Klimabewusster Genuss
Die ETH steht in Sachen Campus-Nachhaltigkeit international bereits gut da. Mit dem «ETH-Klimaprogramm» wird das Thema um einen wichtigen Baustein erweitert: Es setzt die Leitplanken, um die Treibhausgas-Emissionen in der ETH-Gastronomie deutlich zu senken.
An der ETH Zürich verpflegen sich täglich Tausende Studierende, Mitarbeitende und Gäste. Insgesamt verursacht die Gastronomie ein Äquivalent von jährlich rund 8‘000 Tonnen CO2. Das entspricht etwa einem Fünftel aller Treibhausgasemissionen der ETH Zürich. Um herauszufinden, wie ETH-Angehörige gesund, erschwinglich und gleichzeitig umweltverträglich verpflegt werden können, lancierte die Gastronomiekommission der ETH Zürich deshalb 2013 ein Projekt. Getragen wurde es hauptsächlich von Studierenden, methodisch wurde ein so genannter Reallabor-Ansatz gewählt. Dabei gingen Forschungsarbeiten, Ausbildung und die konkrete Optimierung der Nachhaltigkeit auf dem Campus Hand in Hand.
CO2-Berechnungsmethoden vereinheitlichen
Die Ergebnisse zeigen: Erwartungsgemäss sind vegetarische Menüs klimafreundlicher als solche mit Fleisch. Werden die Gäste bezüglich der Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen der eigenen Menüwahl sensibilisiert, steigt die Nachfrage nach klimafreundlichen Menüs deutlich an. Ebenfalls über bessere Information der Konsumentinnen und Konsumenten sowie mit einer Auswahl kleinerer Teller kann «Food Waste» reduziert werden. Und: Klimafreundlichkeit und Geschmack sind nicht gekoppelt: Die untersuchten klimafreundlichen Menüs schmecken weder besser noch schlechter als vergleichbare Menüs mit klar höherem CO2-Fussabdruck.
Schliesslich wurde Bedarf nach einheitlichen Berechnungsmethoden festgestellt: Die Anbieter berechnen ihre CO2-Angaben unterschiedlich, die Angaben sind deshalb nur schwer miteinander zu vergleichen.
Abgeleitet von den Projektresultaten hat die Hochschule nun das ETH-Klimaprogramm ins Leben gerufen. Der Startschuss fiel im Januar 2018. Das Programm soll den Gastronomiebetrieben in den nächsten drei Jahren zu einem signifikant kleineren CO2-Fussabdruck verhelfen.
Reduktionsziel: zehn Prozent
Die Basis des Programms ist eine freiwillige Teilnahme und eine verbindliche Selbstverpflichtung der Gastronomiepartner der ETH. Caterer, die Teilnehmer des ETH-Klimaprogramms werden möchten, müssen die folgenden Kriterien erfüllen:
- Sie berechnen den CO2-Fussabdruck ihres jährlichen Warenkorbs.
- Sie machen diesen gegenüber der ETH Zürich transparent.
- Sie verpflichten sich in einer Zielvereinbarung, ihren CO2-Fussabdruck zu reduzieren.
- Sie legen einen Massnahmenplan vor, wie das vereinbarte Reduktionsziel erreicht werden soll.
Die Gastronomiepartner haben die Möglichkeit, zusammen mit der ETH und ihrer Forschungsexpertise Massnahmen zu entwickeln, um die Zielgrössen zu erreichen. Ein unabhängiges Auditverfahren überprüft dann die Zielerreichung und den Massnahmenplan.
Vorreiter für das ETH-Klimaprogramm sind nun die SV Group und die Compass Group; beide konnten dafür gewonnen werden, mitzumachen. Und beide Unternehmen wollen ihre Treibhausgasemissionen während der kommenden drei Jahre um insgesamt zehn Prozent senken.
Umfassendes Nachhaltigkeitsziel
Damit aber nicht genug: Das ETH Klimaprogramm soll den Auftakt bilden zu einem umfassenden Nachhaltigkeitsprogramm für die Ernährung auf dem Campus. Künftig sollen auch Aspekte wie Tierwohl, Wasserverbrauch, faire Arbeitsbedingungen sowie Löhne und Nährwerte von Menüs berücksichtigt werden.
Wie diese Aspekte in das künftige ETH-Essensangebot einfliessen, wird in Gesprächen mit den Gastronomiepartnern zu klären sein. Vorgesehen ist, dass Studierende und ETH-Forschende auch an diesem Prozess teilnehmen sollen, um gemeinschaftlich und langfristig die wichtigsten Nachhaltigkeitsaspekte der ETH-Gastronomie zu bestimmen.