Wie können wir weniger fliegen?
Die ETH Zürich hat ein hochschulweites Projekt lanciert, um die CO2-Emissionen von dienstlichen Flugreisen zu reduzieren. An einer Veranstaltung der ETH Zürich haben über 200 Teilnehmende diskutiert, welche Möglichkeiten die einzelnen Personen sowie die ETH insgesamt nutzen können, um ihr Verhalten zu ändern.
Über 200 Studierende, Forschende und Mitarbeitende der ETH Zürich sowie anderer Schweizer Hochschulen und Organisationen nutzten am Montag die Gelegenheit, um sich an einem «Forum zum ETH Flugreisen-Projekt» über den neusten Stand des Projekts zu informieren und in Workshops und Gesprächsrunden konkrete Möglichkeiten zu diskutieren, wie man selber zur CO2-Reduktion beitragen kann.
Bis 2025 will die ETH Zürich den flugbedingten Ausstoss an CO2 und anderen klimarelevanten Treibhausgasen um real zirka 11 Prozent pro Kopf reduzieren (im Vergleich zum durchschnittlichen Ausstoss der Jahre 2016 bis 2018). Das Reduktionsziel gaben sich die Departemente und Abteilungen selber in einen umfassenden, partizipativen Prozess. Dieser strebt ein nachhaltiges, klimafreundliches Verhalten an, ohne die Karrierechancen der Forscherinnen und Forscher sowie der Exzellenz in der Wissenschaft zu gefährden. Kreative Ansätze sind gefragt!
Glaubwürdig handeln
Die Gesamtmenge an CO2 und vergleichbaren Treibhausgase, die ETH-Angehörige im Jahr durch dienstliche Flugreisen erzeugen, hat sich zuletzt bei etwa 17'000 Tonnen CO2-Äquivalenten eingependelt, sagte Ulrich Weidmann mit Blick auf die neusten Zahlen des Flugreisen-Monitorings.
Das Ziel der ETH Zürich mag zunächst bescheiden erscheinen. Berücksichtigt man aber zusätzlich die erwartete Effizienzsteigerung der Airlines, beträgt es insgesamt etwa 22 Prozent. Langfristig nicht genug, aber ein grosser Schritt. Zusätzlich lässt sich der CO2-Ausstoss auch mit technischen Innovationen senken und die Mehrzahl der Departemente kompensiert den verbleibenden CO2-Ausstoss.
«Die Wissenschaft geniesst hohes Vertrauen in Gesellschaft und Politik», sagte Weidmann, «zugleich erwarten diese aber von den Universitäten, dass sich die wissenschaftlichen Postulate auch im Verhalten der Forscherinnen und Forscher spiegeln. Wenn die Postulate und das Verhalten zu weit auseinandergehen, ist unsere Glaubwürdigkeit gefährdet.»
Das ETH-Projekt findet in Hochschulkreisen und in der Wirtschaft Beachtung: sowohl in der Schweiz als auch international haben sich in den vergangenen zwei Jahren institutionelle Netzwerke von Universitäten gebildet, die alle den CO2-Ausstoss dienstlicher Flugreisen senken wollen, sagte Susann Görlinger, Co-Leiterin Mobilitätsplattform und Flugreisen.
Wie man gute Absichten wirklich umsetzt
Aus umweltpsychologischer Sicht sei die ETH Zürich mit ihrem Flugreisen-Projekt insgesamt gut unterwegs, sagte Marcel Hunecke, der an der Fachhochschule Dortmund und an der Ruhr-Universität Bochum unter anderem über psychologische Aspekte des Klimaschutzes forscht. Die Information und die Zielsetzung, die zur Verhaltensänderung motivieren, habe die Hochschule gesetzt.
Nun gehe es darum, dass sie auch die Infrastrukturen bereitstellt, um alle zu unterstützen, die ihr Flugverhalten ändern wollen, und um ein Zurückfallen in alte Muster zu vermeiden. «Handlungswissen ist für eine Verhaltensänderung wichtiger als Faktenwissen», sagte Hunecke in seinem Input-Referat, «wir alle müssen lernen, weniger zu wollen, ohne uns dabei schlecht zu fühlen.»
Anschliessend diskutierten die Teilnehmenden des Forums in Gruppen über Themen wie «Kompensation von Flug-Emissionen: Pro und Contra», «Welche Technologien können einen entscheidenden Beitrag leisten (und bis wann)?», «Internationaler Austausch und Klimaschutz? Zielkonflikte im Wissenschaftsbetrieb», «Fliegen und Ethik: Was tun, wenn andere ihren Beitrag nicht leisten?» oder «Studium ohne Flug nur im Zug oder doch im Flixbus? Vom Sinn und Unsinn der Mobilität».
Die Aufzeichnung der Veranstaltung gibt es im ETH-Videoportal. Weitere Informationen zum ETH-Flugreisen-Projekt finden sich unter www.ethz.ch/flugreisen.