«Gute Vorbereitung ist für das Gelingen essenziell»
Der Notbetrieb hat viel verändert. Homeoffice, Online-Unterricht, virtuelle Veranstaltungen: Was wir vor ein paar Monaten noch erst in Ansätzen umsetzten, wurde zum Alltag. Anahita Zelger, Projektleiterin Events, spricht über Veranstaltungen in Corona-Zeiten und darüber, was vom Lockdown bleibt.
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Seit März sind an der ETH sämtliche Veranstaltungen abgesagt. Wie arbeiten Sie zurzeit?
Da bis August keine Veranstaltungen stattfinden, kümmern wir uns zurzeit darum, wie es ab September weitergeht. Denn es gibt Veranstaltungen – speziell wenn es um die Vermittlung von Wissen geht, wie zum Beispiel an wissenschaftlichen Konferenzen – die nicht um ein Jahr verschoben werden können. Oder denken Sie an Diplom- oder Promotionsfeiern. Dieses Jahr wird nichts so stattfinden, wie wir es uns vorgestellt haben. Dafür müssen wir nun Lösungen finden. Es ist für uns eine grosse Herausforderung, Veranstaltungen mit allen Sicherheitsmassnahmen durchzuführen und dabei die gleichen Emotionen zu erzeugen.
Welche Erfahrungen hatten Sie bisher mit Online-Veranstaltungen gemacht?
Wir unterscheiden zwischen rein virtuellen und hybriden Veranstaltungen, also wenn beispielsweise jemand vor Ort eine Präsentation hält und diese zusätzlich gestreamt wird. Bisher gab es an der ETH nur die zweite Variante. Auch da gab es schon kreative Lösungen: Durch ein Videokommunikationsprogramm auf einem iPad auf Rädern konnten externe Gäste am informellen Teil dabei sein. Während des Lockdowns habe ich privat und beruflich verschiedenste Arten von Online-Veranstaltungen besucht. Vor allem um den geselligen Aspekt einzubringen, braucht es Ideen. Eine Kollegin verabschiedeten wir beispielsweise mit einem «virtuellen» Apéro – dafür hat sie jedem Teammitglied eine Dose Prosecco oder Bier und Chips nach Hause geschickt.
Was gilt es bei der Organisation zu beachten?
Eine gute Vorbereitung ist für das Gelingen essenziell! Die Veranstaltenden sollten ihre Zielgruppen definieren und so das passende Tool auswählen. Der Moderator muss dieses Tool und seine Funktionen gut kennen, damit er beispielsweise seine Gäste stumm schalten oder sprechen lassen, Präsentationen zeigen und Chatrooms organisieren kann. Weiter ist wichtig, dass die Technik funktioniert. Es lohnt sich, in Bild, Ton und eine gute Internet-Verbindung zu investieren. Dafür fällt bei Online-Veranstaltungen der Budgetposten Catering weg.
Wo liegen die Herausforderungen bei Online-Veranstaltungen?
Durch den Bildschirm entsteht eine Distanz zwischen Redner und Zuschauer und die Körpersprache wird kaum mehr wahrgenommen. Die Redner erkennen nicht mehr, ob im Publikum gegähnt oder gelacht wird. Umgekehrt ist es schwieriger, Emotionen zu wecken und die Konzentration aufrecht zu halten. Das bedeutet, dass die gesamte Veranstaltung neu geplant werden muss. Die Sprache und die Instrumente müssen der Situation angepasst werden. Ein weiterer Punkt ist das Networking: Spontanen Begegnungen und die Möglichkeit, einfach miteinander ins Gespräch zu kommen, fallen leider weg. Es gibt zwar die Option von kleineren Chatrooms, aber das ist nicht dasselbe. Zudem gilt es natürlich den Datenschutz zu beachten.
Welche Vorteile sehen Sie?
Im letzten Jahr haben wir sehr oft über Nachhaltigkeit und Flugreisen debattiert. Das ist nun zwar in den Hintergrund gerückt, aber ein Vorteil der Online-Veranstaltungen ist, dass man weniger reisen muss. Man spart CO2 und Zeit – ob man nun von Raum zu Raum, Stadt zu Stadt oder Land zu Land geht.
Was bleibt vom Lockdown?
Wir wissen nicht, wie lange die Situation anhält. Deshalb richten wir unser Angebot längerfristig aus und bauen mit unseren Technikpartnern die technische Infrastruktur weiter aus. Ein wichtiges Stichwort ist dabei die Videografie, wozu das Aufzeichnen und Übertragen von Videos zählt. Denn hybride Konferenzen gewinnen zurzeit an breiter Akzeptanz und werden wohl auch in Zukunft bleiben.