Schnelles und konkretes Feedback zum Unterricht
Die ETH vermittelt seit kurzem Unterrichtsbesuche von Kolleginnen und Kollegen. «Peer Feedback» soll sich auf diese Weise auch in der Lehre etablieren.
- Vorlesen
- Anzahl der Kommentare
Dozierende fühlen sich manchmal als Einzelkämpfer:innen. Denn im Gegensatz zur Forschung ist ein regelmässiger Austausch mit Kolleginnen und Kollegen im Lehralltag oft nicht etabliert. Das soll sich nun ändern. Rektor Günther Dissertori hat dafür zusammen mit der Konferenz des Lehrkörpers die Initiative «Peer Feedback on Teaching» lanciert.
Das Prinzip ist einfach: Dozierende können sich beim LET (Abteilung Lehrentwicklung und -technologie) melden, wenn sie gerne Feedback zu einem Kurs haben oder geben möchten. Ein Team vom LET bildet danach Gruppen und stellt die Kontakte her. Alles Weitere organisieren die Gruppen unter sich.
Anmeldung zum Peer Feedback on Teaching
Dozierende müssen lediglich mitteilen, für welche ihrer Lehrveranstaltungen sie Peer Feedback wünschen, und sie können nähere Angaben machen, mit wem sie sich gern austauschen würden. LET übernimmt danach die «Partnersuche» und stellt Leitfäden für die Vorbereitung, den Unterrichtsbesuch und das Debriefing zur Verfügung. Jetzt anmelden.
Schnelles und konkretes Feedback
Im Frühlingssemester 2023 fanden bereits die ersten Besuche statt. Manuela Fischer ist Dozentin am Departement Informatik und gibt Grundlagenvorlesungen für Studierende anderer Studiengänge. Sie meldete sich für das Peer Feedback an, weil sie wegen des 2-Jahres-Rhythmus der Unterrichtsevaluationen nur selten Rückmeldungen zu ihren Vorlesungen erhielt. «Die Beobachtungen von Kollegen sind zudem auch konkreter, ihre Anregungen kann ich direkt nutzen, um meinen Unterricht zu verbessern», sagt sie.
Ziel der Initiative sei, eine Kultur der offenen Türen zu etablieren, sagt Günther Dissertori. «Kaum etwas bietet mehr Inspiration und Aha-Effekte als ein Feedback von Kolleginnen. In der Forschung ist der gegenseitige, kritische Austausch selbstverständlich, in der Lehre leider noch nicht.»
Seinen eigenen Aha-Moment erlebte Dissertori im LET-Kurs «Teaching at ETH» bei Sarah Shephard. Gegenseitige Unterrichtsbesuche sind ein essenzieller Teil dieses Kurses und die Auseinandersetzung mit neuen Methoden geschieht dort vertieft anhand eines didaktischen Experiments im eigenen Kurs. Mit dem neuen Angebot möchte Dissertori solche Erfahrungen auch ausserhalb des Kurses möglich machen und dadurch die Hürde senken, sich mit dem eigenen Unterricht auseinanderzusetzen.
Didactic Fellows als Ansprechpartner für die Lehre
Schnellen und informellen Rat finden Dozierende darüber hinaus bei den Didactic Fellows. Diese Gruppe aus zehn Professor:innen von sieben Departementen hat die Kurse «Teaching at ETH» I und II durchlaufen, führt in diesen Kursen selber Unterrichtsbesuche durch und dient als Ansprechpartner:innen für Interessierte. Didactic Fellows werden vom Rektor ernannt und stehen ihm als Sounding-Board für strategische Fragen in der Lehre zur Verfügung.
Florian Dörfler, Professor am D-ITET, ist einer von ihnen. Unterrichtsbesuche könnten entscheidend dafür sein, sich mit der eigenen Lehre auseinanderzusetzen, sagt er: «Ich unterrichtete eine theorielastige Vorlesung zur Regelungstechnik. Vor meinem Kursbesuch war ich felsenfest davon überzeugt, dass interaktive Elemente in einem solchen Kurs niemals funktionieren würden. Ich dachte, die Lehre muss so sein, wie ich es von früher kannte: tough und frontal. Es fehlten mir andere Vorbilder.» Heute sind Gruppenaufgaben ein fester Teil in seinen Vorlesungen, die Aufmerksamkeit, die Stimmung unter den Studierenden habe sich stark verbessert. Und: «die Lehre bereitet auch mir selbst viel mehr Spass und Erfüllung.»
Immer aktuell informiert
Möchten Sie stets die wichtigsten internen Informationen und News der ETH Zürich erhalten? Dann abonnieren Sie den Newsletter «Intern aktuell» und besuchen Sie regelmässig Staffnet, das Info-Portal für ETH-Mitarbeitende.