ETH-Tag 2020
Am 21. November 2020 feierte die ETH Zürich am ETH-Tag unter speziellen Bedingungen den 165. Jahrestag der Hochschule.
Programm der akademischen Feier
Claudio Monteverdi, L’Orfeo, Auszug aus der Ouvertüre
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Sarah M. Springman, Rektorin der ETH Zürich
Begrüssung
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Präsentation von Studierendenprojekten
helpfulETH und Students4Hospitals
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Prof. Dr. Joël Mesot, Präsident der ETH Zürich
Jahresrückblick und Ausblick
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Gedenken an Verstorbene
Sir Edward Elgar, aus den Enigma-Variationen die 9. Variation „Nimrod"
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Ehrungen
- Verleihung von Industrie- und Stiftungspreisen
- Verleihung der Goldenen Eulen und des Credit Suisse Award for Best Teaching durch den Verband der Studierenden der ETH Zürich, mit Ansprache des VSETH-Präsidenten Luca Dahle
- Verleihung der Ehrendoktor- und Ehrenratswürden
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Sarah M. Springman, Rektorin der ETH Zürich
Schlusswort
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Felix Mendelssohn Bartholdy, Streichquartett No. 2 in a-Moll, Op. 13, Ausschnitt aus dem 4. Satz
Es spielt das Streichquartett des Akademischen Orchesters Zürich mit Ferdinand Nussbaum (Violine 1), Sarah Ihn (Violine 2), Chantal Moser (Viola) und Emanuel Hubmann (Cello).
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Sarah M. Springman (Rektorin der ETH Zürich)
Sarah Marcella Springman ist seit Januar 1997 ordentliche Professorin für Geotechnik und seit Januar 2015 Rektorin an der ETH Zürich. In dieser Position ist sie verantwortlich für alle Belange der Lehre sowie für die Organisation und Qualitätssicherung des Studienbetriebes. Sie erteilt die Venia Legendi und Lehraufträge, lädt Gastdozenten und -dozentinnen ein und bewilligt Fortbildungskurse. Zum Bereich der Rektorin gehören auch das Stipendienwesen, die Zusammenarbeit mit den Mittelschulen sowie die Studierendenmobilität. Vor ihrer Zeit an der ETH forschte und unterrichtete sie in England und arbeitete dort sowie auf Fidschi und in Australien als Ingenieurin. Ihr Forschungsinteresse gilt der Interaktion zwischen Boden und Bauwerken sowie den geotechnischen Aspekten von Naturgefahren.
Prof. Dr. Joël Mesot (Präsident der ETH Zürich)
Joël Mesot ist seit 2008 ordentlicher Professor für Physik und seit 2019 Präsident der ETH Zürich, wo er ursprünglich studierte und in Festkörperphysik doktorierte. Als Präsident trägt er die rechtliche und politische Gesamtverantwortung für die Hochschule. Zudem leitet er den Prozess zur Berufung neuer Professorinnen und Professoren und definiert die Strategie zusammen mit der Schulleitung und weiteren Gremien der ETH. In seiner Verantwortung liegt auch die Beziehungspflege zu Behörden, Politik und Öffentlichkeit. Zwischen 2008 und 2018 war er Direktor des Paul Scherrer Instituts. Zuvor forschte er mehrere Jahre in Frankreich und den USA auf dem Gebiet der Synchrotrontechnik.
Luca Dahle (Präsident des VSETH)
Luca Dahle erlangte sein Abitur 2014 in Berlin und begann im gleichen Jahr das Bachelorstudium der Maschineningenieurwissenschaften an der ETH Zürich. Dort engagierte er sich früh im Akademischen Maschinen- und Elektroingenieur Verein. 2016 wurde er erstmals in den Vorstand gewählt, 2019 dann als Präsident. Im gleichen Jahr erlangte er das Bachelordiplom und studiert jetzt Mikro- und Nanosysteme auf Masterebene. Seit September 2020 ist er Präsident des Verbandes der Studierenden an der ETH Zürich (VSETH).
Ehrendoktoren der ETH Zürich
Mit der Ehrendoktorwürde zeichnet die ETH Zürich Personen für ihre ausserordentliche wissenschaftliche Arbeit aus und honoriert ihre bedeutenden Leistungen in Wissenschaft, Lehre und Praxis oder in der Synthese von Forschung und praktischer Arbeit.
Zu Ehrendoktoren der ETH Zürich ernannt werden 2020:
Prof. Dr. Stephen R. Quake
für seine Pionierarbeit in der Mikrofluidik sowie seine bahnbrechenden technologischen Innovationen und seinen Unternehmergeist an der Schnittstelle zwischen Biologie, Biotechnologie, Medizin und Physik.
