Auf dem Weg in die neue Normalität
Letzten Freitag kommunizierte die Schulleitung den Masterplan, der aufzeigt, wie die ETH Zürich die Rückkehr zum Normalbetrieb plant. An der gestrigen virtuellen Townhall beantwortete die Schulleitung die Fragen der ETH-Angehörigen dazu.
An der Townhall vom 28.4. gingen die Schulleitungsmitglieder zuerst darauf ein, was sie in ihren Bereichen die letzten Wochen besonders beschäftigt hat, um dann zu erklären wie sie die Wiederaufnahme des Betriebs planen. Wie erwartet war das Interesse an der Townhall gross, 2400 ETH-Angehörige verfolgten die virtuelle Veranstaltung. Die zahlreichen Fragen, insgesamt wurden über Hundert gestellt, spiegelten die allgemeine Unsicherheit wider, die gerade herrscht. Manchen geht die Wiederaufnahme des Betriebs zu schnell, anderen zu langsam. Und natürlich spielte die Gesundheitsvorsorge für die ETH-Angehörigen eine grosse Rolle. Der Leiter der Personalabteilung Lukas Vonesch und ETH-Arbeitsmediziner Leonhard Sigel unterstützten die Schulleitung bei der Beantwortung der Fragen. Die Fragen aus der Townhall – und die Antworten darauf – werden in den kommenden zwei Wochen in die FAQs auf der Coronawebseite integriert. Angesichts der Menge werden die Fragen sinnvoll zusammengefasst und nicht individuell beantwortet.
Die Krise ist noch nicht vorbei
ETH-Präsident Joël Mesot sprach in seiner Einleitung bewusst von einem «neuen Normalbetrieb», den man ab September erreichen wolle. «Wir alle streben wieder Normalität an, aber ich bin überzeugt, dass diese Normalität noch lange nicht die gleiche sein wird wie noch vor wenigen Monaten.»
Auch Ulrich Weidmann, Vizepräsident für Infrastruktur und Leiter der Taskforce, wies darauf hin, dass der Ausstieg nicht einfach die Umkehrung des Übergangs zum Notbetrieb sei, sondern ein eigenständiger langer Prozess, der mindestens bis Ende 2020 andauere. «Das Virus ist unter uns und es besteht das ernsthafte Risiko einer zweiten starken Welle, denn ein Impfstoff wird uns erst in 12 bis 15 Monaten zur Verfügung stehen. Nur mit einem behutsamen Ausstieg können wir die Risiken minimieren». Darum seien vor allem die gesundheitlichen Schutzvorkehrungen wie strikte Belegungsvorgaben, die es ermöglichen die nötige Distanz zu halten, oder auch Contact tracing so wichtig.
Abstand – der alles limitierende Faktor
Das Einhalten der Hygiene- und Distanzregeln ist auch bei der Wiederaufnahme der experimentellen Forschung der limitierende Faktor. Die Departemente haben innerhalb von nur zwei Wochen aus dem Masterplan abgeleitet, wie sie die Forschung verantwortungsvoll hochfahren wollen. Detlef Günther, Vizepräsident für Forschung, bedankte sich sehr für das grosse Engagement und die Unterstützung der Departemente. Ausserdem lobte er den Einsatz der Forschenden, die sich momentan in über 50 Projekten aktiv in die COVID-19 Forschung einbringen.
Für die im Sommer anstehenden Prüfungen der Studierenden gelten die Distanzregeln natürlich ebenso. «Wir wollen allen Studierenden die Möglichkeit geben, das Jahr abzuschliessen und kein Semester zu verlieren. Das war ausschlaggebend für viele Entscheidungen in der Lehre», sagte ETH-Rektorin Sarah Springman. Die Sessionsprüfungen im August sind die wichtigsten Leistungskontrollen. Aus diesem Grund habe das Rektorat bei der Planung von Änderungen an den Standardregeln diese als Ausgangspunkt genommen. Geplant sei, dass die Sessionsprüfungen vor Ort in den ETH-Gebäuden abgehalten würden, unter Beachtung aller Abstand- und Hygieneregeln. Falls es mehr Platz brauche, könnten auch Räumlichkeiten angemietet werden.
Robert Perich, Vizepräsident für Finanzen, wies darauf hin, dass die ETH im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen in einer komfortablen finanziellen Situation sei. «Aber die Rezession wird tiefe Spuren im Bundeshaushalt hinterlassen. Und natürlich wird davon auch die ETH betroffen sein, denn schliesslich stammen 70% unserer Finanzierung direkt vom Bund».
Er ging auch auf das Thema der Verpflegung auf dem Campus ein. Bis 7. Juni bleibt das Angebot noch sehr eingeschränkt. Im Zentrum wird ab 4. Mai ein Take-Away-Service im Alumni Pavillon angeboten und auch der Foodtrailer beim ETZ ist in Betrieb. Auf dem Hönggerberg gibt es Street Food und die Avec Box, sowie neu ein Take-Away Angebot im Fusion. Wie es dann ab 8. Juni weitergeht, wird in der zweiten Maihälfte entschieden.
Solidarität und Respekt
Zum Abschluss sagte ETH-Präsident Mesot, dass niemand so eine Krise erleben möchte, aber wenn sie schon da sei, dann müssten wir als Gesellschaft, als Institution und auch als Menschen daraus lernen. Mit dem Projekt «rETHink» habe die ETH eine ideale Plattform, um die Hochschule mit den gewonnenen Erfahrungen weiterzuentwickeln. Er persönlich habe sich vorgenommen, auch zukünftig einen Tag pro Woche Homeoffice zu machen.
Als letzten Gedanken fügte er an: «Was Solidarität in den Momenten grösster menschlicher Zerbrechlichkeit bedeutet, haben wir in den vergangenen Wochen hautnah erleben können. Mein Wunsch wäre, dass wir ein Stück davon mitnehmen können in die ETH-Kultur der neuen Normalität. Zur Solidarität gehört für mich nicht nur, jemandem in der Not zu helfen, sondern dem Gegenüber mit Respekt zu begegnen. Das gilt auch für eine Zeit, in der wir eine Impfung haben werden.»
Weitere Informationen
Alle Informationen zu den Massnahmen der ETH Zürich in Zusammenhang mit dem Coronavirus finden sich auf der Corona-Website
Video: Aufzeichnung von der Townhall der Schulleitung am 28. April 2020