«Der Arbeitgeber ETH hat eine sehr gute Lösung gefunden»
Die Pensionskasse des Bundes PUBLICA passt per 1. Januar 2019 den technischen Zinssatz und den Umwandlungssatz an, der die Höhe der neu ausgesprochenen Renten bestimmt. Dieter Stohler, Direktor von PUBLICA, erklärt die Hintergründe.
Intern aktuell: Herr Stohler, PUBLICA hat beschlossen, per 1. Januar 2019 die technischen Parameter – den technischen Zins und den Umwandlungssatz – zu senken. Können Sie die Gründe erläutern?
Dieter Stohler: Es gibt zwei Aspekte: Einerseits erwarten wir wegen des gesunkenen Zinsniveaus tiefere Anlageerträge. Der zweite Aspekt ist die in der Schweiz weiter steigende Lebenserwartung; eine Rente wird immer länger ausbezahlt. Diese beiden Faktoren führen dazu, dass wir den Umwandlungssatz senken müssen. Für ein gegebenes Alterskapital fällt die Rente tiefer aus.
Sie erwarten tiefere Anlagerenditen. Ist das vergangene Jahr für PUBLICA mit einer Rendite von 6,75 Prozent ein Ausreisser nach oben?
Ja. Entscheidend ist der Durchschnitt über mehrere Jahre. In den letzten 15 Jahren betrug die durchschnittliche Rendite etwa 3 Prozent. Das reicht nicht, um die Verpflichtungen gleichmässig für Aktive und Rentner zu finanzieren. Denn die Rentenverpflichtungen sind zu einem technischen Zinssatz von 2,75 Prozent bilanziert. Das heisst, die Rentner haben ein lebenslanges Zinsversprechen von 2,75 Prozent.
Dazu kommt, dass wir jedes Jahr zusätzlich 0,6 Prozentpunkte Rendite brauchen, um die Zunahme der Lebenserwartung zu finanzieren. Andererseits beträgt die erwartete Anlagerendite für die nächsten Jahre im Schnitt rund 2 Prozent. Deshalb hat PUBLICA beschlossen, den technischen Zinssatz von 2,75 auf 2 Prozent zu senken. Somit sinkt auch der Umwandlungssatz von 5,65 auf 5,09 Prozent. Zum teilweisen Erhalt des Rentenniveaus wurden flankierende Massnahmen beschlossen, unter anderem die Erhöhung der Sparbeiträge. Diese steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundesrates, der im April entscheidet.
Gibt es weitere Gründe für die Senkung?
Ein wichtiges Argument zugunsten der Anpassung des technischen Zinssatzes ist auch, die Rentner und die aktiven Versicherten möglichst gleich zu behandeln. In den letzten Jahren musste man für die Rentner so viel Kapital bereitstellen, dass für die Verzinsung der Guthaben der aktiven Versicherten weniger übrig blieb.
Sie rechnen mit einer Rendite von 2 Prozent. Wie hat PUBLICA investiert?
Wir haben schwergewichtig in Obligationen investiert, der Aktienanteil beträgt 29 Prozent und der Zielwert für Immobilien liegt bei 11 Prozent. Dazu kommen Edelmetalle und private Fremdkapitalanlagen. Wir sind bei den Immobilien noch unter 11 Prozent, da wir vor allem im Ausland noch am Aufbau von Immobilieninvestitionen sind.
Für die Anlagen ist PUBLICA zuständig, nicht das ETH-Vorsorgewerk.
Das Vorsorgewerk ETH-Bereich verfügt über ein eigenes paritätisches Organ, quasi den «Stiftungsrat» der ETH-Pensionskasse. Und der ETH-Bereich hat je einen Arbeitgeber- und Arbeitnehmersitz in der Kassenkommission der PUBLICA. Dieses oberste Organ der PUBLICA hat gleich viele Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter.
Einige Führungskompetenzen sind der Kassenkommission zugewiesen; einige hat sie an das paritätische Organ des Vorsorgewerks ETH-Bereich delegiert. Im Bereich Vermögensanlagen hat das paritätische Organ des ETH-Bereichs keine Kompetenzen. Die Anlagen sind bei PUBLICA über alle angeschlossenen Vorsorgewerke gepoolt.
Da aber der ETH-Bereichs-Arbeitnehmervertreter in der Kassenkommission – Philippe Thalmann, Professor an der EPFL – gleichzeitig auch Mitglied des Anlageausschusses der PUBLICA ist, kann der ETH-Bereich indirekt auch auf die Anlagepolitik Einfluss nehmen.
Wie autonom ist das Vorsorgewerk des ETH-Bereichs?
Die Autonomie des ETH-Bereichs und der ETH sieht man bei den Abfederungsmassnahmen, wo sich das Vorsorgewerk ETH-Bereich zusammen mit dem Arbeitgeber ETH verantwortungsbewusst gezeigt und eine sehr gute Lösung gefunden hat. Das ETH-Vorsorgewerk hat über Jahre mit einer sehr vorsichtigen Politik zusätzliche Rückstellungen geäufnet, sodass es sich eine so grosszügige Lösung leisten kann.
Wenn man sich Sorgen über eine genügend hohe Rente macht: Lohnen sich freiwillige Einkäufe in das Vorsorgewerk ETH-Bereich?
Einkäufe haben noch immer einen Beitrag zur Erhöhung der Rente geleistet - auch wenn heute für einen Franken Rente mehr einbezahlt werden muss als früher. Bei uns hat die Verzinsung des Guthabens nie weniger als 1 Prozent betragen, was im Vergleich zur Verzinsung auf einem Bankkonto von Vorteil ist. Zudem sind Einkäufe steuerlich abzugsfähig.
Glossar
externe Seite Der Technische Zinssatz entspricht der angenommenen Verzinsung des Guthabens nach der Pensionierung und ist abhängig von der erwarteten Rendite, beziehungsweise eine Funktion derselben.
externe Seite Der Umwandlungsatz wird mit dem Rentenguthaben zum Zeitpunkt der Pensionierung multipliziert und bestimmt die Höhe der jährlichen Rente.
Weitere Infos unter: externe Seite publica.ch.
Antworten auf häufige Fragen: externe Seite Anpassung der technischen Parameter per 1. Januar 2019.
PUBLICA in Kürze
Die Pensionskasse des Bundes PUBLICA ist eine selbständige öffentlich-rechtliche Vorsorgeeinrichtung. Sie ist als Sammeleinrichtung mit aktuell 20 Vorsorgewerken organisiert.
PUBLICA betreut rund 64‘000 versicherte Personen und rund 42‘000 Rentenbeziehende der Bundesverwaltung, des ETH-Bereichs sowie weiterer dezentraler Verwaltungseinheiten und von rund 70 Organisationen, die dem Bund nahestehen oder öffentliche Aufgaben des Bundes, eines Kantons oder einer Gemeinde erfüllen.
Mit einer Bilanzsumme von aktuell rund 40 Mia. Schweizer Franken gehört sie zu den grössten Pensionskassen der Schweiz. Oberstes Führungsorgan ist die Kassenkommission PUBLICA. Dieter Stohler ist seit dem 1. Januar 2012 der Direktor der PUBLICA (vgl. externe Seite Medienmitteilung PUBLICA vom 30. Juni 2011).