Steve Quake ist ein aussergewöhnlicher Wissenschaftler und Unternehmer, dessen Forschung viele Disziplinen umspannt, von der Physik über die Biologie bis hin zur Medizin. Nach dem Studium der Mathematik und Physik in Stanford und einer Promotion in theoretischer Physik in Oxford (1994), wurde Quake zunächst bekannt für das Messen biophysikalischer Phänomene einzelner Moleküle. Als Professor am Caltech (1996-2005) und später in Stanford (seit 2004) wurde Quake zum Pionier der Mikrofluidik, mit der er die biomedizinische Forschung und Diagnostik nachhaltig veränderte. Steve Quake hat sich stets dafür eingesetzt, die in seinem Labor entwickelten Technologien durch Kommerzialisierung der breiteren biologischen und medizinischen Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen.
Prof. Dr. Frans A. Spaepen
für seine herausragenden Beiträge zum grundlegenden Verständnis der Struktur und Eigenschaften von Schmelzen und amorphen Materialien und seine massgebliche Prägung der Materialwissenschaft und der Angewandten Physik.
Nach dem Studium an der KU Leuven promovierte Frans Spaepen 1975 in angewandter Physik an der Harvard Universität. Zwei Jahre später wurde er dort zum Assistenz-Professor berufen und 1983 zum Professor ernannt. Als herausragender Forscher in der Materialwissenschaft ist er ein strahlendes Beispiel dafür, wie eine brillante und kreative Persönlichkeit eine wissenschaftliche Gemeinschaft massgeblich prägen kann. Er hat mehrere Forschungsfelder eröffnet und durch seine Pionierarbeit grundlegende Fragestellungen beantwortet. Dies betrifft die modellhafte Beschreibung der mechanischen Eigenschaften von metallischen Gläsern, die Erarbeitung eines fundamentalen Verständnisses von Materialgrenzflächen und die Nutzung von Kolloiden, um Modelle zur Kristallisation zu erarbeiten. Nebst Arbeiten an nanoskaligen Materialien und dünnen Metallschichten, hat er auch massgeblich zum Verständnis von Quasikristallen beigetragen.
Ehrenräte der ETH Zürich
Mit dem Titel der Ehrenrätin oder des Ehrenrats werden Persönlichkeiten geehrt, die entweder wesentliche wissenschaftliche Arbeiten oder Arbeitsgebiete an der ETH fördern oder die Hochschule als Ganzes unterstützen.
Zu Ehrenräten der ETH Zürich ernannt werden 2020:
Calvin F. Grieder
für sein ausserordentliches, persönliches Engagement zur Förderung der Lehre und Forschung an der ETH Zürich, insbesondere für seine herausragende Fähigkeit, technisches und unternehmerisches Wissen miteinander zu vereinen, um innovative, visionäre Ideen zu realisieren.
Calvin Grieder, Jahrgang 1955, hat 1979 mit seinem ETH-Diplom in Maschinenbau und Verfahrenstechnik den Grundstein für seine unternehmerischen Erfolge gelegt. Er bekleidete Führungspositionen bei namhaften Unternehmen, war CEO der Bühler Gruppe und steht dieser sowie der Givaudan SA heute als Verwaltungsratspräsident vor. Zudem hat er zahlreiche weitere Verwaltungsratsmandate inne und teilt sein Wissen in verschiedenen Advisory Boards, u. a. bei der Avenir Suisse und bei Swissmem. Als Mitglied des Industrial Advisory Boards des Departements Maschinenbau und Verfahrenstechnik, als begeisternder Brückenbauer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft und nicht zuletzt als bedeutender Förderer ist er der ETH Zürich und der ETH Foundation mit grösstem Engagement verbunden.
Adrian U. Weiss
für sein ausserordentliches, persönliches Engagement zur Förderung der Lehre und Forschung an der ETH Zürich, insbesondere für seinen Einsatz in den Bereichen Architektur, Elektrotechnik und Computerwissenschaften sowie des studentischen Talents und Unternehmergeistes.
Adrian Weiss, geboren 1940, hat an der ETH Zürich Architektur studiert und 1967 abgeschlossen. Nach einer achtjährigen Tätigkeit als Architekt stieg er in die Magnetic Elektromotoren-Gruppe seines Vaters ein. Adrian Weiss bekleidete verschiedene Verwaltungsratsmandate und -vorsitze und ist seit 2014 Stiftungsratspräsident der von ihm ins Leben gerufenen Adrian Weiss Stiftung. Adrian Weiss setzt sich persönlich, über seine Stiftung und die ETH Foundation, ideell und finanziell in herausragendem Masse für die Forschung und Lehre der ETH ein, insbesondere in den Gebieten Architektur, Elektrotechnik und Computerwissenschaften. Besonders am Herzen liegt ihm auch die Förderung des studentischen Talentes und Unternehmergeistes.
