Agenda 2030: Unsere Verantwortung als Hochschule

Gerade eine Institution wie die ETH Zürich muss sich für die Ziele der Agenda 2030 engagieren, meint Christine Bratrich und zeigt, wie dieses Engagement aussieht.

Christine Bratrich

Die extreme Armut bis 2030 weltweit besiegen. Die Meeresverschmutzung bis 2025 erheblich verringern. Oder jährlich 100 Milliarden Dollar bis 2020 aufbringen, um in den Entwicklungsländern den so dringenden Klimaschutz zu finanzieren. Das und vieles mehr fordern die Vereinten Nationen (UN) mit den Sustainable Development Goals (SDGs). Sie wurden 2015 im Rahmen der Agenda 2030 von allen 193 UN-Mitgliedsstaaten verabschiedet. Doch wie sollen wir als Hochschule mit den politisch formulierten Nachhaltigkeitszielen umgehen?

Vergrösserte Ansicht: Agenda 2030: Sustainable Development Goals
Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030. (Bild: un.org)

«Gute Ziele sind smarte Ziele, die spezifisch, messbar, realistisch und im vorgesehen Zeitrahmen erreichbar sind». Diesen Grundsatz lernen unsere Studierenden bereits im Grundstudium. Im Vergleich zu streng wissenschaftlichen Anforderungen einer Hochschule wirken die UN-Entwicklungsziele zum Teil widersprüchlich, oft unrealistisch oder im besten Fall visionär. Sollen wir uns deshalb auf unser Kerngeschäft der präzisen Forschung konzentrieren und die ernsthafte Auseinandersetzung mit den SDGs ignorieren? Meine Antwort lautet klar: Nein. Gerade als Hochschule müssen wir uns für die Agenda 2030 engagieren. Dringend und ernsthaft.

Politik braucht fundiertes Wissen und Technik

Trotz aller berechtigter Kritik an der praktischen Umsetzbarkeit von 17 globalen Zielen mit 169 Unterzielen: Die SDGs legen den Finger auf die wunden Punkte des Planeten und integrieren die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung.

Wichtiger noch: Im Gegensatz zu den Millenniumszielen, die zuvor vor allem auf die Entwicklungsländer fokussierten, gelten die Ziele der Agenda 2030 für alle Länder. Das heisst, alle Staaten sind gleichermassen aufgefordert, die drängenden Herausforderungen der Welt gemeinsam zu lösen und sich auch im eigenen Land für eine nachhaltige Entwicklung einzusetzen.

In Zeiten von Fake News und boomenden Verschwörungstheorien braucht es dazu, dringender denn je, objektive Erkenntnisse und gute technische Lösungen. Als Wissenschaftlerinnen müssen wir lernen, den Wert politischer Aushandlungen zu würdigen und unsere Arbeit in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Selbst dann, wenn uns bewusst ist, dass wir einige der politisch-visionären Ziele nur teilweise oder erst in ferner Zukunft erreichen können.

«Wir müssen unsere Studierenden künftig noch besser dazu befähigen, einen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft zu leisten.»Christine Bratrich

Eine nachhaltige Entwicklung zu fördern ist also unser Auftrag und Anspruch zugleich. Wie die ETH Zürich diese Verantwortung wahrnimmt und konkret an der Umsetzung der SDGs arbeitet, zeigen wir auf einer neuen Webseite anhand von Beispielen aus Forschung, Lehre und Campus (siehe auch den Kasten).

Verantwortungsträger/innen von morgen fördern

Ein zentraler Aspekt, der mir persönlich am Herzen liegt, und mit dem die ETH Zürich vielleicht sogar am stärksten zu einer nachhaltigen Entwicklung beiträgt, ist die kompetente Ausbildung von hoch motivierten und engagierten Studierenden. Sie werden später Verantwortung übernehmen und eine Vorbildrolle in unserer Gesellschaft ausüben. Neben der seriösen Vermittlung technischer und wissenschaftlicher Grundlagen müssen wir unsere Studierenden zukünftig noch besser dazu befähigen, einen Beitrag zur vielschichtigen Entwicklung einer nachhaltigen Zukunft zu leisten. Somit geht es immer auch darum, unsere Studierenden für die Zukunftsthemen der Gesellschaft zu begeistern und ihr Feuer für das Lösen komplexer Problemstellungen zu entfachen. Flexible und kreative Lehrformate, wie sie etwa die ETH Woche oder die Critical Thinking Initiative erlebbar machen, können dabei helfen.

Gut, aber es geht noch besser

Und natürlich: Die ETH Zürich generiert ständig neues Wissen und transferiert Technologie aus der Forschung in die Praxis. Das ist – neben der Lehre – unsere Kernkompetenz und trägt auf verschiedenen Ebenen zu den Zielen bei. Dennoch sollten wir im Sinne der SDGs unsere Anstrengungen auch auf diejenigen Aktivitäten richten, in denen wir spezifisch an der ETH besser werden können – und wollen.

Zwei Beispiele: Die ETH Zürich ist noch recht weit davon entfernt, «die volle und wirksame Teilhabe von Frauen und ihre Chancengleichheit bei der Übernahme von Führungsrollen auf allen Ebenen» zu erfüllen (SDG 5). Die Stelle für Chancengleichheit equal! fördert daher Frauen gezielt, um die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen auf allen Ebenen zu verbessern, konkret etwa im Rahmen des Gender Action Plans.

Einen Kulturwandel suchen wir auch in Sachen Flugreisen: Noch verursachen diese rund 60 Prozent des gesamten CO2-Fussabdrucks der Hochschule. Hier brauchen wir mehr virtuelle Alternativen für die internationale Forschungszusammenarbeit, um der Herausforderung des Klimawandels (SDG 13) auch innerhalb unserer wissenschaftlichen Gemeinschaft gerecht zu werden.

Die ETH stellt sich dieser Herausforderung im Rahmen eines partizipativen Prozesses: Alle Departemente und die Zentralen Organe haben sich auf Zielszenarien verpflichtet und erforderliche Massnahmen formuliert. Die Mobilitätsplattform der ETH unterstützt diesen Prozess und sorgt für das Monitoring der Ergebnisse.

Was die ETH zu den SDGs beiträgt

Am 20. Juni 2018 verabschiedete der Bundesrat den externe Seite ersten Länderbericht der Schweiz zur Umsetzung der externe Seite Agenda 2030. Bei der Erfüllung der 17 «Sustainable Development Goals» (SDGs) können die Hochschulen eine entscheidende Rolle spielen. Die Stabsstelle für Nachhaltigkeit an der ETH Zürich, ETH Sustainability, zeigt mit Lehrprogrammen, Zentren, Netzwerken und Initiativen exemplarisch auf, welchen Beitrag die ETH Zürich zu den SGDs leistet. Hier geht es zur Website.

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