Covid-19-Fälle an der ETH
Die Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Umwelt (SGU) trägt im Hintergrund massgeblich dazu bei, dass die ETH Zürich bisher glimpflich durch die Coronakrise kam. Katherine Timmel und Reto Suter äussern sich über die Arbeit des SGU-Teams und aktuelle Covid-19-Fälle.
Die ETH Zürich unternimmt grosse Anstrengungen, damit ihre Angehörigen möglichst gesund durch die Coronapandemie kommen. Dennoch lassen sich Ansteckungen nicht komplett vermeiden. Katherine Timmel, Leiterin der Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Umwelt (SGU) und ihr Stellvertreter Reto Suter sind in der ETH-Covid-Taskforce. Gemeinsam mit anderen SGU-Teammitgliedern bilden sie den Dreh- und Angelpunkt, wenn ETH-Angehörige ein positives Testresultat erhalten. Sie geben einen Einblick in ihre Arbeit und benennen den aktuellen Stand der bisher positiv getesteten ETH-Angehörigen.
Frau Timmel, SGU ist massgeblich an der Ausarbeitung der Schutzkonzepte für die ETH beteiligt, publiziert Merkblätter und informiert in unzähligen Meetings die Verantwortlichen, was sie vorzukehren haben. Ihre Arbeit im Hintergrund scheint erfolgreich. Jedenfalls hörte man bisher nur von vereinzelten positiv getesteten Fällen an der ETH. Stimmt dieser Eindruck?
Katherine Timmel: Mit vereinten Anstrengungen, nicht nur meines Teams, sondern aller Abteilungen und Departemente ist es bisher tatsächlich gelungen, Infektionsherde an der ETH zu vermeiden. Allerdings hatten wir eben einen ersten Fall in einem Kurs, bei dem sieben Teilnehmende positiv auf Covid-19 getestet wurden.
Was ist da passiert?
Timmel: Die Teilnehmenden des Kurses gingen auf eine Exkursion mit einer anschliessenden Abschlussveranstaltung. Dabei haben sie die Schutzmassnahmen eingehalten. Sie sind also im öffentlichen Verkehr mit Masken angereist, haben in Einzelzimmern übernachtet, und auch der Unterricht fand unter den geltenden Schutzvorkehrungen statt. Allerdings gingen sie nach dem Kurstag zusammen essen, und da gilt bekanntlich das Schutzkonzepts des Restaurants, das auf den Vorgaben des BAG basiert.
Und da ist es passiert?
Timmel: Das wissen wir nicht, wir können nur Mutmassungen anstellen. Doch zeigt der Fall exemplarisch, dass wir uns noch so strikt an Schutzkonzepte halten können und dennoch einer gewissen Gefahr ausgesetzt sind - zumal in Restaurants, Bars und anderen Orten, an denen es zu Menschenansammlungen kommt. Ich denke da auch an Pausenbereiche an der ETH.
Herr Suter, welche Folgen hatten diese Infektionsfälle?
Reto Suter: Wir hatten nicht von allen Fällen gleichzeitig Kenntnis. Als uns die erste Meldung erreichte, haben wir diese an die Contact Tracer des Kantons weitergeleitet, ebenso die weiteren Meldungen. Daraufhin hat die Kantonsärztin eine vorsorgliche Quarantäne für alle Teilnehmenden aus dem Kanton Zürich angeordnet, für die sie zuständig ist.
Hat hier das Schutzkonzept der ETH versagt?
Suter: Nein, im Gegenteil: Das Schutzkonzept wurde von der Kantonsärztin für gut befunden. Denn dank unserem Schutzkonzept konnten wir dem Kanton die notwendigen Daten aller Kontakte umgehend zur Verfügung stellen. Entsprechend schnell konnte so die vorsorgliche Quarantäne angeordnet werden, um weitere Ansteckungen möglichst zu vermeiden.
Welche Empfehlungen für ETH-Angehörigen lassen sich aus diesem Fall ableiten?
Suter: Wir müssen alle ständig vorsichtig sein. Nicht nur am Arbeitsplatz, nicht nur in der Lehrveranstaltung, sondern auch beim Essen und in unserer Freizeit. Mindestabstände können nicht immer eingehalten werden. Doch im Zweifelsfall empfehlen wir, lieber einmal mehr eine Maske zu tragen als einmal zu wenig. Unabhängig davon, ob eine Maskentragpflicht besteht. Denn letztlich zeigt die Entwicklung über die letzten Monate: Je lockerer der Umgang wird, desto höher sind die Fallzahlen. Das gilt nicht allein für Zürich oder die Schweiz, sondern weltweit, wie ersichtlich wird, wenn man der Medienberichterstattung folgt.
