Die Kunst, gute Fragen zu stellen

Gedruckt und im Web liegt neu «42» bereit, eine Anthologie des Critical Thinking-Teams mit Aufsätzen, Zwischenrufen und Vorschlägen, die Campus-Angehörige anregt, sich mit dem zu beschäftigen, was ihrer Arbeit zugrunde liegt.

Wer mit Douglas Adams‘ Science-Fiction Klassiker «The Hitchhiker's Guide to the Galaxy» vertraut ist, kennt die so lakonische wie rätselhafte Antwort des Supercomputers Deep Thought auf die Frage nach dem Sinn der Wirklichkeit: «42». Dass der vom Critical-Thinking-Team der ETH herausgegebene handliche Reader unter diesem Titel segelt, ist Programm, denn alle Inhalte gehen letztlich der Frage nach, «wie eine gute Frage zu stellen sei».

Eigenes Tun reflektieren

Womit die neue Publikation bereits den Kern der Critical Thinking Initiative berührt. Die gesammelten Artikel, Beobachtungen und Karikaturen von «42» wollen ETH-Angehörige anregen, kritisch zu reflektieren, was ihrer Arbeit oft unhinterfragt zu Grunde liegt. «Wenn es mit diesen Texten gelingt, dass man einmal über die eigenen Denkvoraussetzungen nachdenkt, haben wir unser Ziel erreicht», meint Gerd Folkers, Professor für Wissenschaftsforschung und Leiter der «Critical Thinking»-Initiative. Es ist geplant, dss ungefähr alle sechs Wochen, oder: 42 Tage, eine neue Ausgabe von «42» erscheint – online oder gedruckt in eigenen Zeitungsboxen auf dem Campus im Zentrum sowie am Hönggerberg.

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So rätselhaft wie konsequent: «42», der Titel des Readers zu Critical Thinking ist die Antwort auf die Frage nach dem Sinn von allem. Gerd Folkers mit der Erstausgabe. (Bild: Norbert Staub / ETH Zürich)

Rückkehr des Glaubens

In der Auftaktnummer zeigt der Ökonom Matthias Binswanger, wie methodische Perfektionierung  paradoxerweise den Glaubensanteil in wissenschaftlichen Koordinatensystemen steigert – und wie wenig die Wissenschaft sich das selber eingesteht: «Immer komplexer werdende statistische Verfahren und Methoden liefern auch eine immer komplexere Vielfalt von Resultaten (…)», so Binswanger. «Durch ‚geeignete‘ Auswahl der Daten und des Zeitraums, durch ‚geeignete‘ Manipulation der Daten, durch die Auswahl ‚geeigneter‘ statistischer Verfahren und durch die Nichtpublikation von Resultaten, die der eigenen Position widersprechen, lassen sich viele postulierte Hypothesen oder Theorien je nach Interesse der Forscher bestätigen oder falsifizieren.»

Kritisch Denkende gefragt

In einem anderen Text beschreibt der Physiker und Philosoph Eduard Kaeser, wie im digitalen Dauerbeschuss mit Informationen das Gewicht des Nicht-Faktischen zunimmt, weil der zentrale Bezugsrahmen Wahrheit und Objektivität dabei erschreckenderweise nach und nach verdrängt wird.

Wie jede Zeitschrift braucht auch «42» Kurzfutter – intelligentes Kurzfutter natürlich. Die entsprechenden Aperçus, Cartoons und Bilder stammen bevorzugt von ETH-Labortüren. Die Leserinnen und Leser sind aufgefordert, sich mit eigenen Beiträgen an kommenden Ausgaben zu beteiligen.

CTETH-Brownbag-Seminar: «42» Critical Thinking

Dienstag, 13. Juni, 12:15-14:00 Uhr, ETH Hönggerberg, HIL D 60.1, mit Gerd Folkers (Leiter CTETH) und Reto Givel (Philosoph).

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