«Die Online-Kollaboration wird bleiben»

Der Notbetrieb hat viel verändert. Homeoffice, Online-Unterricht, virtuelle Veranstaltungen: Was vor ein paar Monaten noch auf wenig Akzeptanz stiess, zeigt nun neue Möglichkeiten auf. Rui Brandao, Direktor der Informatikdienste, spricht über seine Erfahrungen im Notbetrieb, darüber, wie er sich für die Zukunft wappnet und was vom Lockdown bleibt.

Rui Brandao.
Übers Wochenende mussten Rui Brandao und sein Team die IT der ETH fit für den Notbetrieb machen. (Bild: Daniel Winkler / ETH Zürich)

Wie haben Sie den Notbetrieb aus Sicht der ID erlebt?
Der Lockdown hat uns zu raschem Handeln gezwungen. Praktisch übers Wochenende mussten wir unsere VPN-Kapazitäten verdreifachen und zusammen mit den Akademischen Diensten und dem LET eine Lösung für die Übertragung und Aufzeichnung der Lehrveranstaltungen finden. Das war eine hektische Zeit. Für Zoom hatten wir bereits einige Lizenzen, die wir zum Glück sehr schnell ausbauen konnten. Zudem beobachteten wir zu Beginn des Notbetriebs eine gewaltige Steigerung der Anzahl Tickets. So benötigten viele ETH-Angehörige Unterstützung bei der Einrichtung ihres Arbeitsplatzes oder der Verwendung von Zoom. Ich glaube aber, die meisten Mitarbeitenden haben diese Anfangszeit erfreulich gut gemeistert.

Was bleibt vom Lockdown?
Die Verwendung von sogenannten Online-Kollaborationslösungen wird bleiben. Ich denke, dass Teams hier eine wichtige Rolle spielen wird. Microsoft 365/Teams bietet sehr viele Funktionen für die Zusammenarbeit in Gruppen an. Zudem ist die rechtliche Situation in Bezug auf den Datenschutz für Teams geklärt: Die Daten werden in Rechenzentren in der Schweiz verarbeitet und gespeichert und es gilt Schweizer Recht mit Gerichtsstand in der Schweiz.

Anders sieht es bei Zoom aus. Dieses darf voraussichtlich nur bis Ende Jahr verwendet werden. Gibt es eine Alternative insbesondere für die Lehre?
Für Zoom arbeiten wir zurzeit an ähnlichen Verträgen wie mit Microsoft und hoffen, dass wir bis Ende Jahr Klarheit haben. Als Alternative bietet sich Teams an, das die gleichen und noch mehr Funktionalitäten wie Zoom bereitstellt.

Weshalb hat man nicht schon früher Lösungen für die online Kollaboration eingeführt?
Viele Online-Kollaborationstools basieren auf Cloudlösungen, die Daten sind also nicht an der ETH gespeichert. Die rechtliche Situation lässt in Bezug auf Clouds viel Interpretationsspielraum, deshalb waren wir da bisher zurückhaltend. Lokale Lösungen haben wir an der ETH zwar bereits, jedoch konnten wir diese im Zuge der Corona-Krise nicht im benötigten Mass kurzfristig hochskalieren. Selbst jetzt wäre eine lokale Lösung für die ganze ETH in der Anschaffung und im Betrieb sehr teuer. Mit Ausbruch der Corona-Krise hatten wir nun keine andere Wahl, als uns auf Cloudlösungen abzustützen, insbesondere für die Durchführung der Lehrveranstaltungen. Gleichzeitig haben die Datenschutzbeauftragten nun die Verwendung der einzelnen Produkte geklärt. Damit haben wir in Bezug auf die Verwendung von Cloudlösungen innert weniger Wochen Fortschritte erzielt, die wir vorher in zehn Jahren nicht erreichen konnten.

Mit welchen Projekten wollen Sie die ETH in Zukunft für solche Situationen wappnen?
Wir befassen uns zurzeit intensiv mit zwei Themen. Aktuell diskutieren wir darüber, wie wir die Mitarbeitenden der Zentralen Organe sowohl für das Homeoffice, wie auch am Arbeitsplatz an der ETH ausrüsten sollen. Wer braucht einen zweiten Arbeitsplatz? Können Arbeitsplätze für die Arbeit an der ETH geteilt werden? Wer entscheidet über die benötigte Ausrüstung? Dabei gilt auch zu beachten, dass es noch immer zu Engpässen bei den Lieferungen der Geräte kommt, z.B. für Webcams. Das zweite Thema betrifft die Lehre im Herbstsemester, welches wir zusammen mit den Akademischen Diensten und LET bearbeiten. Welche Veranstaltungen laufen online ab? Wie werden diese übertragen und aufgezeichnet? Welche IT-Werkzeuge setzen wir dazu ein? Dafür spielen wir verschiedene Szenarien durch, um für alle Fälle bereit zu sein.

Gibt es aus Ihrer Sicht einen spannenden Aspekt, den Sie gerne ansprechen möchten?
Ich schätze die Flexibilität, die wir durch Homeoffice und Online-Kollaboration erhalten haben und hoffe, dass diese auch nach der Coronazeit erhalten bleibt. Ich denke, wir werden in Bezug auf die Online-Zusammenarbeit dereinst zwischen der Zeit vor und der Zeit nach Corona unterscheiden.  

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