Timmel: Der konkrete Fall zeigt aber auch, wie wichtig es ist, die Kontaktdaten zu erheben, sei das in Sitzungen oder in den Gastrobetrieben. Nur so können die Tracer schnell agieren. Wichtig scheint mir auch, dass schnell informiert wird, wenn ein positiver Test vorliegt. Mitarbeitende sollen umgehend ihre Vorgesetzten informieren, die den Fall unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte an SGU weiterleiten. Am besten informieren sie auch selbst die Kolleginnen und Kollegen in ihrem Team oder ihrer Gruppe. So lassen sich Gerüchte vermeiden, wenn jemand krank ist oder für längere Zeit ausfällt. Eine offene Kommunikation trägt auch zu einer Entstigmatisierung bei. Wir alle wissen, dass niemand einfach «selbst schuld» ist, wenn er oder sie sich infiziert.
Und an wen sollen sich Studierende wenden?
Timmel: Anlaufstelle für Studierende sind die Akademischen Dienste. Wer als Student oder Studentin positiv getestet wird, meldet sich per E-Mail an . Die Akademischen Dienste leiten die Informationen dann an uns weiter.
Wie geht SGU bei einem positiv gemeldeten Fall vor?
Suter: Wenn wir die Meldung von der positiv getesteten Person erhalten, holen wir Informationen zu den engen Kontakten, die diese Person an der ETH hatte, sowie zum Schutzkonzept ein und leiten diese an die Contact Tracer des Kantons weiter. Es gibt aber auch Fälle, bei denen unsere Alarmzentrale vom Kanton kontaktiert wird. Oder die Contact Tracer gehen direkt auf die betroffenen Personen oder deren Vorgesetzten zu. Die Wege des Contact Tracing sind vielfältig, letztlich ist SGU aber der Dreh- und Angelpunkt an der ETH für Informationen in alle Richtungen.
Timmel: Wir sind sechs Mitarbeitende, die Meldungen zu positiven Fällen entgegennehmen können, das passiert auch mal abends oder am Wochenende. Neben Reto Suter und mir sind das Maike Heimann sowie drei Mitarbeitende bei der Arbeitsmedizin: Leonhard Sigel, Patrick Lehmann und Manuel Abegglen.
Können Sie uns etwas zur Anzahl der Fälle sagen, die sie bisher bearbeitet haben?
Timmel: Über die gesamte Zeitspanne haben wir Kenntnis von 38 positiv getesteten ETH-Angehörigen, davon 21 seit Anfang September. Zum Glück hatten wir bisher keinen gravierenden Fall, bei dem eine Hospitalisierung notwendig gewesen wäre. Zumindest ist uns kein solcher Fall bekannt.
Neben dem Contact Tracing: Welches sind die wichtigsten Aufgaben, mit denen sich die SGU zurzeit beschäftigt?
Suter: Wir beobachten die Entwicklung der Pandemie, erarbeiten gemeinsam mit den anderen Mitgliedern der Taskforce Handlungsempfehlungen und Vorschriften, die im Masterplan ihren Niederschlag finden und erstellen alle zwei Tage einen Bericht zuhanden der ETH-Taskforce. Dann beantworten wir, vor allem zu Beginn der Pandemie mit tatkräftiger Unterstützung weiterer SGU-Teammitglieder, verschiedenste Anfragen an die Corona-Hotline. Dazu erstellen wir Merkblätter und Antworten auf FAQ für die Coronawebsite.
Timmel: Dabei sind wir in engem Kontakt mit den verantwortlichen Personen in den Departementen und Zentralen Organen, von denen wir wertvolle Inputs für die Erstellung dieser Regelwerke erhalten. Gerade am Anfang der Pandemie herrschte viel Unsicherheit, was sich in einem entsprechenden Betreuungsaufwand niederschlug. Beratung ist eine unserer zentralen Aufgaben geworden. Daneben gilt es auch noch, das Tagesgeschäft zu bewältigen, wobei hier momentan gewisse Aufgaben hintenanstehen müssen.
Was wünschen Sie sich von den ETH-Angehörigen?
Suter: Manchmal würden wir uns wünschen, dass sich die Hilfesuchenden zuerst auf der Coronawebsite informieren würden, bevor sie uns kontaktieren. Auf viele Fragen gibt es da Antworten.
Timmel: Gleichzeitig sind die vielen Kontakte mit den unterschiedlichen ETH-Angehörigen bereichernd. Wir spüren auch überall eine grosse Hilfsbereitschaft von Fachpersonen, die uns unterstützen. Beispielsweise bei der Frage der Lüftung in den Hörsälen, hier unterstützen uns verschiedene Professoren mit ihren Teams und betreiben praktisch angewandte Forschung. Oder die Mitglieder der Task Force des Bundes, die wir bei Fragen kontaktieren können. Und das ist aus meiner Sicht auch das Erfolgsgeheimnis der ETH. Dieses Mitdenken trägt massgeblich dazu bei, dass wir bisher gut durch die Krise kommen. Doch um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich wünsche mir, dass wir alle gemeinsam versuchen, den Virus durch die Schutzmassnahmen in Schach zu halten. Dies ist nur möglich, wenn wir alle mitwirken und Selbstverantwortung übernehmen. Denn wir dürfen nicht nachlassen; die kalte Jahreszeit wird uns vor zusätzliche Herausforderungen stellen, davon sind wir überzeugt.