Generelle Maskenpflicht in Innenräumen der ETH Zürich
In Anbetracht steigender Corona-Infektionszahlen und der neu entdeckten Virusvariante mahnt der Leiter des Corona-Krisenstabs der ETH Zürich, Ulrich Weidmann, zu weiter erhöhter Vorsicht. Neu gilt die Maskentragpflicht in den Gebäuden auch an allen Arbeitsplätzen ausser in Einzelbüros.
Ab Mittwoch, 1. Dezember, gilt an der ETH Zürich in allen Innenräumen eine generelle Maskentragplicht, neu also auch an Büroarbeitsplätzen und an Sitzungen. Davon ausgenommen sind einzig Mitarbeitende, die sich allein in einem Raum befinden. Mit dieser Sofortmassnahme reagiert die Schulleitung auf die rasch steigende Zahl der Neuinfektionen sowie die neu aufgetretene Virusvariante Omikron. Ausserdem empfehlen Schulleitung und Krisenstab nachdrücklich, Sitzungen wieder vermehrt virtuell abzuhalten und grosse Zurückhaltung bei sozialen Anlässen walten zu lassen. Wichtigstes Ziel von Schulleitung und Krisenstab bleibt es, die Lehre bis zum Semesterende wenn immer möglich in Präsenz durchzuführen.
ETH-Vizepräsident Ulrich Weidmann, Leiter des Covid-Krisenstabs, nimmt zur aktuellen Situation Stellung.
Herr Weidmann, die Schulleitung hat auf Antrag des Krisenstabs eine generelle Maskenpflicht in Innenräumen beschlossen. Gibt es bereits wieder einen neuen Masterplan?
Wir sind im Moment in einer sehr unberechenbaren Phase der Pandemie. Wir müssen davon ausgehen, dass Bund oder Kanton in den nächsten Tagen neue Vorschriften erlassen. Diese werden wir zu gegebener Zeit in einem neuen Masterplan berücksichtigen. Die Einführung der generellen Maskenpflicht in Innenräumen mit Ausnahme von Mitarbeitenden, die allein in einem Raum sind, ist eine einfach verständliche und sehr wirksame Sofortmassnahme. Sie soll dazu beitragen, Ansteckungen zu vermeiden und ergänzt den bisher geltenden Masterplan, der bis auf Weiteres gültig bleibt.
Neben dieser Vorschrift ruft die ETH ihre Angehörigen zu Zurückhaltung bei sozialen Anlässen auf. Noch Anfang November kommunizierte sie, dass Weihnachtsessen organisiert werden können. Führt diese Richtungsänderung nicht zu Verunsicherung?
Es ist keine grundsätzliche Richtungsänderung. Mit Blick auf die mentale Gesundheit, aber auch auf den Teamgeist, werden soziale Anlässe und Veranstaltungen immer wichtiger. Wir müssen schauen, dass wir unser soziales System nicht gefährden. Mit Blick auf die physische Gesundheit ist es uns aber in der jetzigen Situation ein grosses Anliegen, dass dabei alle ETH-Angehörigen grosse Vorsicht walten lassen. Denn hier lauert gleichzeitig die grösste Gefahr einer Ansteckung. Dieses Dilemma können wir nicht mit einem Regelwerk auflösen. Vielmehr ist die Eigenverantwortung jedes und jeder Einzelnen gefragt. Je kleiner die Gruppe und je kürzer der Anlass, desto sicherer ist er. Idealerweise finden solche Anlässe auch nicht in einem engen Innenraum statt, sondern besser draussen oder jedenfalls unter grosszügigen Platzverhältnissen. Am wichtigsten ist aber, dass sich alle Teammitglieder wohl fühlen und niemand ausgeschlossen wird. Wenn Zweifel im Team bestehen, ist eine Absage oder Verschiebung in jedem Fall besser.
Wie sieht es mit dem neuen Masterplan aus, der alle Mitarbeitenden auffordert, für mindestens ein bis zwei Tage an die ETH zurückzukehren. War das ein Fehlentscheid?
Ich kann nachvollziehen, dass der Eindruck entsteht, Krisenstab und Schulleitung hätten die Zügel etwas gar stark gelockert. Im Vergleich zu vielen anderen Firmen und Institutionen sind wir aber immer noch restriktiv. Wir hatten Anfang September empfohlen, wieder vermehrt an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Durch die Arbeit vor Ort hat sich in vielen Teams bereits eine neue Dynamik eingestellt. Wenn nun einzelne Mitarbeitende keine Gelegenheit haben, diesen wiederentdeckten Geist der Zusammenarbeit zu erleben, drohen sie, abgehängt zu werden. So haben wir die Empfehlung in eine Erwartung umformuliert und gleichzeitig die Vorgaben vereinfacht.
Manchenorts wurde die Änderung dennoch als grosse Lockerung interpretiert…
Der Zeitpunkt der Kommunikation erwies sich rückblickend tatsächlich als ungünstig. Die Signalwirkung war nicht gut. Doch für die meisten Mitarbeitenden änderte sich nichts, nämlich für alle, die der Empfehlung bereits gefolgt waren und tageweise an der ETH arbeiteten. Ich möchte nochmals festhalten: Es ging nicht um eine grosse Lockerung, vielmehr gelten an der ETH weiterhin strengere Regeln als ausserhalb.
Woran denken Sie da?
Nehmen sie das Homeoffice: Während viele Firmen und Organisationen im Sommer ihre Mitarbeitenden an den Arbeitsplatz zurückriefen, haben wir eine Empfehlung zur tageweisen Arbeit vor Ort ausgesprochen. Seit dem Start des Herbstsemesters gilt in allen Lehrveranstaltungen die Maskenpflicht, wie generell in Innenräumen. Ausnahmen galten bisher nur für den Arbeitsplatz und für Sitzungen nach Absprache – diese Ausnahmen werden nun mit der Sofortmassnahme aufgehoben. Schliesslich gelten auch im Fall eines Kontakts mit einer positiv getesteten Person strengere Regeln: ETH-Angehörige, die geimpft sind, müssen nach einem Erstkontakt für zehn Tage im Homeoffice arbeiten, auch wenn sie offiziell von der Quarantäne entbunden sind. Wenn das betrieblich nicht möglich ist, müssen sie in dieser Zeit überall eine Maske tragen und Kontakte meiden.
Der Aufruf, ein bis zwei Tage vor Ort zu arbeiten, wird also nicht zurückgenommen?
Für den Moment halten wir daran fest. Wir rechnen damit, dass der Bund oder der Kanton Zürich in den kommenden Tagen Massnahmen beschliessen, die in einen neuen Masterplan einfliessen werden. Ich will nicht verschweigen, dass es an der ETH Zürich kritische Stimmen gibt, die beispielsweise darauf hinweisen, dass Mitarbeitende die Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln scheuen. Dies, obwohl der öffentliche Verkehr über ein bewährtes Schutzkonzept verfügt. In den ETH-Gebäuden fühlen sich unsere Angehörigen aber sicher, wie wir aus Rückmeldungen der leitenden Personen von Abteilungen und Stäben wissen, mit denen wir in ständigem Kontakt stehen. Viele betonen, dass ihre Kolleginnen und Kollegen das Arbeiten vor Ort schätzen, weil es eine ganz andere Qualität bietet und einen unmittelbaren Austausch ermöglicht. Mit der Einführung der Maskenpflicht bauen wir den Schutz vor Ort nochmals aus.
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