Die Abteilung Engineering & Systeme veranstaltete Anfang April die zweite Ausgabe der Konferenz «Campus der Zukunft». Dabei kamen rund 60 Expertinnen und Experten verschiedener Abteilungen und Departemente sowie Stakeholder der ETH zusammen, um sich über die zukünftige Campus-Infrastruktur auszutauschen. Ein Rückblick.
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Die Anforderungen an den Campus der Zukunft sind hoch. Um auch künftig beste Bedingungen für Lehre, Forschung und Transfer zu schaffen, bedarf es einer ständigen und innovativen Entwicklung der Campus-Infrastruktur. Diese muss der wachsenden interdisziplinären und technologischen Komplexität sowie der Geschwindigkeit der Veränderungen gerecht werden.
«Der digitale Zwilling führt uns auf den Weg zu einem zukunftsfähigen Campus.»Ulrich Weidmann, Vizepräsident für Infrastruktur
Den Anfang machte Ulrich Weidmann, Vizepräsident für Infrastruktur, der in seiner Keynote die Methodik des digitalen Zwillings skizzierte. Dabei wird die gesamte Campus-Infrastruktur in Daten und Modellen abgebildet und zusammengeführt. Der Campus schafft dank fortlaufender Datenerhebung selbst eine Basis für faktenbasierte Entscheidungen. Die weitere Entwicklung des Campus von der Erschliessung über Neubauten bis zu Sanierungen werden mit dem Betrieb verschränkt und dank gemeinsam genutzter Daten optimiert. Ziel ist, die Ressourceneffizienz in jeder Hinsicht zu steigern. Damit unterstützt das Konzept des digitalen Zwillings die zunehmend notwendige Entkopplung des Wachstums von Flächen, Ressourcen und Emissionen vom Wachstum der Studierenden und Mitarbeitenden. Auf dem Campus der Zukunft werden daher verstärkt Konzepte gefragt sein, wie Infrastrukturen flexibler genutzt und geteilt werden können.
«Infrastruktur zu teilen ist für den Campus der Zukunft ein Muss und kein nice-to-have.»Stefan Spiegel, Vizepräsident für Finanzen und Controlling
Stefan Spiegel, Vizepräsident für Finanzen und Controlling, setzte sich in seiner Keynote für Sharing-Konzepte ein. Vom Verkehr über Co-Working bis zu gemeinsamen Dienstleistungszentren findet man diese Konzepte in Gesellschaft, Privatwirtschaft – und an der ETH. Hier sind der Link-Bus, Desk-Sharing oder die Technologieplattformen zu erwähnen. Letztere bieten allen Departementen übergreifend Dienstleistungen und zeigen dabei ein erfreuliches Wachstum. Bekannte Beispiele sind etwa das CSCS im Bereich Hochleistungsrechnen oder techpool, der One-stop-shop für Werkstattleistungen, und viele mehr.
In Anbetracht der steigenden und stets vielfältigeren Anforderungen an den Campus der Zukunft, die oft ohne entsprechendes Wachstum bei Flächen, Finanzen und Fachkräften erfüllt werden müssen, sind Sharing-Konzepte oft die einzige Lösung, um die Zielsetzungen zu erreichen. Zudem zahlen diese Konzepte auf zentrale Leistungskennzahlen ein, wie sinkender Ressourcenverbrauch und CO2-Fussabdruck pro ETH-Angehörige. Zudem eröffnen gewisse Sharing-Konzepte neue Perspektiven rund um Partizipation und Zusammenarbeit. Stefan Spiegel schliesst daher zurecht mit dem Aufruf, auch in Bezug auf Sharing-Konzepte stets kreativ, neugierig und offen zu bleiben.
«Unser Forschungsansatz ‘Power to Iron’ ermöglicht eine dezentrale, sichere und kostengünstige Langzeitspeicherung von Energie.»Wendelin J. Stark, Institut für Chemie- und Bioingenieurwissenschaften (ICB)
In der dritten Keynote präsentierte Wendelin Stark seine Forschungsergebnisse, wie Energie effizient, sicher und günstig von den Sommermonaten mit hoher Produktion (v.a. aus Fotovoltaik) in die produktionsschwachen, nachfrageintensiven Wintermonate transferiert werden kann. Fakt ist, ein moderner Hochschulcampus benötigt viel Energie. Besteht der Anspruch auf Ressourceneffizienz und Netto-Null, so kommt der Erzeugung und Speicherung von erneuerbarer Energie ein hoher Stellenwert zu. Die Forschungsgruppe von Professor Stark bietet eine überraschende Lösung für die dezentrale Langzeitspeicherung von Strom: «Power to Iron». Eisenreaktoren nehmen die Energie in Form von Wasserstoff auf und halten diese weitgehend verlustfrei über lange Zeit. Diese günstige und sichere Lösung wird derzeit in verschiedenen Stufen von Reallaboren getestet und weiter erforscht.
«Jedes Unternehmen bekommt die Zukunft, die es verdient.»Raphael Gielgen, Trendscout Vitra
Wichtige Kriterien für die Zukunftsfähigkeit von Infrastrukturen sind Modularität und Flexibilität. Der Campus der Zukunft soll alle Spielarten der Zusammenarbeit ermöglichen. Dies war ein Take-away von Raphael Gielgen, Vitra-Trendscout und kosmopoliter Vorausdenker, der in seinem Vortrag das Publikum vom Bourbaki-Panorama in Luzern in CGI-Filmstudios nach Kalifornien beamt und den Bogen vom Metaverse bis zu den Infrastrukturanforderungen von Hochschulen spannt. So bedeute der konstante Wandel mit zunehmender Geschwindigkeit eine stets kürzere Halbwertszeit unseres gefestigten Wissens über Infrastruktur. Wenn die Zukunft immer schneller zur Gegenwart wird, gelte es, jederzeit auf Neues vorbereitet zu sein. Dabei sollen aber die Menschen und ihre Rituale nicht vergessen gehen. Denn letztlich soll sich der Campus auch in Zukunft den Bedürfnissen der Menschen unterordnen.
«Es braucht die enge Vernetzung aller Beteiligten an der ETH Zürich, um den Campus der Zukunft integral und umfassend weiterzudenken.»Dominik Brem, Leiter Abteilung Engineering & Systeme
Neben den Keynotes und Präsentationen ist die Konferenz «Campus der Zukunft» auch ein Ort für den Austausch. Entsprechend umfasste das Angebot der Organisatoren Dominik Brem und Nina Indina von der Abteilung Engineering & Systeme auch Workshops, Netzwerkgelegenheiten sowie eine interaktive Zone, die Raum für aktive Auseinandersetzung mit dem Thema boten.
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