Bilanz und Ausblick auf die Energieversorgung der ETH Zürich
Die ETH Zürich hat im Winter 2022/23 ihren Energieverbrauch gegenüber dem Vorwinter um rund 7 Prozent reduziert und das Gassparziel des Bundes erfüllt. Da die Energieversorgung mit Unsicherheiten behaftet bleibt, will sie ihre Sparmassnahmen im nächsten Winter weiterführen. Für die Forschung werden derzeit spezielle Massnahmen erarbeitet.
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Die ETH Zürich hat im Winter 2022/23 zur Vermeidung einer Energiemangellage beigetragen und insgesamt weniger Energie verbraucht als in den Vorjahren (vgl. Grafik 2). Im Vergleich zum Winter 2021/22 etwa reduzierte sie ihren Energieverbrauch um knapp 7 Prozent und beim Heizen um über 19 Prozent (vgl. Grafik 3). Beim Gas konnte sie den Verbrauch im Vergleich zu den fünf vorausgegangenen Wintern um 30 Prozent senken (vgl. Grafik 1).
Damit erfüllt sie die Zielvorgaben des Bundesrates: Dieser hatte entschieden, dass die Schweiz ihren Gasverbrauch von Oktober 2022 bis März 2023 im Vergleich zu den fünf Vorjahren freiwillig um 15 Prozent senken und der Bund mit gutem Beispiel vorangehen sollte, um die Energieversorgung im Winter sicherzustellen und eine Gasmangellage zu verhindern (vgl. externe Seite Medienmitteilung des Bundesrats vom 24.08.2022). Gemäss dem Bundesrat ist das Gassparziel schweizweit übertroffen worden.
Milder Winter beeinflusst Verbrauchsreduktion
Generell ist die Reduktion des Heizenergie-Verbrauchs durch den insgesamt sehr milden Winter mit beeinflusst. Wird der heizgradbereinigte Verbrauch betrachtet, dann reduzierte sich der Energieverbrauch fürs Heizen an der ETH gegenüber dem Vorwinter um rund 1,8 Prozent. Die Heizgradtage sind ein etabliertes Mass, das der Berechnung dient, wie viel Energie zum Heizen notwendig ist. Beim Heizenergie-Verbrauch ist zudem zu beachten, dass die ETH Zürich – wie insgesamt 60 Prozent der rund 800 Betreiber von Zweistoffanlagen in der Schweiz – der Empfehlung des Bundesrats folgte und ihre Zweistoffanlagen zwischenzeitlich von Gas auf Heizöl umschaltete.
In den kalten Wochen im Dezember und im Januar, als der Heizenergie-Verbrauch der ETH ein vergleichbares Niveau wie 2020 erreichte, nahm deshalb ihr Heizölverbrauch zu. Namentlich von Oktober bis November sowie von Februar bis April verbrauchte die ETH weniger Heizenergie als in den Vorwintern (vgl. Grafik 1 & 2).
«Mit Blick auf die Netto-Null-Bestrebungen der ETH Zürich erfolgte die Ersetzung von Erdgas durch Heizöl ausschliesslich mit dem Ziel, einen möglichen Gasmangel zu verhindern. Langfristig verfolgt die ETH Zürich das erklärte Ziel, ihren Energieverbrauch bis 2030 klimaneutral zu gestalten», sagt Dario D’Ercole, Leiter der Taskforce Energiemangellage.
Versorgung gewähreistet, Sparen bis Ende Heizperiode
Die Versorgung mit Strom, Gas und Öl war in der gesamten Heizperiode trotz angespannter Lage stets gewährleistet (vgl. externe Seite Energiedashboard Schweiz). «Die ab Oktober 2022 an der ETH Zürich umgesetzten Energiesparmassnahmen haben sich insgesamt bewährt», sagt Dario D’Ercole weiter. Bei diesen Massnahmen wurden die Reduktion der Raumtemperatur auf ETH-weit 20 Grad Celsius und der nicht sicherheitsrelevanten Beleuchtung auf ein Minimum bis zum Ende der Heizperiode beibehalten. In der Schweiz dauert die Heizperiode in der Regel von Mitte September bis Mitte Mai, da kühle und zeitweise sehr nasse April und Mai-Monate die Heizperiode verlängern können.
