Hochschulen mit Manifest
Zum zweiten Jahrestag der Abstimmung zur Masseneinwanderungsinitiative warnen die Hochschulen vor den Folgen der Durchsetzungsinitiative und veröffentlichen ein gemeinsames Manifest zur Position der Schweizer Bildung und Forschung. Auf dem Spiel stünden nebst Bildung und Forschung auch Schweizer Wirtschaft und Wohlstand.
Würde die Durchsetzungsinitiative am 28. Februar 2016 angenommen, wären die Folgen für die Schweizer Bildung und Forschung dramatisch, teilt swissuniversities, das gemeinsame hochschulpolitische Organ der Schweizer Hochschulen, heute mit.
Die Schweiz würde völkerrechtliche Verpflichtungen verletzen und gegen das Freizügigkeitsabkommen verstossen. Die bereits zähen Verhandlungen mit der EU rund um die Forschungsabkommen würden dadurch erheblich belastet. Im schlimmsten Falle könnte die EU über die sogenannte Guillotine-Klausel alle Abkommen auflösen – somit auch dasjenige über die wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit.
Sorge um die Zukunft des Standorts
In ihrem «Manifest der Schweizer Hochschulen für eine Schweiz im Zentrum der Europäischen Bildungs- und Forschungslandschaft» drücken die Schweizer Hochschulen ihre Sorge um die Zukunft des Forschungsstandortes aus. Finde die Schweiz bis Ende 2016 keine Vereinbarung mit der EU, werde sie definitiv aus den Europäischen Bildungs- und Forschungsabkommen ausgeschlossen, mahnen die Rektorinnen, Rektoren und Präsidenten der Hochschulen – unter ihnen ETH-Präsident Lino Guzzella.
Die wirtschaftlichen Folgen wären einschneidend. Denn heute fliesse mehr Forschungsgelder von Europa in die Schweiz als umgekehrt. So überwies die Schweiz laut dem jüngsten Bericht des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation der EU zwischen 2007und 2013 insgesamt 2‘263 Mio. Franken. Im Gegenzug erhielt sie von der EU 2‘482 Mio. Franken. Davon kommen 39 Prozent den Institutionen des ETH-Bereichs (ETH, EPFL, PSI, WSL, Empa, Eawag) zugute, 28 Prozent den Universitäten, 3 Prozent den Fachhochschulen und 22 Prozent den Unternehmen. Die verfügbaren Daten zeigen jedoch, dass seit der Lancierung von Horizon 2020 die Schweizer Beteiligung an den Europäischen Forschungsrahmenprogrammen erstmals rückläufig ist.
Die Rahmenbedingungen von Bildung und Forschung in der Schweiz müssten deshalb dringend gesichert werden. Das bedeute, dass die Schweizer Hochschulen, die Möglichkeit haben müssten, die besten Talente anzuziehen und an den europäischen Austausch- und Forschungsprogrammen voll teilnehmen zu können.