Industrie- und Stiftungspreise
ABB Forschungspreis
Mit dem von der ABB Schweiz gestifteten Preise werden hervorragende Arbeiten abwechselnd im Fachgebiet Energietechnik beziehungsweise Informations- und Automatisierungstechnik ausgezeichnet. 2020 geht der Preis an zwei junge Leute in der Energietechnik:
Dr. Tim Tröndle
für seine Doktorarbeit «Renewable electricity for all untangling conflicts about where to build Europe’s future supply infrastructure».
Dr. Guido Zichittella
für seine Doktorarbeit «Alkane Activation by Catalytic Oxyhalogenation».
Heinrich Hatt-Bucher-Preise
Mit den Heinrich-Hatt-Bucher-Preisen werden abwechselnd die drei besten Masterarbeiten ausgezeichnet, die im Departement Architektur oder im Departement Bau, Umwelt und Geomatik eingereicht wurden. 2020 werden die Preise im Departement Bau, Umwelt und Geomatik vergeben. Sie gehen an:
1. Preis: Letizia Meta Caderas
für ihre Masterarbeit “A Theoretical Study on the Origin and Mitigation Strategies of Shrinkage in Earth-Based Construction Materials”.
2. Preis: Julian Hofmann
für seine Masterarbeit “Langzeitverhalten von Laubholzdeckensystemen».
3. Preis: Patrick Andrew Studer
für seine Masterarbeit „Structural performance of ribbed concrete elements using flexible formworks with integrated reinforcement”.
Hilti-Preis für Innovative Forschung
Mit dem von der Hilti AG gestifteten Preis werden Arbeiten ausgezeichnet, die wissenschaftlichen Gehalt hervorragend mit Praxisbezogenheit verbinden. 2020 erhält den Preis:
Dr. Seraina Anne Dual
für ihre Doktorarbeit «Measurement Principles for a real-time Cardiac Volume Sensor».
IBM Research Forschungspreis
Mit dem IBM Research Forschungspreis werden Arbeiten von Studierenden in Computational Chemistry, Biologie und Materialwissenschaft ausgezeichnet. 2020 geht der Preis an:
Dr. Jonny Proppe
für seine Doktorarbeit «Computational Systems Chemistry with Rigorous Uncertainty Quantification”.
Otto-Jaag-Gewässerschutz-Preis
Mit diesem Preis werden Arbeiten auf dem Gebiet des Gewässerschutzes und der Gewässerkunde prämiert. Der Preis wird 2020 verliehen an:
Dr. Matthew Tobias Moy de Vitry
für seine Doktorarbeit “Public Surveillance and the Future of Urban Pluvial Flood Modelling”.
Latsis-Preis
Seit 1985 werden mit dem von der Fondation Latsis Internationale gestifteten «Latsis-Preis der ETH Zürich» jedes Jahr jüngere Forschende aller Fachgebiete der ETH Zürich bis einschliesslich zur Stufe Assistenzprofessur ausgezeichnet. Dabei stehen deren herausragende, selbständige wissenschaftliche Arbeiten an der ETH im Mittelpunkt. 2020 erhält den Preis:
Prof. Dr. Lavinia Heisenberg
für ihre herausragende Leistungen auf dem Gebiet der theoretischen Physik, insbesondere für ihre systematische Betrachtung der möglichen Verallgemeinerungen der Allgemeinen Relativitätstheorie durch Einbeziehung von Vektor- und Tensorfeldern in die Geometrie.
Zum Porträt von Lavinia Heisenberg
Lopez-Loreta-Preis
Der von der Fondation Jean-Jacques et Felicia Lopez-Loreta gestiftete Preis zeichnet hervorragende ETH-Absolventinnen und Absolventen aus und ermöglicht es ihnen, Forschungs- oder Innovationsprojekte realisieren zu können. Der Preis geht 2020 an:
Dr. Jochen Mueller
für sein Projekt «Next-Generation Prosthetics: Towards the end of disability via digital fabrication”.
ETH-Rektorin Sarah Springman überreicht die Industrie- und Stiftungspreise.
Der Verband der Studierenden an der ETH Zürich (VSETH) vertritt die Interessen der Studentinnen und Studenten gegenüber der Schulleitung und Behörden. Am ETH-Tag verleiht der Verbandspräsident Luca Dahle besonders engagierten Lehrpersonen die Goldene Eule für deren exzellente Lehre. Diesen Sympathiepreis der Studierenden erhält eine Lehrperson pro Departement.
