Mit inklusiven Stelleninseraten zu einem diverseren Team

Das Recruiting-Team testet derzeit zwei Textanalyse-Tools, mit denen rekrutierende Personen an der ETH Zürich ihre Stelleninserate auf sprachliche Diskriminierungen und versteckte Stereotype überprüfen können. Die Tools unterstützen beim Erstellen von Stelleninseraten und schlagen automatisch inklusive Formulierungen vor.

Illustration: Stock
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Die Macht der Sprache wird oft unterschätzt. Sie ist ein wichtiger Hebel, mit dem das Bewusstsein und die Realität verändert werden können. Wir alle tragen bestimmte Sozialisierungen in uns und verstehen Worte nach Mustern, die wir uns eingeprägt haben. Beispielsweise wird das Wort «mitfühlend» als weibliches, und «ehrgeizig» eher als männliches Attribut wahrgenommen. «Herausragend» sowie «jung und dynamisch» sind ebenfalls Wörter, die von Personen, je nach Geschlecht, Herkunft oder Alter, verschieden aufgefasst werden und unbewusste Stereotypen hervorrufen können.

Stereotype in Stelleninseraten

Unbewusste Wahrnehmungen lassen sich auch beim Thema Stelleninserate erkennen. Studien aus den USA und Deutschland zeigen, dass 70 Prozent der Stelleninserate so formuliert werden, dass sie auf Frauen weniger attraktiv oder sogar abschreckend wirken können. In den MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sind sogar 92 Prozent der Stelleninserate so geschrieben, dass sie auf Frauen negativ wirken können. Dies hat zur Folge, dass sich weniger qualifizierte Personen mit dem Stelleninserat identifizieren können und sich infolgedessen nicht bewerben. Eine neutrale, faire Kommunikation in Stelleninseraten wiederum bietet Identifikationsmöglichkeiten für alle. Mit einer inklusiven Sprache zeigt man Wertschätzung und spricht mehr Menschen an, was am Ende zu einem inklusiveren Team und zu einer diverseren Organisation führen kann.

Zwei Textanalyse-Tools für alle ETH-Mitarbeitende

Zur Erstellung von ansprechenden Stellenanzeigen wurden verschiedene Programme entwickelt, die problematische Begriffe markieren und die Schreibenden dabei unterstützen, diese mit inklusiveren Wörtern ersetzen. An der ETH Zürich werden im Rahmen eines Pilotprojektes bis Oktober 2022 zwei Textanalyse-Tools getestet.

Die Textanalyse-Tools «Textio» für englische und «Witty» für deutsche sowie englische Inserate stehen allen ETH-Mitarbeitenden zur Verfügung. Erfahren Sie mehr und probieren Sie es aus.

«Textio» vergleicht den Text eines Stelleninserates mit ähnlichen Stelleninseraten und gibt Feedback dazu, durch welche Anpassungen die Anzahl Bewerbungen von Talenten mit diversen Hintergründen statistisch verbessert werden kann.

Ausserdem läuft ein Pilot in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Unternehmen «Witty Works». «Witty Works» bietet ein Browser-Plugin, das unbewusste sprachliche Stereotype erkennt und Personen beim integrativen Schreiben unterstützt (Newsletter, soziale Medien, Kommunikation im Allgemeinen etc.).

Aktuell werden ausgewählte deutschsprachige Stelleninserate der Schulleitung und Zentralen Organe zusätzlich durch professionelle Texter:innen von «Witty Works» bearbeitet.

Projekt «Inklusive Sprache in Stelleninseraten»

Das Projekt «Inklusive Sprache in Stelleninseraten», in dessen Rahmen die Textanalyse-Tools getestet werden, ist Teil der grösser angelegten Vision einer inklusiven und offenen Kultur an der ETH Zürich, die mit einer neu erarbeiten Diversity-Strategie eine Grundlage bekommt. Ziel ist es, einen tagtäglichen respektvollen Umgang mit Kolleg:innen und Studierenden, auch oder vor allem auf sprachlicher Ebene, zu fördern. Ob eines oder beide Tools langfristig zum Einsatz kommen, ist abhängig vom Feedback der ETH-Angehörigen.

Ihr Feedback ist gefragt

Haben Sie bereits eines der beiden Textanalyse-Tools benutzt? Dann teilen Sie uns Ihre Erfahrung mit und geben Feedback per E-Mail an:

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