«Psychische Gesundheit ist die Basis für Erfolg und Wohlbefinden»
Mental gesund zu sein, ist für uns alle wichtig. Denn unsere psychische Verfassung wirkt sich auf alle Aspekte unseres Lebens aus. Anlässlich des World Mental Health Day geht Julia Dannath, Vizepräsidentin für Personalentwicklung und Leadership, auf die Unterstützungsangebote der ETH ein und erläutert, was jede und jeder für das eigene Wohlbefinden tun kann.
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Julia Dannath, heute ist «World Mental Health Day». Warum ist psychische Gesundheit auch an der ETH ein wichtiges Thema?
Psychische Gesundheit spielt an der ETH eine wichtige Rolle, weil der akademische Alltag oft geistig und emotional anspruchsvoll ist. Wenn Mitarbeitende und Studierende psychisch gesund sind, können sie besser mit Stress umgehen, bleiben motiviert und tragen zu einer positiven Atmosphäre bei. Es ist wichtig, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle wohl fühlen und ihr Potenzial voll entfalten können. Das ist quasi die Basis für Erfolg und Wohlbefinden.
Hat die Zahl der psychischen Probleme an der ETH zugenommen?
Ja, leider schon. Vor allem nach der COVID-19-Pandemie haben wir eine Zunahme an psychischen Problemen bei unseren Mitarbeitenden und Studierenden bemerkt. Zum Beispiel ist in der ETH-Mitarbeitendenbefragung von 2021 die Bewertung der psychischen Gesundheit auf 78 Punkte gesunken. Das sind fünf Punkte weniger als bei der Umfrage 2016.
Gibt es diese Entwicklung nur an der ETH?
Nein, das ist ein allgemeiner Trend. Unsere Ergebnisse spiegeln Entwicklungen wider, die wir auch in der breiteren Gesellschaft sehen: Die Schweizerische Gesundheitsbefragung von 2022 hat gezeigt, dass die psychische Belastung im Vergleich zur Umfrage von 2017 deutlich zugenommen hat. Ähnliche Muster sehen wir auch bei unseren Studierenden.
Wie ist die Situation bei den Studierenden?
Laut der wiegETHs-Umfrage 2019, an der rund 6400 Studierende teilgenommen haben, schätzt etwa ein Viertel die eigene psychische Gesundheit als schlecht oder schwankend ein. Das spiegelt sich auch in der Schweizerischen Gesundheitsbefragung wider, besonders bei jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren, die häufiger unter Stress und Ängsten leiden. Die Ergebnisse der wiegETHs-Umfrage 2024 werden demnächst publiziert.
Was unternimmt die ETH, um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden und Studierenden zu fördern?
Wir setzen auf einen ganzheitlichen Ansatz mit niederschwelligen Angeboten, darunter psychologische Beratung für Mitarbeitende und Studierende (siehe Box). Demnächst startet der Online-Kurs «Spotting the Signs», der hilft, frühzeitig psychische Probleme zu erkennen und bei deren Bewältigung unterstützt. Zudem fördern verschiedene Kurse das Wohlbefinden, wie die «Mittagsveranstaltungen Gesundheit» oder das Respekt-Programm, das ab Mitte Oktober wieder neue Events anbietet. Auch zum Tag der betreuenden Angehörigen am 30. Oktober bieten wir erstmals Aktionen zur mentalen Gesundheit an. Das «Netzwerk Suizidprävention» stärkt den Umgang mit Menschen in Krisen durch Aufklärung, Früherkennung und schnelle Hilfe.
Unser Ziel ist es, mentale Schwierigkeiten rechtzeitig zu erkennen und dafür zu sorgen, dass Betroffene rasch Unterstützung erhalten. Je nach Ausprägung gilt es dann, auch externe Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Welche Rolle spielen in diesem Prozess die Führungskräfte?
Eine sehr wichtige Rolle, weil sie einen grossen Einfluss auf das Wohlbefinden ihrer Teams haben. Deshalb legen wir an der ETH viel Wert auf Sozial- und Leadershipkompetenzen, die das Wohlbefinden und die Inklusion fördern. Es gibt zum Beispiel Feedbackprozesse und Leadership-Kurse, um Professorinnen und Professoren auf ihre Führungsrolle vorzubereiten.
Und was können wir selbst tun, um unser psychisches Wohlbefinden zu steigern?
Es ist wichtig zu wissen, dass jede und jeder von uns anfällig für psychische Probleme sein kann – besonders in Krisenzeiten oder wenn es an Unterstützung fehlt. Ich ermutige alle, die Angebote der ETH wie Workshops oder Beratungen zu nutzen. Auch ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, Bewegung und sozialen Kontakten kann in einem gewissen Mass dazu beitragen, die psychische Gesundheit zu verbessern.
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