Die Studierenden können alle Lehrpersonen bewerten, bei denen sie eine Vorlesung besucht haben. Dabei zählen weder Titel, Herkunft, Ausbildung noch Forschungsqualität, sondern einzig Qualität und Einsatz der Dozierenden für die Lehre. Basierend auf diesen Bewertungen bestimmen die Fachvereine die Preisträger. Dabei berücksichtigen sie unter anderem die von der Lehrkraft verwendeten Unterrichtsmaterialien, ihr Engagement ausserhalb der Lehrveranstaltung und die Qualität der Studierendenbetreuung.
Credit Suisse Award for Best Teaching
Der Credit Suisse Award for Best Teaching wurde 2006 von der Credit Suisse Foundation in Zusammenarbeit mit den Universitäten, technischen Hochschulen und Fachhochschulen lanciert. Damit ermöglicht die Foundation den Schweizer Hochschulen, alljährlich ihre besten Lehrkräfte auszuzeichnen. An der ETH Zürich dient die Umfrage bei den Studierenden für die Vergabe der Goldenen Eule als Basis, mittels derer die Kandidatinnen und Kandidaten für den Credit Suisse Award for Best Teaching nominiert werden. Anhand der Gesamtrangliste und zusätzlicher Kriterien eruiert der VSETH mit den Fachvereinen die Preisträgerin oder den Preisträger des Awards.
Der Credit Suisse Award for Best Teaching 2020 geht an: Prof. Dr. Laurent Vanbever aus dem Departement Informationstechnologie und Elektrotechnik
Präsentationen junger Forschender
Am ETH-Tag 2020 geben Ihnen drei junge Forschende aus den Bereichen Humanmedizin, Interdisziplinäre Naturwissenschaften und Produktentwicklung Einblicke in ihre wertvolle Projektarbeit während der Pandemie – helpfulETH und externe Seite Students4Hospitals.
Referierende
Rahel Schmidt
Rahel hat im August 2020 ihr Bachelor-Studium in Humanmedizin an der ETH abgeschlossen. Am 12. März, dem Tag, an dem die ETH den Umstieg auf Online-Vorlesungsbetrieb ankündigte, wurde sie zum zweimonatigen Spitaleinsatz in das Kantonsspital Baden aufgeboten. Diese Spitalerfahrung führten bei ihr zur Gewissheit, dass es mit allen Mitteln galt, Kapazitätsengpässe im Gesundheitswesen zu überbrücken. Kurzerhand beschloss sie – zusammen mit ihrem Partner Luca Schaufelberger – die Initiative «Students4Hospitals» zu starten. Zurzeit studiert Rahel Schmidt mit einem Stipendium der Binding Stiftung im neuen Master Humanmedizin an der Università della Svizzera Italiana und organisiert Veranstaltungen zum Thema Impfen.
Luca Schaufelberger
Luca ist Fellow der Werner-Siemens-Stiftung und studiert im dritten Jahr des Bachelors Interdisziplinäre Naturwissenschaften mit physikalisch-chemischem Schwerpunkt an der ETH Zürich. Neben dem Studium engagiert er sich für die Wissenschaftskommunikation: Er organisiert die Vortragsreihe nanoTalks und leitet Workshops zum Thema Scientific Storytelling. Noch bevor die ausserordentliche Lage im März angekündigt wurde, gründete er zusammen mit Rahel Schmidt die Initiative «Students4Hospitals»: Dabei konnte ein Spital oder Pflegeheim, das kurzfristig personelle Unterstützung benötigte, Hilfe anfordern. Das «Students4Hospitals»-Team vermittelte anschliessend Studierende aller Fachrichtungen und koordinierte deren Einsätze - sei es für Eingangskontrollen oder Betreuung von Besucherzonen.
Séline Steffanoni
Séline hat an der ETH Zürich studiert und 2017 ihr Masterstudium am D-HEST mit dem Fokus in Medizintechnik abgeschlossen. Seit diesem Sommer promoviert sie in der Biomedical Systems Gruppe von Prof. Mirko Meboldt. Ihr Anspruch ist es, durch die Entwicklung innovativer Systeme einen klinischen Mehrwert und damit einen Beitrag zum Wohlergehen der Patienten zu leisten. Somit hat sie sich während des Lockdowns neben ihrer eigenen Forschung tatkräftig an der HelpfulETH Initiative engagiert. HelpfulETH ist Teil der Nationalen Covid-19 Science Taskforce und verfolgt das Ziel, durch Covid-19 entstandene Hürden, welchen das klinische Personal täglich gegenübersteht, mit Hilfe von interdisziplinären Teams und agiler Entwicklung möglichst schnell zu beseitigen.