Seit April wieder warmes Wasser
Aufgrund der entspannteren Versorgungslage und zur Unterstützung der vielen sportbegeisterten ETH-Angehörigen aktivierte die ETH die im Winter ausgesetzte Warmwasserversorgung bereits Anfang April wieder. «Beim heutigen Stand des Wissens gehen wir davon aus, dass die ETH Zürich die in diesem Winter umgesetzten Energiesparmassnahmen beim Heizen, Beleuchten und beim Warmwasser im nächsten Winter wieder aktivieren wird», sagt Dario D’Ercole. Die Taskforce Energiemangellage ihrerseits wird ebenfalls weiterbestehen, um die Entwicklung im Energiebereich zu beobachten und frühzeitig reagieren zu können, sollte sich die Lage wieder zuspitzen.
Im Hinblick auf den kommenden Winter haben auch der Bundesrat, die Kantone und die Energiewirtschaft im April empfohlen, angesichts der weiter mit Unsicherheiten behafteten Energieversorgung die eingeführten Energiesparanstrengungen für den nächsten Winter weiterzuführen und zu optimieren, um erneut eine Energiemangellage möglichst zu verhindern (vgl. externe Seite Medienmitteilung des Bundesrats vom 20.04.2023).
Wie geht es weiter?
Mit Blick auf eine mögliche Energiemangellage sind an der ETH seitens der Taskforce und des Infrastrukturbereichs (VPIN) derzeit keine Energiesparmassnahmen für den Sommer geplant. Der Gasbedarf ist im Sommer geringer, da die ETH Gas mehrheitlich zum Heizen braucht. Die Stromversorgung ist in der Schweiz und Europa im Sommer normalerweise ungefährdet, da die Schweiz dann in der Regel genug Strom selbst produziert und der Verbrauch allgemein tiefer ist. Bei ihrem Stromverbrauch vermochte die ETH Zürich das Wachstum zu bremsen: Statt um rund 3 Prozent wie im Winter 2021/22, nahm der Stromverbrauch im Winter 2022/23 um weniger als 2 Prozent zu (vgl. Grafik 2). Dies unter anderem vor dem Hintergrund steigender Studierenden- und Mitarbeitendenzahlen.
Entsprechend arbeitet die Taskforce Energiemangellage mit ETH-Forschenden an Massnahmen, wie die Forschung Energie (Strom) sparen und die Betriebssicherheit ihrer Infrastruktur in einer Strommangellage erhöhen kann.
Dabei fokussiert die Taskforce zuerst auf diejenigen Departemente und Technologieplattformen, die an der ETH den grössten Stromverbrauch aufweisen. Dieses Projekt erfolgt aufgrund des Energie- und Stromsparziels der ETH Zürich für 2023, über das ETH-Präsident Joël Mesot und ETH-Vizepräsident Ulrich Weidmann am 2. Februar 2023 in einer virtuellen Infoveranstaltung für Fach- und Führungskräfte orientierten (vgl. Aufzeichnung «Das Energiesparziel 2023»).
Kostensparende Energiebeschaffung
Mit Blick auf die höheren Gas- und Strompreise überprüft die Taskforce die Beschaffungsstrategie für alle Energieträger und erarbeitet zusammen mit der Schulleitung entsprechende Lösungsansätze: «Wir wollen die Preisrisiken weiter vermindern und die Preisschwankungen noch besser auffangen», sagt Dario D’Ercole. «Wir gehen davon aus, dass die Energiepreise im nächsten Winter wieder steigen werden.» Beim Stromeinkauf hat die strukturierte Beschaffung immerhin dazu geführt, dass sich die Stromkosten der ETH zwar verdoppelten, aber bei Weitem nicht so stark anstiegen, wie das bei anderen Marktteilnehmern mit einer weniger weitsichtigen Beschaffungsstrategie der Fall war.
Entsprechend ist die ETH dabei, auch beim Gas die Beschaffung neu so aufzugleisen, dass sich tagesaktuelle Preisschwankungen abfedern und die Kostenfolgen für die Hochschule minimieren lassen. In Zukunft will die ETH eine fixe Menge Gas für einen genau definierten Zeitrahmen einkaufen (so genanntes Gas-Winterband).
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