Der «Trump Effekt» und die Rekrutierung

Beeinflusst die Wahl von Donald Trump die Rekrutierung von Professorinnen und Professoren an der ETH Zürich?

March for scinece
In Washington und weltweit demonstrierten Forscherinnen und Forscher für den Wert der Wissenschaft und gegen «alternative Fakten». (Bild: Keystone)

In den vergangenen Monaten wurden wir mehrfach von Journalisten gefragt, ob wir einen «Trump Effekt» spüren, das heisst vermehrt Bewerbungen aus den USA erhalten, wie dies laut Medienberichten in Kanada der Fall ist. Selbstverständlich liegt uns die Information zum Herkunftsland der Kandidaturen vor. Bisher wurden aber diesbezüglich keine statistischen Auswertungen vorgenommen, weil dies für uns nicht wirklich von Interesse ist. Letztendlich zählen weder Anzahl noch Herkunft der Bewerbungen, sondern nur die für die ETH Zürich gewonnenen Forschenden, die sich auf die hiesige Kultur einlassen und nachhaltig an der ETH Zürich und in der Schweiz integriert werden können.

Ende letzten Jahres, unmittelbar nach der Wahl von Donald Trump, sind an der ETH Zürich sogar zwei Berufungsverhandlungen mit Kandidaten aus den USA gescheitert (darunter ein Europäer) – zu einem Zeitpunkt, als andere Schweizer Hochschulen bereits die Intensivierung des Headhuntings in den USA angekündigt haben.

Birgit Kessler
«Die ETH Zürich richtet die Rekrutierung von Professorinnen und Professoren an ihrer langfristigen Strategie aus und nicht an politischen Ereignissen einzelner Länder.»  Birgit Kessler, Leiterin Stab Professuren

Die aktuelle Statistik von Mitte 2017 zeigt, dass von den bisher 25 erfolgten Ernennungen in diesem Jahr lediglich vier Personen aus den USA rekrutiert wurden (alle auf Stufe Assistenzprofessur), was sogar noch unter dem üblichen Schnitt der vergangenen Jahre von etwa 25 Prozent liegt. Da schliesst sich natürlich die Frage an, warum die ETH Zürich nicht aktiv auf diese Opportunität reagiert und gezielt Spitzenforscherinnen und -forscher in den USA anspricht? Die Erklärung ist naheliegend: Die ETH Zürich richtet die Rekrutierung von Professorinnen und Professoren im Allgemeinen an ihrer langfristigen Strategie aus und nicht an politischen Ereignissen einzelner Länder.

Die vom Präsidenten eingesetzten Berufungskommissionen werden von jeher instruiert, ungeachtet der eingegangenen Bewerbungen, zusätzlich nach weiteren brillanten Personen des gewünschten Fachgebiets zu suchen und diese zu motivieren, sich zu bewerben. Dabei spielt das Herkunftsland keine Rolle. Was zählt, ist die wissenschaftliche Qualität und Innovationskraft der Forschung sowie eine exzellente Lehrbefähigung und die Bereitschaft, sich auf das neue Umfeld und die ETH-Kultur einzulassen. Ob sich der «Trump Effekt» nach einiger Zeit in der Rekrutierungsstatistik der ETH Zürich niederschlagen wird, bleibt abzuwarten.

Stab Professuren

Birgit Kessler ist Leiterin des Stab Professuren der ETH Zürich. Der Stab Professuren unterstützt den ETH-Präsidenten bei der Professurenplanung, der Berufung neuer Professorinnen und Professoren sowie bei deren Anliegen während der Amtszeit bis hin zur Emeritierung. www.ethz.ch/stab-professuren  

Das neue ETH-Magazins «life» ist da

Dieser Artikel ist im aktuellen «life» erschienen. Die Titelgeschichte beleuchtet die neue Respket-Kampagne der ETH Zürich und deren Hintergründe.

Mit dieser Ausgabe startet ausserdem eine vierteilige Serie über die thematischen Forschungsschwerpunkte der ETH Zürich. Der erste Einblick widmet sich ganz dem Thema Datenwissenschaft. Wie die ETH Flugreisen von ETH-Angehörigen reduzieren will, erläutert zudem ETH-Vizepräsident Ulrich Weidmann im Gespräch. Er ist überzeugt, dass die Forschungsleistung nicht geschmälert wird, wenn weniger geflogen wird.

Ausserdem berichtet «life» über die Betriebssanitäterinnen und -sanitäter an der ETH, und Linda Schädler verrät im Porträt, was sie als Leiterin der Graphischen Sammlung an ihrer Arbeit besonders schätzt.

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