Günther Dissertori soll Rektor der ETH Zürich werden

Die Professorinnen und Professoren der ETH Zürich schlagen Physikprofessor Günther Dissertori als Nachfolger von Rektorin Sarah Springman vor. Er erzielte an der Gesamtprofessorenkonferenz mit 233 von 439 Stimmen im ersten Wahlgang das absolute Mehr.

Günther Dissertori
Günther Dissertori ist seit September 2001 Assistenzprofessor und seit Juni 2007 ordentlicher Professor für Teilchenphysik. (Bild: ETH Zürich / Giulia Marthaler)

Gestern Dienstag hat die Gesamtprofessorenkonferenz der ETH Zürich Günther Dissertori, Professor für Teilchenphysik, als Nachfolger von Rektorin Sarah Springman nominiert. ETH-Präsident Joël Mesot wird nun dem ETH-Rat den Antrag stellen, Günther Dissertori zum neuen Rektor der ETH Zürich zu wählen.

«Ich danke allen für das grosse Vertrauen, das Sie mir entgegenbringen», wandte sich der Nominierte an seine Kolleginnen und Kollegen an der Gesamtprofessorenkonferenz. Er versprach, alles daran zu setzen, dem Vertrauen gerecht zu werden und die hohen Erwartungen zu erfüllen, die das Amt mit sich bringt. Gleichzeitig dankte er seinen beiden Kollegen, die sich neben ihm als Kandidaten zur Wahl gestellt hatten.

Der 51-jährige Günther Dissertori ist im Südtirol aufgewachsen und hat an der Universität Innsbruck Physik studiert. Von dort zog es ihn bereits als Doktorand ans CERN in Genf, wo er seine Forscherkarriere startete. 2001 kam er als Assistenzprofessor an die ETH Zürich, wo er seit 2007 als ordentlicher Professor für Teilchenphysik wirkt.  Über die Jahre übernahm Dissertori verschiedene Funktionen im Departement. So leitete er als Studiendirektor etwa die Koordination der laufenden Revision des Bachelorstudiengangs in Physik.

Ausgezeichneter Dozent

Als Dozent unterrichtet Günther Dissertori nicht nur Physikstudierende auf allen Stufen, sondern auch solche in anderen Studienrichtungen. Wie sehr er sich für die Lehre engagiert und wie gut sein Unterricht ankommt, zeigt sich an seiner eindrücklichen Sammlung von «Goldenen Eulen». Bereits vier Mal haben ihn die Studierenden in seinem Departement mit dem Preis für gute Lehre ausgezeichnet, und auch den Credit Suisse Award for Best Teaching, der jährlich ETH-weit nur einmal vergeben wird, durfte er in Empfang nehmen.

Als Forscher hat sich Dissertori im Zusammenhang mit dem Teilchenphysik-​Experiment CMS beim LHC Beschleuniger am CERN in Genf einen Namen gemacht. Dort hat er immer wieder wichtige Koordinationsaufgaben wahrgenommen, unter anderem als stellvertretender Sprecher einer Kollaboration von über 4000 Forschenden und Studierenden aus mehr als 40 Ländern. In den letzten Jahren hat er mit seiner Gruppe neuartige Positronen-​Emissions-Tomographen (PET) entwickelt, unter anderem einen kosteneffizienten Gehirn-​PET Scanner, der von der Spin-off-Firma Positrigo AG zur Marktreife gebracht wird.

Ausserhalb der ETH engagiert sich Dissertori in der Vermittlung der Grundlagenwissenschaften an Schulen und für das breite Publikum.

An virtueller Konferenz erkoren

Die Nomination zum Rektor fand aufgrund der Pandemiesituation in einer Briefwahl statt. Neben Günther Dissertori hatten sich Manu Kapur, Professor für Lernwissenschaften, und Ralph Müller, Professor für Biomechanik, zur Wahl gestellt.

Die drei Kandidaten sind aus einem Nominationsverfahren hervorgegangen, das Ulrike Lohmann, die Präsidentin der Konferenz des Lehrkörpers verantwortete. Sie stellte das Verfahren an der virtuell durchgeführten Professorenkonferenz kurz vor: «In einem ersten Schritt waren alle Professorinnen und Professoren aufgerufen, Vorschläge für Kandidaturen einzureichen, und es brauchte zwei Call-Runden, bis wir die Zusage von drei Kandidaten hatten», erzählte Lohmann. Diese wurden dann von den Departementen zu «Vorstellungsgesprächen» eingeladen und präsentierten sich den Mitgliedern der Gesamtprofessorenkonferenz in Videos. Daraufhin waren diese aufgerufen, im Vorfeld der Konferenz brieflich ihre Stimme abzugeben.

«Ich habe im Vorfeld der Nomination mit allen Kandidaten gesprochen und war begeistert, mit wie vielen Ideen und persönlichem Engagement sie sich in das Nominationsverfahren einbrachten», sagte ETH-Präsident Joël Mesot noch bevor das Resultat bekannt gegeben wurde. «In meinen Augen waren alle drei Kandidaten für das Amt bestens geeignet», hielt er fest.

Lohmann verkündete das Ergebnis: «Mit 233 von 439 Stimmen ist Günther Dissertori nominiert.» Ihn wird Joël Mesot dem ETH-Rat zur Wahl vorzuschlagen.

Wie die ETH zu ihrer Rektorin oder ihrem Rektor kommt

Die ETH-Rektorin oder der Rektor wird – wie alle anderen ETH-Vizepräsidenten/-innen auch – vom ETH-Rat auf Antrag des ETH-Präsidenten oder der ETH-Präsidentin gewählt. Doch ist im Falle der Wahl der Person, die an der ETH die Lehre verantwortet und als Stellvertreterin des Präsidenten amtet, ein Nominationsprozess vorgelagert: Die Mitglieder der Gesamtprofessorenkonferenz erküren eine/-n Kandidaten/in, den oder die sie dem ETH-Präsidenten vorschlagen. Kandidieren kann jede/-r ordentliche Professor/-in, der oder die von mindestens drei Kolleginnen und Kollegen portiert wird.

Aufgaben des Rektors, der Rektorin

Der Rektor, die Rektorin betreut den Schulleitungsbereich Lehre. Sie oder er ist verantwortlich für die Qualitätssicherung in der Lehre, die Zulassung zu den Studien auf allen Stufen sowie für die Organisation und Kontrolle des Studienbetriebes einschliesslich des Prüfungswesens.

Er oder sie zeichnet verantwortlich für die Bewilligung von Weiterbildungskursen sowie für das Stipendienwesen. Sie oder er erteilt die Venia legendi und Lehraufträge und lädt Gastdozenten und Gastdozentinnen sowie akademische Gäste ein. Er oder sie ist zuständig für die Zusammenarbeit mit den Mittelschulen und die Vereinbarung hochschulübergreifender Studiengänge sowie den Austausch von Studierenden.

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