Eigenverantwortung ist gefragt

Mit einer Vielzahl an Weiterbildungsmöglichkeiten unterstützt die ETH ihre Mitarbeitenden in ihrer persönlichen und fachlichen Entwicklung. «life» gibt Einblick in das bestehende Angebot und zeigt Schwerpunkte der zukünftigen Personalentwicklung auf.

Weiterbildung
Trainerin Ruth Förster erläutert das Kursprogramm und gleicht es mit den Erwartungen der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern ab. (Bild: Alessandro Della Bella)

Wie kann ich einen Sitzungsteilnehmer unterbrechen, der zu viel Redezeit in Anspruch nimmt? Und was muss ich beachten, wenn ich eine Diskussion moderiere? Antworten auf diese Fragen erhofft sich Ahmet Demirörs vom Besuch des Kurses «Facilitating meetings and workshops». Demirörs, Oberassistent am Departement Materialwissenschaft, ist einer von neun Teilnehmern einer international zusammengesetzten Gruppe, die sich an einem Junimorgen im Zentrum für Weiterbildung einfindet. Die ETH will mit diesem Kurs Forschende und Leitende von wissenschaftlichen Projekten befähigen, Sitzungen und Workshops zu moderieren. Geleitet wird er von Ruth Förster, die selbst 15 Jahre im ETH-Bereich gearbeitet hat und nun als selbstständige Trainerin und Coach tätig ist.

Der Kurs ist nur ein Beispiel aus einem vielseitigen Angebot, das Mitarbeitende nutzen können, um sich persönlich, fachlich und methodisch weiterzuentwickeln. Neben der Personalabteilung bieten noch zahlreiche weitere interne Stellen Weiterbildungen an. Das Kursangebot der Human Resources reicht von Führung, Karriereplanung über Präsentationstechnik bis hin zu Projektmanagement und Umgang mit Stress. Ob kurze Veranstaltungen über Mittag, halbtägige Workshops oder mehrtägige Führungskurse – die Ausgestaltung der Weiterbildungen ist ebenso vielfältig wie deren Inhalte. Auch externe Weiterbildungen werden durch die ETH unterstützt.

Für Inhalt und Durchführung der Angebote ist das Team Personal- und Organisationsentwicklung verantwortlich. Die Programmgestaltung leitet sich dabei aus der HR-Strategie ab, richtet sich aber auch an der Nachfrage aus. So werden beispielsweise Themen aufgegriffen, die aus Mitarbeiterbefragungen resultieren. Viele Angebote sind sehr gut besucht, allerdings gilt es, die Formate immer wieder den Bedürfnissen anzupassen und auch mal neue Methoden einzusetzen: Bei einem Pilotversuch wurde der Kurs «Zielführende Gespräche mit Vorgesetzten» mit Elementen aus dem Improvisationstheater neu aufgesetzt.

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Ahmet Demirörs vom Departement Materialwissenschaft im Austausch mit einer Kursteilnehmerin. Von der Weiterbildung erhofft er sich Tipps und Tricks zum Moderieren von Forschungspanels. (Bild: Alessandro Della Bella)

Learning by Doing

Das Kursangebot steht grundsätzlich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern offen. Ziel ist es, sowohl das technisch-administrative als auch das wissenschaftliche Personal anzusprechen, weshalb vermehrt Kurse in englischer Sprache angeboten werden.

Auch der Kurs «Facilitating meetings and workshops» wird in Englisch durchgeführt. Das Eis in der durchmischten Gruppe ist mittlerweile gebrochen, die Teilnehmer kennen sich, und es herrscht eine vertrauensvolle Stimmung. Dazu beigetragen hat auch die sogenannte Kugellager-Methode, die die Gruppe an diesem Morgen erlernt hat. Dabei stehen sich die Personen wie Kugeln in einem Kugellager in einem inneren und einem äusseren Kreis gegenüber und interagieren – dadurch, dass ein Kreis jeweils rotiert – mit unterschiedlichen Gesprächspartnern. Nach der Mittagspause wird eine Teilnehmerin die Gelegenheit haben, die Methode unter ihrer eigenen Regie anzuwenden. Dass die Teilnehmenden ihr eben erworbenes Wissen gleich in die Tat umsetzen können und direktes Feedback erhalten, zieht sich über den ganzen Kurstag und ergibt einen kurzweiligen Mix aus Theorie und Praxis.

Sein Wissen anzuwenden und jeden Tag dazuzulernen, ist wichtig für die persönliche Entwicklung. Das Kursdenken sei demnach eine schon etwas veraltete Idee, meint Eric Ryf von der Personal- und Organisationsentwicklung der ETH: «Es ist nicht damit getan, einfach einen Kurs zu besuchen. Entscheidend ist, wie das Gelernte direkt umgesetzt werden kann. Deshalb wird in unseren Seminaren oft an Fällen aus dem Arbeitsalltag gearbeitet.» Bezüglich persönlicher Entwicklung sollte man sich generell immer wieder überlegen, ob das, was man tut, seinen Neigungen und Fähigkeiten entspricht und wie man sich weiterentwickeln könnte. Die ETH will die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden fördern und gleichzeitig die Vorgesetzten in ihrer Rolle als «Personalentwickler» stärken.

Leadership und Coaching-Kultur

Die Führungsausbildung an der ETH ist seit langem etabliert. «Am wertvollsten war für mich, in der Gruppe die eigenen Führungsschwächen aufzudecken und konkrete Mittel in die Hand zu bekommen, um diese zu überwinden», sagt Andreas Fichtner, Professor am Institut für Geophysik, der den achttägigen Führungskurs vor einem Jahr besucht hat. Bis jetzt waren unter den Teilnehmenden allerdings nur wenige Vertreter aus der Professorenschaft. Das soll sich nun ändern; noch dieses Jahr startet eine Reihe von Leadership-Veranstaltungen für die bestehenden Professorinnen und Professoren, und auch für neue Professoren sind bereits Angebote geplant.

Eine ausgeprägte Coaching-Kultur aufzubauen, ist ein weiterer Schwerpunkt in der Personalentwicklung. Führungskräfte sollen vermehrt die Möglichkeit nutzen, zusammen mit einem persönlichen Coach zu arbeiten. «Coaching in Anspruch zu nehmen, ist keine Schwäche. Ein Coach übernimmt nicht die Lösung des Problems, sondern unterstützt mich dabei, die anstehende Herausforderung selbständig zu lösen», unterstreicht Martin Ghisletti, Leiter Personal- und Organisationsentwicklung. Last but not least ist auch Führen ohne Personalverantwortung ein wichtiges Thema: Im neuen Seminar «Laterales Führen» erfahren Projektleitende, wie sie ihren Einflussbereich auch ohne Weisungsbefugnis vergrössern können.

Gezielt Einfluss nehmen zu können, ist auch für die Leitung von Sitzungen wichtig. «Ausserdem ist eine gute Vorbereitung zentral sowie sich selbst machbare Lernziele für jede Moderation zu setzen und Feedback einzuholen», fasst Ruth Förster einige Learnings des Kurstags zusammen. Auch auf Demirörs’ Frage, wie man ausschweifende Sitzungsteilnehmer unterbrechen kann, wurden mögliche Lösungen in einem Brainstorming erarbeitet; zum Beispiel indem ich einen anderen Sitzungsteilnehmer einbeziehe. «Mir wurden viele Möglichkeiten aufgezeigt, wie ich in einer solchen Situation reagieren kann. Vielleicht wird mir das nicht gleich zu Beginn gelingen, aber ich werde es ausprobieren und üben!»

Dieser Beitrag stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETH-Magazins «life».

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