zu verstehen, was quantifiziert wird und was die Hintergünde hierfür sind. In diesem Vortrag wird thematisiert, wie das ontologische Verständnis von Wissenschaft beeinflusst, was wir zählen und wie wir es interpretieren. Die Szientometrie, so das Argument, soll sich auf Informationsflüsse konzentrieren und Wissenschaftler:innen als Teil eines sich selbst organisierenden Systems statt als konkurrierende Einheiten ansehen.

Der Vortrag beleuchtet, wie die heutige Szientometrie und die Auswirkungen von Forschungsevaluierungssystemen, einschließlich des Publikationsdrucks und des Missbrauchs von Metriken, auf eine atomistische und individualistische Ontologie zurückgehen, die von Derek J. de Solla Price entwickelt wurde. Prices Ansatz erlaubt Einblicke in die Gestaltung unseres heutigen Verständnisses von Wissenschaftsmessung. Obwohl Price' Paradigma in der westlichen Szientometrie unangefochten ist, bietet dieser Vortrag alternative Perspektiven aus dem mittel- und osteuropäischen Raum, die vor mehr als 100 Jahren entstanden sind. Der Vortrag beleuchtet vernachlässigte historische Überlegungen und zeigt, dass viele Lösungsversuche aufgrund der zugrunde liegenden ontologischen Annahmen erfolglos waren. Abschließend zieht der Vortrag Lehren auf Basis der historischen Analyse, für die aktuelle scientometrische Praxis auf lokaler und globaler Ebene.

Im Anschluss der Veranstaltung gibt es die Gelegenheit zur Diskussion der aufgeworfenen Fragen und Ansätze.