Schädlich und gefährlich: Spionage und Proliferation im akademischen Umfeld
Die Offenheit und internationale Ausrichtung der Schweizer Hochschulen und Forschungsinstitute ist positiv. Doch die Ausforschung durch ausländische Nachrichtendienste ist eine reale Gefahr. Um dem illegalen Transfer von geistigem Eigentum, Know-how und Technologien vorzubeugen, verfügt die ETH Zürich über eine spezialisierte Fachstelle.
- Vorlesen
- Anzahl der Kommentare
Das Wichtigste in Kürze
- Mit dem Programm Technopol will der Bund die akademische Welt für die Problematik der Ausforschung durch ausländische Nachrichtendienste sensibilisieren.
- Eine der wichtigsten Schutzmassnahmen gegen den illegalen Transfer von Know-how ist es, die Kenntnis der geltenden Export- und Güterkontrollgesetze in den Institutionen zu verankern.
- Die Kompetenz und Expertise diesbezüglich ist an der ETH Zürich bei der Exportkontrollstelle in der Abteilung Finanzdienstleistungen bzw. Internationale Angelegenheiten angesiedelt.
Der Wissensaustausch über die Grenzen hinaus, die internationale Zusammenarbeit und die Mobilität von Studierenden und Wissenschaftler:innen sind für Hochschulen und Forschungsinstitute zentral. Wissenstransfer und Offenheit sind im akademischen Umfeld positiv, doch die Medaille hat eine Kehrseite: Insbesondere stark international ausgerichtete Institutionen mit naturwissenschaftlichem und technischem Fokus sind attraktive Ausforschungsziele von ausländischen Nachrichtendiensten. Deren Aktivitäten sind äusserst vielfältig und reichen von Anfragen für Forschungszusammenarbeiten oder Laborbesichtigungen über Aufträge für fachliche Gutachten bis hin zur Finanzierung von Studienprogrammen oder Stipendien. Die mögliche Absicht dahinter: Spionage und Proliferation.
Spionage und Proliferation
Mit dem Begriff «Spionage» werden die verbotenen nachrichtendienstlichen Tätigkeiten rund um die Beschaffung von Informationen und Daten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Militär, Wissenschaft und Technologie bezeichnet. Im akademischen Umfeld gelten beispielsweise Robotik, neue Werkstoffe oder Nanotechnologien als besonders begehrenswerte Disziplinen. Unter Proliferation versteht man die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen und deren Trägersystemen (ballistische Lenkwaffen, Marschflugkörper, hypersonische Fluggeräte und Drohnen) sowie die Beschaffung und Verbreitung von Ausrüstungsgütern, Materialien und Technologien zur Herstellung dieser Waffen (sogenannte Dual-Use-Güter).
Wichtiges Sensibilisierungsprogramm des Bundes
Die ausländischen Aktivitäten münden also in einen illegalen Transfer von geistigem Eigentum, Know-how und Technologien – zum Schaden des Forschungsstandortes Schweiz und des Landes generell. Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) richtet sich deshalb mit dem Sensibilisierungsprogramm Technopol an Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstitute in der Schweiz und in Liechtenstein. Das Ziel der von der ETH Zürich begrüssten Initiative ist es, die akademische Welt für die Themen Spionage und Proliferation zu sensibilisieren und bei der Umsetzung von Schutzmassnahmen dagegen zu unterstützen.
Export- und Kontrollgütergesetze
Eine der wichtigsten Pflichten ist es, die Kenntnis der geltenden Export- und Güterkontrollgesetze in den Institutionen selbst zu verankern. Denn der Gesetzgeber regelt, welche materiellen oder immateriellen Güter – darunter fallen Technologien, Waren und Software – bei einem Ausfuhrvorhaben besonders geprüft werden müssen. Das Einhalten der entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen trägt somit dazu bei, einen allfälligen nachrichtendienstlich initiierten Transfer rechtzeitig zu stoppen. Die Kompetenz und Expertise diesbezüglich ist an der ETH Zürich bei der Exportkontrollstelle bzw. bei der Abteilung Internationale Angelegenheiten angesiedelt (siehe Infobox).
Vorgehen bei Verdacht
Die ETH Zürich nimmt das Thema Spionage und Proliferation im akademischen Bereich sehr ernst. Alle Angehörigen der ETH Zürich werden gebeten, in ihrem Lern-, Lehr- und Forschungsalltag umsichtig zu agieren und mit sensiblem Know-how vorsichtig umzugehen. Bei Verdacht auf Spionage- oder Proliferationsaktivitäten (z. B. im Falle von dubiosen Anfragen für Zusammenarbeit oder suspektem Verhalten von internen oder externen Personen) zögern Sie nicht, die Expert:innen der ETH Zürich per E-Mail an zu kontaktieren. Sichern Sie mögliche Beweise und löschen Sie verdächtige E-Mails nicht.
Expert:innen der ETH Zürich
Bei Unsicherheiten und Fragen stehen zudem die zuständigen Expert:innen in der Exportkontrollstelle bzw. der Abteilung Internationale Angelegenheiten zur Verfügung.
Broschüre «Akademische Welt im Visier»
Einen Überblick über die Thematik Spionage und Proliferation im akademischen Umfeld, konkrete Fallbeispiele und Informationen zu Schutzmassnahmen bietet die Download Broschüre «Akademische Welt im Visier» des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) (PDF, 2.2 MB).
Immer aktuell informiert
Möchten Sie stets die wichtigsten internen Informationen und News der ETH Zürich erhalten? Dann abonnieren Sie den Newsletter «Intern aktuell» und besuchen Sie regelmässig Staffnet, das Info-Portal für ETH-Mitarbeitende.