Von der Idee zur Behandlung
Die ETH Zürich hat eine neue Technologieplattform für klinische Studien lanciert. Die digital Trial Intervention Platform (dTIP) soll Forschende und Spin-offs bei der Umsetzung klinischer Studien unterstützen und die Forschung im Gesundheitsbereich vorantreiben.
Die Herausforderungen einer immer älter werdenden Bevölkerung und wachsende Ansprüche an das Gesundheitswesen machen die Medizin zu einem zentralen Anliegen unserer Gesellschaft. Um zur Weiterentwicklung der medizinischen Ausbildung und Ausbildung beizutragen sowie um den Transfer neuer Erkenntnisse in die Praxis zu fördern, hat die ETH Zürich Medizin als einen von vier thematischen Schwerpunkten definiert (vgl. Thematische Schwerpunkte). Diese Schwerpunkte, zu denen auch Daten, Nachhaltigkeit und Fertigungstechnologien gehören, orientieren sich an gesellschaftlichen Bedürfnissen und ergänzen die Aktivitäten der 16 ETH-Departemente.
Im Rahmen des Schwerpunkts Medizin hat die ETH Zürich im Januar 2021 mit dem Aufbau der digital Trial Intervention Platform (dTIP) begonnen und sie mit einem Kick-off des Steuerungsgremiums Anfang Februar lanciert. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die medizinische Forschung an der ETH voranzutreiben. Mit der Plattform baut die ETH ihre klinische Infrastruktur und standardisierten Verfahren weiter aus. Zudem erhalten ETH-Forschende, ETH-Spin-offs sowie weitere Partnerinnen und Partner künftig Unterstützung bei der Planung, Einreichung und Durchführung komplexer, klinischer Studien. Klinische Studien erbringen den Nachweis, dass neue, zum Beispiel in der Grundlagenforschung erprobte Behandlungsansätze auch im menschlichen Körper wirken und gut verträglich sind.
«Die Erwartungen an die Wirkung von Prävention und Behandlung in der Medizin steigen. Zugleich werden die Richtlinien komplexer. Die Professionalisierung der klinischen Forschung ist deshalb ein logischer und notwendiger Schritt für die ETH», begründet Vizepräsident für Forschung Detlef Günther die Initiierung der Plattform. Damit potenziell bedeutsame Ideen nicht am Aufsetzen einer Studie scheitern, stellt die dTIP die nötigen Strukturen bereit, um neuentwickelte Behandlungsansätze einheitlich auf ihre Wirksamkeit und Zuverlässigkeit am Menschen zu testen. Die neue Plattform ist dem ETH-Vizepräsidenten für Forschung unterstellt. Ihr Betrieb erfolgt nach dem bewährten Konzept der ETH Zürich für Technologieplattformen (vgl. Übersicht) und den Richtlinien der ETH Zürich für Forschung an und mit Menschen.
Erfahrung und neue digitale Technologien nutzen
«Die Plattform bietet Beratung und Unterstützung für alle Schritte von Humanstudien. Forschende können sowohl einzelne Teile als auch komplette klinische Studien in Auftrag gegeben», erläutert Jörg Goldhahn, Leiter des ETH-Instituts für Translationale Medizin und Direktor des Steuerungsgremiums der dTIP. Über die Plattform können vor allem Grundlagenforschende, die mit den spezifischen Anforderungen klinischer Forschung noch weniger vertraut sind, viel leichter von vorhergehenden Erfahrungen profitieren und Synergien nutzen. «Das Technologie-Knowhow der ETH bildet dabei einen wichtigen Grundpfeiler. Die Implementierung neuartiger digitaler Technologien, wie beispielsweise im Bereich Sensoren, Algorithmen und IT-Infrastruktur, ermöglicht komplett neue Formate der Datenerfassung», sagt Goldhahn.
Bereits heute beschäftigt sich rund ein Drittel der Professorinnen und Professoren an der ETH Zürich in ihrer Forschung mit gesundheitsbezogenen Problemen; Ingenieure ebenso wie Naturwissenschaftlerinnen. Die Hauptaktivitäten liegen in der medizin-relevanten Grundlagenforschung, Diagnostik, Medizintechnologien und in der Entwicklung von bioaktiven Substanzen. «Zunehmend Bedeutung erhalten Informatikerinnen, die mit Datenanalysen und maschinellem Lernen die personalisierte Medizin vorwärts treiben.» erklärt Christian Wolfrum, Delegierter Medizin an der ETH Zürich.
Zusammenarbeit mit KS Baden und Wellcome Trust
Die neue Plattform dTIP verteilt sich auf zwei Standorte: Die Studien finden derzeit im Kantonsspital Baden (externe Seite KSB) statt und in Zukunft auch in Zürich im neuen Entwicklungs- und Laborgebäude GLC, dessen Bau sich in der Abschlussphase befindet. Eine kleine externe Seite klinische Forschungsgruppe nahm bereits im Mai 2019 ihren Betrieb auf, um in der klinischen Zusammenarbeit mit dem KSB Erfahrungen zu sammeln und den Weg für die dTIP zu ebnen. Die Plattform wird ausserdem mit einem Netzwerk von klinischen Partnern zusammenarbeiten und projektbezogene Allianzen bilden, um so auf spezifische Studienanforderungen reagieren zu können.
Die Aktivitäten im translationalen Bereich werden gemeinsam mit dem externe Seite Wellcome Trust, einer Stiftung zur Förderung medizinischer Forschung, welche das ambitionierte Vorhaben über die externe Seite ETH Foundation unterstützt. Die Einbindung der Förderinstitution hat zwei Vorteile: Erstens lassen sich neue Studienmethoden direkt in einer klinischen Umgebung entwickeln und testen, zweitens kann der Wellcome Trust mit seiner langjährigen Expertise das ETH-Team bei translationalen Fragestellungen unterstützen.
«Der Wellcome Trust und die ETH haben die gemeinsame Vision, dass der Abbau von Barrieren in der medizinischen Translation den Schlüssel für die Lösung von globalen Gesundheitsherausforderungen darstellt. Wir glauben an weitere enorme Fortschritte in der medizinischen Forschung und freuen uns auf die Partnerschaft mit der ETH», sagt Katherine Anastasi-Frankovics, Director of Innovations, beim Wellcome Trust.