«Unsere Forschung kann dazu beitragen, Impfstoffe für künftige Epidemien zu entwickeln»
Die Immunologin Emma Wetter Slack entwickelt innovative Schluckimpfstoffe gegen pathogene Darmbakterien bei Nutztieren und auch gegen Coronaviren beim Menschen.
Sie arbeiten an der Entwicklung eines optimierten Covid-19-Impfstoffs. Was ist Ihr Ziel?
Wir wollen verstehen, wie viel Schutz gegen SARS-CoV-2 durch Immunantworten auf Teile des Virus aufgebaut werden kann, die bei zahlreichen Coronaviren identisch sind, einschliesslich solcher, die beim Menschen Erkältungskrankheiten auslösen. So können wir die Ausbreitung der gegenwärtigen Pandemie besser nachvollziehen und hoffentlich Impfstoffe entwickeln, die auch in künftigen Epidemien wirksam sind.
Was sind die Vorteile einer Schluckimpfung gegenüber injizierten Impfstoffen?
Unsere Impfstoffe können auch über die Nase verabreicht werden! Mit Schluckimpfungen kann eine lokale Immunantwort in dem Teil des Körpers ausgelöst werden, in dem die Infektion zuerst auftritt. Diese Impfstoffe lassen sich zudem in ressourcenknappen Gegenden wesentlich einfacher verteilen, da zur Verabreichung weder saubere Nadeln noch medizinische Fachkräfte benötigt werden.
Sie entwickeln Impfstoffe gegen Coronaviren beim Menschen, aber auch gegen
pathogene Darmbakterien bei Nutztieren. Gibt es da Parallelen?
Es gibt zahlreiche Unterschiede. Doch vereinfacht gesagt gibt es in beiden Fällen klare Hinweise darauf, dass eine bestimmte Art von Antikörpern, das sogenannte IgA, Schutz bietet. Mit ein und denselben Tricks können wir die Bildung solcher Antikörper sowohl gegen SARS-CoV-2 als auch gegen E. coli auslösen.
Sie arbeiten oft in interdisziplinären Teams. Wie erleben Sie diese Zusammenarbeit?
Meine erfolgreichsten Kooperationen ergeben sich, wenn ich an Seminaren zu einem Thema teilnehme, das ausserhalb meiner Komfortzone liegt, und sich daraus eine Diskussion entwickelt. Wo ein Wille ist, ein Problem fachübergreifend zu lösen, da können wirklich spannende Dinge passieren. Was mir an der Arbeit an der ETH besonders gefällt, ist, wie offen die Menschen hier für eine solche Zusammenarbeit sind.
Der Anteil an Professorinnen in Ihrem Departement ist relativ hoch. Woran könnte das liegen?
In der Regel sind über 60 Prozent der Bachelorstudierenden und 50 Prozent der Doktorierenden im D-HEST weiblich, jedoch nur 28 Prozent der Professoren. Ja, wir liegen damit über dem Durchschnitt, doch es gibt noch Verbesserungsbedarf! Starke Vorbilder und ein Wille, die Vielfalt in der Departementsleitung zu erhöhen, sind aber sicher ein guter Anfang.
Dieser Text ist in der aktuellen Ausgabe des ETH-Magazins Globe erschienen.