«Auf Wunsch liefern wir auch achthundert Kilogramm schwere Betonskulpturen»

Spezialaufträge, wie die Anfrage des ETH Forschers Vasily Sitnikov, einen schwammförmigen Betonblock in den Alten Botanischen Garten zu liefern, gehören zum Tagesgeschäft des Transportteams der Abteilung Campus Services.

Betonskulptur des ETH Forschers Vasily Sitnikov auf dem Rasen des Alten Botanischen Gartens in Zürich.
Betonskulptur des ETH Forschers Dr. Vasily Sitnikov auf dem Rasen des Alten Botanischen Gartens in Zürich.

Vasily Sitnikov steht in seinem Büro im HIB und blickt aus dem Fenster. Drei Monate ist es her, dass er vor einem Problem stand, für das es scheinbar keine finanzierbare Lösung gab. Der Architekt erforscht am Institut für Technologie in der Architektur neue Bautechnologien. Gerade hatte er zusammen mit Eleni Kitani und Ming-Yang Wang erfolgreich ein neues Betongussverfahren getestet, das bereits Interesse von unerwarteter Stelle auf sich zog.

Wie ein Schweizer Käse

Anstatt Beton wie üblich mit Hilfe einer Schalung aus Holzbrettern und Metallverstrebungen in Form zu giessen, erforscht Sitnikov den Einsatz von Eis als Schalungsmaterial. Dabei wird Spezialbeton in eine Form aus tiefgefrorenem Wasser gegossen. Nachdem der Beton ausgehärtet ist, schmilzt das Eis. Das Schmelzwasser wird gesammelt und kann anschliessend für weitere Schalungsformen wiederverwendet werden. Das neue Verfahren verspricht nicht nur ressourcenschonender zu sein, es ermöglicht auch, organische Formen mit hoher Porosität aus Beton herzustellen. Die ersten Versuchsobjekte von Sitnikov ähnelten einem überdimensionierten Schweizer Käse.

Einladung zur Design Biennale

Nachdem das Projektteam um Sitnikov seine Ergebnisse unter Kolleginnen und Kollegen geteilt hatte, meldete sich bald der Industriedesigner Andreas Saxer bei ihm. Als Kurator der vierten Ausgabe der Design Biennale Zürich wollte er einen der Beton-Prototypen im Alten Botanischen Garten ausstellen. Saxer interessierte dabei, wie hier «mittels der Grundsätze der Kreislaufwirtschaft ein Produkt, das bisher als Abfall galt, zu einer neuen Ressource werden kann.»

Teurer Sondertransport

Sitnikov wollte die Einladung zur Design Biennale unbedingt wahrnehmen, um das neue Verfahren einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Nur der Transport der aussergewöhnlichen Betonskulptur vom Hönggerberg quer durch die Stadt auf den Rasen im Alten Botanischen Garten musste irgendwie organisiert werden. Mehrere Anfragen bei grossen Schweizer Transportunternehmen ergaben, dass der Transport aufgrund des Gewichts von über achthundert Kilogramm und der besonderen Beschaffenheit der Skulptur nicht ohne Kranfahrzeug möglich sei. Die aufgerufenen Kosten überstiegen die finanziellen Möglichkeiten der Design Biennale deutlich.

Foto Vasily Sitnikov
«Es ging keine fünf Minuten bis klar war, dass sie das hinbekommen»
Foto Vasily Sitnikov
Dr. Vasily Sitnikov

Ein Tipp führt zu Campus Services

Bei einem gemeinsamen Espresso im Robotic Fabrication Lab erzählte Sitnikov seinem Kollegen Tobias Hartmann von dem vermeintlich teuren Spezialtransport. Hartmann, der bereits mehre Transporte über Campus Services organisiert hatte, gab Sitnikov die Telefonnummer von Richi Sprunger. Kurz darauf kam Sprunger mit seinen Transportkollegen Marcel Gisler und Beat Karlen im HIB vorbei, um die vermeintliche Problem-Skulptur zu begutachten. «Es ging keine fünf Minuten bis klar war, dass sie das hinbekommen», erinnert sich Sitnikov an das erste Treffen mit Sprunger, Gisler und Karlen.

Ankunft und Aufbau der Betonskulpur im Alten Botanischen Garten Zürich.

Vorhandene Ressourcen nutzen

«Als wir das erste Mal gehört haben, was der Transport mit den externen Anbietern kosten soll, musste ich kurz lachen», berichtet Richard Sprunger. Er sitzt an seinem Arbeitsplatz hinter der Autowerkstatt im HEZ auf dem Hönggerberg und erzählt, wie er und sein Kollege Marcel Gisler Sitnikovs Betonskulptur mit einfachen Hilfsmitteln und dem ETH-eigenen LKW innerhalb weniger Stunden an den Zielort geliefert haben. Auf die Frage, ob solch ein Auftrag für sie ungewöhnlich sei, schüttelt Sprunger den Kopf und erklärt: «Klar ist, dass wir meistens einfachere Aufträge durchführen. Aber wenn es sein muss, liefern wir auch achthundert Kilogramm schwere Betonskulpturen.»

Schwere Forschungsobjekte auf Reisen

Aktuell sind mehrere von Sitnikovs Prototypen auf den Philippinen im Einsatz. Dort erforscht das ETH Spin-off externe Seiterrreefs, ob die dreidimensionalen Strukturen, auf dem Meeresboden plaziert, den natürlichen Wiederaufbau von vorher abgestorbenen Korallenriffen ermöglichen. Die ersten Ergebnisse werden in circa zwei Jahren erwartet.

Für internationale Transporte von Waren und Objekten, die schwerer als 30kg sind, arbeitet das Transportteam von Campus Services mit externen Spezialisten zusammen. Transporte innerhalb der Schweiz sowie Dokumenten- und kleineren Warenversände ins Ausland können hingegen problemlos intern organisiert werden.

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