Julia Bogdan heisst die neue VSETH-Präsidentin
Seit September ist Julia Bogdan Präsidentin des Studierendenverbands VSETH. Im Interview erzählt sie, weshalb sie sich für Hochschulpolitik begeistert und wofür sie sich im kommenden Jahr einsetzen will.
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Julia Bogdan ist in St. Gallen aufgewachsen und hat dort an der Kantonsschule Burggraben die Matura mit Schwerpunkt Mathematik und Physik gemacht. 2019 nahm sie an der ETH Zürich ihr Informatikstudium auf, jetzt steht sie kurz vor dem Abschluss ihres Bachelors. Bereits in ihrem zweiten Studienjahr engagierte sie sich im Fachverein VIS und befasste sich mit der Hochschulpolitik auf Departementsebene. Im Frühjahrsemester 2023 übernahm sie das VIS-Präsidium, das sie nun abgibt, um sich auf ETH-Gesamtinstitutionsebene einzubringen.
Julia, erst mal eine Frage zu deinem Studium: Was fasziniert dich an Informatik?
Das logische Denken hat mir schon immer Spass gemacht. Mathematik war in der Schule mein Lieblingsfach. Ich hatte immer gute MathematiklehrerInnen, die mich für das Fach zu begeistern wussten. Irgendwann habe ich realisiert, dass ein Informatikstudium auch viel Mathematik beinhaltet. Es ist aber etwas angewandter und erlaubt mir beispielsweise zu verstehen, wie das Internet funktioniert.
War es für dich von Anfang an klar, dass du an die ETH willst?
Ich habe mir kurz überlegt, ins Ausland zu gehen. Oxford oder Cambridge wären in Frage gekommen, weil meine Mutter aus Grossbritannien kommt und ich auch einen britischen Pass habe. Aber die ETH hat mir immer gut gefallen, wenn wir sie auf Klassenausflügen besuchten. Besonders die Studienwoche von CSNOW, dem Netzwerk für Frauen in Computer Science, hat mich begeistert.
Du hast dich bereits im zweiten Studienjahr im Fachverein engagiert. Wie bist du dazu gekommen?
Ich habe 2019 mit dem Studium begonnen, und infolge der Pandemie hatte ich nach einem Semester nur noch Online-Unterricht. Allein zuhause zu sitzen und zu lernen, machte mir keine Freude. Der VSETH startete damals eine Umfrage, wie es den Studierenden geht. Von einem Kollegen erfuhr ich, dass die Umfrage im Fachverein ausgewertet wird. Das interessierte mich, und als ich die Ergebnisse sah, wollte ich mich engagieren. Ich wurde dann rasch angefragt, ob ich im Vorstand mitwirken will, und damals war ich noch nicht so gut im Nein sagen.
Nach einem Jahr wurdest du VIS-Präsidentin…
Erst war ich für die Hochschulpolitik verantwortlich. Dann begann mich auch für den VIS als Ganzes zu interessieren. Ich fand es eine spannende Aufgabe, den Verein auch strategisch mitzugestalten und da kam ich im zweiten Semester als Vorstandsmitglied ins Präsidium.
…und nun präsidierst du den VSETH.
Mitte des letzten Semesters hatte ich öfter mit dem VSETH-Vorstand zu tun. Und irgendwann hiess es, dass das Präsidium noch frei sei. Meine erste Reaktion war: Das mache ich auf keinen Fall, ich muss mich auf mein Studium konzentrieren. Mit der Zeit reizte mich aber die Aufgabe, für den VSETH strategisch mitzudenken und auf ETH-Ebene hochschulpolitisch mitzusprechen.
Was begeistert dich an der Hochschulpolitik?
Ich denke, die Situation kennen alle Studierenden: Du sitzt in eine Vorlesung und denkst «nein, so will das niemand, da müsste man was ändern». Nun bin ich so veranlagt, dass ich lieber etwas bewege, als mich zu beklagen. Was ich an der ETH besonders toll finde: Man kann mitdenken und stösst auf offene Ohren. Sei dies in Kommissionen, aber auch in bilateralen Gesprächen mit dem Departementsvorsteher. Professorinnen und Professoren sprechen gerne mit uns Studierenden und sind froh um unsere Rückmeldungen. Dabei lernt man, wie die ETH als Institution funktioniert, welche Überlegungen hinter Entscheidungen stecken und kann auch konkrete Anliegen vorbringen.
Jetzt bist du auf Institutionsebene tätig: Was möchtest du da bewegen?
Besonders wichtig finde ich das Projekt PAKETH, das vom Rektor angestossen wurde, um den Akademischen Kalender neu zu denken. Denn heute bekommst du als Studentin von der ETH nie eine Pause. Das ist mental extrem herausfordernd. Wir haben zwar nach dem Frühjahrssemester eine lange Lernphase bis zu den Prüfungen. Persönlich finde ich es aber schwierig, einfach mal eine Woche Auszeit zu nehmen, um abzuschalten. Ich habe immer Angst, dass es genau die eine Woche ist, wegen der mir am Schluss ein Notenpunkt fehlt. Und nach den Prüfungen wartet man auf die Note. Dann ist man zwar nicht mehr am Lernen, doch der Druck geht nie ganz weg. Hinzu kommt, dass wir keine Zeit haben, Praktika und Erfahrungen in der Arbeitswelt zu machen. Ausser man unterbricht das Studium und verlängert es um ein Jahr.
Du hast ein strenges Studium und engagierst dich dennoch in der Hochschulpolitik. Wie bringst du das alles unter einen Hut?
Es ist nicht einfach. Ich bin als Studentin keine Überfliegerin (lacht). Ich musste das Basisjahr wiederholen, bin nun aber «bei den Leuten». Im vergangenen Jahr realisierte ich, dass ich neben dem Studium nicht mehr so viel Zeit in den VIS investieren kann. Es waren extrem lange Arbeitstage, die oft von 8 Uhr morgens bis 11 Uhr abends dauerten. Mit dem Wechsel in den VSETH habe ich für ein Jahr eine Anstellung und damit die Chance, mich weiterhin mit Hochschulpolitik zu beschäftigen.
Und wie erholst du dich?
Mir ist es wichtig, ganze Tage zu blockieren und nicht nur einen Nachmittag oder einen Abend. Vor der Studienzeit ging ich oft reiten, und heute besuche ich dann beispielsweise eine Kollegin, die Pferde hat. Oder ich verbringe den Tag mit meinem Freund oder Kollegen irgendwo in der Natur. Wichtig ist mir, dass ich dann beschäftigt bin und nicht zuhause sitze, weil da das Abschalten sonst schwierig ist.
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