Die Lehren des Fernunterrichts in der Mathematik
Das Departement Mathematik ist verantwortlich für den Mathematikunterricht in allen Studiengängen der ETH. Den Corona-bedingten Notbetrieb hat es genutzt, um auf Fernunterricht umzustellen. Vier Studierende und Dozierende berichten von ihren Erfahrungen.
Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus hat die ETH Zürich im März den Präsenzunterricht eingestellt und die Digitalisierung der Lehrveranstaltungen ausgebaut. In vier Interviews, die das Mathematikdepartement heute auf seiner Website veröffentlicht hat, erzählen Max Reinhardt, Valentin Bosshard, Andreas Steiger und Afonso Bandeira, wie sie die Umstellung auf den Fernunterricht erlebt haben und welche Schlüsse sie daraus ziehen.
Max Reinhardt ist Bachelorstudent in Mathematik im 6. Semester und Vizepräsident des VMP, des Vereins der Mathematik-, Physik- und RW-Studierenden an der ETH. Im folgenden Interview spricht er darüber, wie er die Umstellung auf Fernunterricht erlebt hat. «Es gab ja verschiedene Kombinationen von Aufzeichnungen und Online-Präsenz: die ganz ‹normale› Zoom-Vorlesung, bei der live Fragen gestellt werden konnten oder im Voraus aufgenommene Videos, bei denen die Dozenten während der regulären Vorlesungszeit im Chatraum waren und Fragen live beantwortet haben. Das fand ich eine ganz coole Sache. Alles in allem hat das sehr gut geklappt. Ich habe kaum etwas Negatives zur Umstellung gehört», sagt er.
Valentin Bosshard ist Übungsorganisator für Analysis, eine der beiden grossen Basisjahr-Vorlesungen für Bachelor-Studierende. Mit dem Dozenten Peter Jossen und rund zwanzig Hilfsassistierenden organisiert er den Vorlesungs- und Übungsbetrieb. In einem Interview erzählt er, welche Herausforderungen zu meistern waren. «Es war ein bisschen chaotisch, weil man zu Beginn nicht so recht wusste, was noch erlaubt war und was nicht», sagt er im Rückblick auf die erste Woche im März. Heute lautet sagt er: «Mit Ausnahme des Korrekturaufwands, ist die Umstellung erstaunlich reibungslos verlaufen. Zusammen mit den Hilfsassistierenden konnten wir dank spannenden und kreativen Videolösungen den Übungsbetrieb erfolgreich umstellen.»
Als Mathematikdozent evaluiert Andreas Steiger zusammen mit Kolleginnen und Kollegen neue Formen der Lehrunterstützung. Im Interview sagt er: «Die Umstellung war für mich eine extrem positive Erfahrung. Es hat super funktioniert. Die ETH war vorbildlich vorbereitet für die Umstellung und konnte die notwendige Technik, wie das Videokonferenztool Zoom oder die Aufzeichnungstechnik in den Hörsälen schnell auf die neuen Bedürfnisse anpassen.» Wird sich die Lehre nachhaltig verändern? «Ich könnte mir vorstellen, dass man lockerer gegenüber dem Distanzunterricht wird», sagt er, «ein interessanter Nebeneffekt war sicher, dass sich die Dozierenden mal wieder überlegen mussten, wie ihr Unterricht eigentlich grundsätzlich funktioniert.»
Afonso Bandeira ist Professor für Mathematik im Gebiet der Datenwissenschaften. Er ist seit September 2019 an der ETH Zürich tätig. Gefragt nach dem Fernunterricht, sagt er im Interview: «Im normalen Unterricht versuche ich, die Studierenden so weit wie möglich einzubeziehen, indem ich ihnen Fragen stelle, die sie zum nächsten Schritt führen sollen. Manchmal funktionieren allein ihre Gesichtsausdrücke als Antwort. In der Videokonferenz war es sehr schwierig, das Publikum zu lesen. Wenn ich nun wieder einen Fernunterricht durchführe, werde ich von jetzt an, da sowohl ich als auch die Studierenden mehr daran gewöhnt sind, versuchen, ein System zu entwickeln, bei dem die Studierenden stärker zur Teilnahme ermutigt werden.»
Die vier vollständigen Interviews sind zuerst im Newskanal des Mathematikdepartements erschienen.