rETHink nimmt Formen an
In der Townhall der Schulleitung vom 4. Februar stand das grosse Projekt zur Weiterentwicklung der ETH-Organisationsstruktur im Zentrum. ETH-Angehörige sind eingeladen, rETHink über verschiedene Beteiligungsformen mitzugestalten.
Meilensteine bei der Schaffung eines sicheren Internets und in der Quantenphysik, tiefgreifende Curriculum-Reformen, die Reha-Initiative und der bevorstehende zweite Cybathlon, 2019 ein neuer Spin-off-Rekord, der Zürich zum Hotspot für Investoren macht. Des Weiteren eine ETH-weite Förderung der Diversity und der nationale Energiepreis für das Erdspeichersystem auf dem Campus Hönggerberg: Die ETH ist derzeit – buchstäblich – ausgezeichnet unterwegs.
ETH-Präsident Joël Mesot hätte in der Townhall am Dienstag, 4. Februar, noch viel ausführlicher über diese Themen berichten können. Doch im Zentrum des Austauschs stand rETHink, das Projekt für die Weiterentwicklung der ETH-Organisationsstruktur, an dem die Schulleitung und eine Projektgruppe seit Mitte des letzten Jahres arbeiten. Mit dem Start der sechs rETHink-Arbeitsgruppen werden nun laufend weitere Kreise der Hochschule in das Projekt involviert.
Neben Zustimmung auch Kritik
Eines seiner Elemente ist die Erweiterung der Schulleitung um zwei neue Vizepräsidien für Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen sowie für Personalentwicklung und Leadership. Dazu musste die Organisationsverordnung (OV) der ETH Zürich angepasst werden; sie ist seit Kurzem in Kraft. Joël Mesot ging auf die interne Vernehmlassung zur Revision ein. Viele der Teilnehmer teilten die Einschätzung, dass sich die Hochschule auch strukturell den veränderten Rahmenbedingungen anpassen muss.
Auf die Erweiterung der ETH-Leitung auf ein Siebnergremium wurde aber auch kritisch reagiert. So wurde auf die ungenügende Beachtung der Mitwirkungsrechte hingewiesen und vermutet, die Veränderung sei zu sehr von aktuellen Problemen getrieben. «Ich habe volles Verständnis für diese Rückmeldung», so der Präsident. «Man muss aber sehen: Wir sind rasch vorangeschritten, weil wir nach eingehender Analyse einen dringenden Handlungsbedarf festgestellt haben.» Das enorme Wachstum der Hochschule in den vergangenen Jahren habe die Organisation an eine Belastungsgrenze gebracht. Die Stärkung der Themen Personalführung und -entwicklung sowie Wissenstransfer in der Schulleitung sei vorrangig. Ebenso nötig sei, dass sie sich vermehrt strategischen Aufgaben widmen kann. Angesichts dessen sei die Erweiterung wichtig.
Arbeit an der Professur der Zukunft
Auf die geäusserte Sorge, dass in der obersten Führungsebene Lehre und Forschung an Bedeutung einbüssen könnten, wird eingegangen. In der revidierten OV ist sichergestellt, dass eine Mehrheit der Schulleitung aus der Professorenschaft stammt. Verdeutlicht wurde zudem, dass die Führung der Professorinnen und Professoren weiterhin dem Präsidenten obliegt. Das für Personalführung zuständige Mitglied der Schulleitung, aber auch die übrigen Schulleitungsmitglieder, unterstützen ihn dabei.
Als operative Co-Leiterin eines Workstreams gab Nina Buchmann Einblick in die begonnene Arbeit im Workstream «Professuren», der von Detlef Günther gesteuert wird. Nach einer Bestandsaufnahme über das Selbstverständnis, Rechte, Pflichten und Erwartungen an eine Professur geht es in eine breite Diskussion und anschliessend, wieder in der Arbeitsgruppe, in die Entwicklung von Werten und Leitplanken als Orientierungshilfen. Münden soll der Workstream in einen Vorschlag für die Optimierung der Professuren und ihres Umfelds. Dazu sei auch der intensive Austausch mit den anderen rETHink-Workstreams unabdingbar, so Nina Buchmann.
Zentral: die Mitwirkung
Um rETHink voranzubringen, seien Partizipation und Interaktion mit den ETH-Angehörigen zentral, betonte Joël Mesot mehrmals. «rETHink ist auch ein gemeinsamer Lernprozess. Wir zählen deshalb sehr auf Ihre Mitwirkung.» Diesem Aufruf schloss sich Werner Wegscheider an, der Präsident der Hochschulversammlung. Er skizzierte, wie ETH-Angehörige sich einbringen können. Interessierte können dazu die Präsidenten der jeweiligen Hochschulgruppe kontaktieren, der sie angehören.
Townhall vom 4. Februar 2020
Von kurzer bis zu intensiver Mitarbeit
Im sich anschliessenden Austausch im Plenum wurde unter anderem gefragt, mit welchem Zeitaufwand für die Mitwirkung bei rETHink gerechnet werden muss. Nina Buchmann erklärte, dass dies von der Art der Mitwirkung abhänge. Diese könne auf einen Einsatz von zwei bis drei Stunden limitiert sein (z.B. bei einer Teilnahme an einer Fokus- oder Sounding-Gruppe) oder bis zu einer temporären Mitarbeit im Umfang von 20 Prozent reichen. Das wäre etwa bei intensiver Mitwirkung in einem Kernteam der Fall oder wenn jemand eine Arbeitsgruppe leitet. Zudem ist die Dauer des Engagements unterschiedlich. Denkbar ist ein einmaliger Einsatz, zwei bis drei Monate für eine Arbeitsgruppe oder - für ein Kernteam - ein ganzes Jahr. Wie solche Engagaments ermöglicht und, wo nötig, kompensiert werden können, werde noch diskutiert und definiert, hielt Joël Mesot fest.