«Nicht reklamieren, kooperieren!»

Als Präsident der Personalkommission (PeKo) setzte André Blanchard auf den Dialog und erreichte damit Einiges für die Mitarbeitenden. Welche Strategie und welche Ziele verfolgt sein Nachfolger Christopher Sauder?

Vergrösserte Ansicht: PeKo-Präsident
Wechsel an der Spitze der Personalkommission: Christopher Sauder (rechts) übernimmt das Amt des PeKo-Präsidenten von André Blanchard. (Foto: Gian Marco Castelberg)

André Blanchard, hat es Sie in den über elf Jahren als PeKo-Präsident nie gestört, dass man von der Personalkommission ETH-intern kaum etwas mitbekommt?

AB: Das sehe ich anders! Wir artikulieren die Anliegen des ETH-Personals deutlich. Aber wir lösen Probleme direkt im Dialog mit den Verantwortlichen in Schulleitung und ETH-Rat. So hat die PeKo in den letzten Jahren gute Resultate erzielt. Würden wir uns als Gewerkschaft verstehen und die Konfrontation suchen, wäre das sicher nicht der Fall gewesen. Meine Erfahrung zeigt: Auch wenn es, etwa bei Umstrukturierungen, kontroverse Positionen gab, war der Knackpunkt oft weniger der Inhalt, sondern die Kommunikation. In solchen Fällen konnte die PeKo oft nach «oben» wie nach «unten» übersetzen und vermitteln.

Christopher Sauder, Sie stehen seit Kurzem an der Spitze der PeKo. Kooperieren statt reklamieren – ist das auch Ihre Devise?

CS: Ja. Ich finde, die PeKo soll weiterhin Partnerin sowohl der Mitarbeitenden wie auch der Schulleitung sein. André ist für mich ein Vorbild, denn er verkörpert den ETH-Spirit perfekt. Er steht für Dialogbereitschaft, Offenheit für konstruktive Kritik und Wertschätzung. Die PeKo verstehe ich als Kommunikationskanal, um auf der Basis dieser Werte Austausch und Verständnis zwischen ETH-Führungsebene und Mitarbeitenden sicherzustellen. Wir müssen aber schon darauf achten, dabei nicht zum Spielball von Einzelinteressen zu werden.

André Blanchard, auf welche Verbesserungen, die Sie mit der PeKo angestossen haben, sind Sie stolz?

AB: Wir haben es geschafft, dass die Wertschätzung des technisch-administrativen Personals nicht nur diskutiert wird, sondern in konkrete Massnahmen mündet. So ist das Personalfest nicht mehr aus dem ETH-Kalender wegzudenken. Auch das Sabbatical for Staff wurde dadurch ermöglicht. Weiter haben wir dazu beigetragen, dass Personalgespräche und Arbeitszeugnisse heute ein ‘must’ sind. Und: Wir haben uns mit Erfolg dafür stark gemacht, befristete Stellen für Infrastrukturpersonal zunehmend in Festanstellungen umzuwandeln.

Gab es auch Misserfolge?

AB: Eigentlich nicht. Manchmal kamen wir aber nicht so rasch voran wie gewünscht, zum Beispiel bei der Förderung interner Stellenwechsel. Wir finden, Bewerbungen aus der ETH sollte ein kleiner zeitlicher Vorteil gewährt werden.

In den letzten Monaten wurden Vorwürfe über einzelne Fälle von Machtmissbrauch bei der Mitarbeiterführung laut, primär bei der Doktorandenbetreuung. Wo sieht die PeKo dabei ihre Rolle?

AB: Wir sind eine mögliche erste Anlaufstelle. Wo technisch-administratives Personal betroffen ist, hören wir zu, beraten und leiten Meldungen, wenn gewünscht, an die zuständige Stelle weiter. Übrigens: Dass die Inhaber der Ombudsstelle mittlerweile nicht nur aus der Professorenschaft, sondern auch aus dem Personal stammen, hat ebenfalls die PeKo initiiert.

CS: Missbrauch und Übergriffe können leider überall passieren. Professorinnen und Professoren brauchen Eigenständigkeit, sie ist ein Schlüssel zum Erfolg. Doch ethische Grundsätze gelten selbstverständlich für alle. Wenn wir nun Massnahmen entwickeln, um die Führungskultur weiter zu verbessern, ist es wichtig für die ETH, dass Studierende, Doktorierende, Personal und Professorenschaft gemeinsam Lösungen erarbeiten.

Herr Sauder, was wollen Sie als «oberster ETH-Mitarbeiter» für das Personal erreichen?

CS: Ein wichtiges Ziel ist, die zum Teil hohen Hürden für die Entwicklung des Personals zu beseitigen. André hat den erleichterten internen Jobwechsel erwähnt, die Fachkarriere ist ein weiterer Aspekt. In zehn Jahren sollten interne Stellenwechsel eine Selbstverständlichkeit sein. Sie sind eine Bereicherung für Mitarbeitende und eine Chance für die ETH, das grosse Potenzial ihres Personals noch besser anzuzapfen.

Herr Blanchard, welche drei Tipps geben Sie ihrem Nachfolger mit auf den Weg?

AB: Nimm in dieser Funktion nichts persönlich. Bewahre die Geduld; es gilt an der ETH öfter dicke Bretter zu bohren. Und: Behalte ein einmal gefasstes Ziel im Auge; es lohnt sich!

Zu den Personen

André Blanchard ist technischer Mitarbeiter am Institut für Geophysik und beim Schweizerischen Erdbebendienst. Er trat vor 42 Jahren als Lehrling in die ETH Zürich ein. Von 2007 bis 2018 war er Präsident der PeKo.

Christopher Sauder Engeler ist seit 2001 an der ETH und Verantwortlicher für Videokonferenzen bei den Multimedia Services. Seit Sommer 2018 ist er Präsident der PeKo.

www.ethz.ch/peko

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