Neues KV-Lehrlabor erleichtert Berufsstart
Im August erfolgte der Startschuss für das neu konzipierte KV-Lehrlabor mit sieben Lernenden auf dem Campus Hönggerberg. Durch den Aufbau von beruflichen Basiskompetenzen und Ausrichtung auf die Arbeitswelt von morgen sollen Lernende, aber auch die Ausbildner:innen, profitieren und die Grundbildung im KV gestärkt werden.
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Worauf muss ich beim Schreiben einer geschäftlichen E-Mail achten? Wie melde ich mich am besten am Telefon? Und mit welchen Hilfsmitteln kann ich meine Aufgaben planen und Pendenzen im Griff haben?
Wer schon länger im Arbeitsleben tätig ist, für den stellen sich solche Fragen – meistens – nicht mehr. Für jene jedoch, die noch ganz am Anfang ihres beruflichen Weges stehen, sind solche Fragen und Aufgaben neu und mitunter eine Herausforderung.
Um den KV-Lernenden an der ETH den Eintritt ins Berufsleben und den frühzeitigen Erwerb von Basiskompetenzen zu erleichtern, wurde mit dem diesjährigen Ausbildungsbeginn das KV-Lehrlabor in den neuen Lehrablauf im Profil EFZ (Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis) integriert. «Die professionelle Begleitung, das Coaching und der Aufbau von beruflichen Basiskompetenzen im KV-Lehrlabor ist für Lernende sehr wichtig und wertvoll. Dies ermöglicht ihnen, die in der Basisausbildung erworbenen Fähigkeiten und Soft Skills an ihrem Ausbildungsplatz zielorientiert einzusetzen», fasst Fabienne Jaquet, an der ETH verantwortlich für die Berufsbildung, die Vorteile des neuen Lehrlabors zusammen.
Selbstständigkeit als Ziel
Lehrlabore gibt es an der ETH bereits für Lernende in den Bereichen Biologie, Chemie, Elektronik, IT, Physik und Polymechanik. Hier erwerben die jungen Leute zu Beginn ihrer Ausbildung theoretisches Wissen, praktische Fähigkeiten und bauen ihre Handlungskompetenzen berufsorientiert auf.
Seit diesem August absolvieren auch die sieben KV-Lernenden im Profil EFZ das erste Semester ihrer Ausbildung in einem Lehrlabor auf dem Campus Hönggerberg. Der Fokus liegt dabei auf der Vermittlung, dem Erlernen und der Anwendung von berufspraktischen und persönlichen Handlungskompetenzen. «Damit legen wir eine Grundlage für selbstständiges Lernen und Arbeiten. Fähigkeiten, die in der heutigen Arbeitswelt immer wichtiger werden», betont Fabienne Jaquet. «Den Lernenden soll so der anschliessende Übertritt zu ihrem ersten Ausbildungsplatz leichter fallen, da sie im Lehrlabor bereits einen gut gefüllten «Rucksack» mit Kompetenzen erworben haben, die sie für ihre tägliche Arbeit im kaufmännischen Umfeld an der ETH brauchen.»
Heike Reinheimer, Leiterin des KV-Lehrlabors an der ETH, fügt hinzu: «Das Anknüpfen bzw. Aufgreifen von typischen Arbeitssituationen im Kursdesign der Module des KV-Lehrlabors trägt zur Erhöhung der Motivation der Lernenden bei, hilft ihnen, die eigene Selbstwirksamkeit zu erfahren und schafft berufliche Identität.»
Fit für die Arbeitswelt von morgen
Daneben greift das Lehrlabor auch Ziele der aktuellen KV-Reform auf. Diese nimmt Trends wie z.B. die Digitalisierung auf und möchte sicherstellen, dass KV-Absolvent:innen optimal auf die sich verändernde Arbeitswelt vorbereitet sind. «Unsere KV-Lernenden müssen als Generalisten in der Lage sein, herausfordernde Problemstellungen kreativ und kooperativ zu bearbeiten, da sie vermehrt in Schnittstellenfunktionen arbeiten und z.B. Projekte koordinieren», umschreibt Heike Reinheimer die zukünftigen Herausforderungen. «In der Ausbildung ist es deshalb wichtig, dass sie früh lernen, selbstständig zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen, in Teams zu agieren, ICT-Technologien sicher anzuwenden und praxisorientiert Probleme zu lösen. Mit diesem Rucksack können sie ihre Kompetenzen im vielfältigen Spektrum administrativer Tätigkeiten ETH-intern, aber auch auf dem externen Arbeitsmarkt erfolgreich einsetzen.»
Auch Ausbildner:innen und Teams profitieren
Das Lehrlabor soll jedoch nicht nur den Lernenden Vorteile in Form von zukunftsgerichteten Kompetenzen bringen. Auch ihre Ausbildner:innen und zukünftigen Arbeitskolleg:innen sollen profitieren: «Da die Lernenden bereits mit Vorwissen und Kompetenzen an ihren ersten Ausbildungsplatz kommen, sind sie schneller «parat», um eigenverantwortlich Aufgaben in einem Team zu übernehmen und die zugrundeliegenden Prozesse zu verstehen», erläutert Heike Reinheimer. «Wir wollen die Lernenden befähigen, vom ersten Tag an Aufgaben übernehmen zu wollen und zu können und somit produktiv im Arbeitsalltag mitzuwirken. Damit greifen wir bewusst das Feedback der Ausbildungsstellen auf und hoffen, dass dadurch auch die Ausbildungsbereitschaft an der ETH weiter steigt.»
Gegen den Fachkräftemangel
Der Bund hat in einer strategischen Zielvorgabe für den ETH-Bereich definiert, dass die Zahl der Ausbildungsplätze bis zum 1. August 2026 von aktuell 175 auf 211 Lehrstellen erhöht werden soll. Dieser Ausbau der Ausbildungsplätze ist eine erforderliche Massnahme, um dem auch für die ETH relevanten Fachkräftemangel zu begegnen.
«Wenn wir mit dem KV-Lehrlabor dazu beitragen können, dass noch mehr Teams in den Departementen und Abteilungen der ZO motivierten Schulabgänger:innen einen KV-Ausbildungsplatz anbieten werden, haben wir gemeinsam ein wichtiges Ziel erreicht», resümiert Fabienne Jaquet. «Unsere Hochschule bietet jungen Erwachsenen seit Jahrzehnten die Chance, mit einer hochstehenden Berufslehre eine gute Basis für ihr weiteres Leben zu legen. Tragen wir alle zusammen dazu bei, dass dies so bleibt und die ETH auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag zum Schweizer Bildungssystem leistet.»
Berufsbildung an der ETH
Zurzeit bildet die ETH Zürich über 175 Lernende in 15 verschiedenen Berufen aus. Nebst Ausbildungen wie z.B. als Chemielaborant:in, Mediamatiker:in oder Polymechaniker:in gibt es mit der Integrationsvorlehre INVOL auch Angebote für anerkannte Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen.
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