ETH-Tag 2021
Am 20. November 2021 feierte die ETH Zürich am ETH-Tag gemeinsam mit Gästen aus Forschung, Politik und Wirtschaft den 166. Jahrestag der Hochschule.
Am ETH-Tag werden traditionsgemäss ETH-Angehörige gewürdigt, die im vergangenen Jahr durch besondere Leistungen aufgefallen sind. Der Studierendenverband VSETH zeichnete Dozierende aus, die eine Extrameile für ihre Studierenden gegangen sind. Ausserdem gaben bei der diesjährigen Ausgabe des ETH-Tag drei Studierende aus dem Mathematikdepartement einen Einblick in ihre Arbeiten.
Impressionen
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Videoaufzeichnung des diesjährigen ETH-Tags:
Prof. Dr. Sarah M. Springman
Rektorin der ETH Zürich
Sarah Springman ist seit 2015 Rektorin der ETH Zürich und seit 1997 ordentliche Professorin für Geotechnik am Departement Bau, Umwelt und Geomatik. Als Rektorin betreut sie den Schulleitungsbereich Lehre und ist verantwortlich für alle Belange der Lehre sowie für die Organisation und Qualitätssicherung des Studienbetriebes. Sie ist zudem Stellvertreterin des Präsidenten. Sie hat an der Universität von Cambridge Ingenieurwissenschaften studiert, danach in der Bauindustrie gearbeitet und war auch als Doktorandin, Research Fellow und Dozentin in Cambridge tätig.
Prof. Dr. Joël Mesot
Präsident der ETH Zürich
Joël Mesot ist seit 2008 ordentlicher Professor für Physik und seit 2019 zudem Präsident der ETH Zürich, wo er ursprünglich studierte und in Festkörperphysik doktorierte. Als Präsident trägt er die rechtliche und politische Gesamtverantwortung für die Hochschule. Er leitet den Prozess zur Berufung neuer Professorinnen und Professoren und definiert die Strategie zusammen mit der Schulleitung und weiteren Gremien der ETH. In seiner Verantwortung liegt auch die Beziehungspflege zu Behörden, Politik und Öffentlichkeit. Zwischen 2008 und 2018 war er Direktor des Paul Scherrer Instituts. Zuvor forschte er mehrere Jahre in Frankreich und den USA auf dem Gebiet der Festkörperphysik.
Bundesrätin Simonetta Sommaruga
Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK
Simonetta Sommaruga liess sich nach ihrer Matura am Konservatorium Luzern zur Pianistin ausbilden. Nach einigen Jahren Konzerttätigkeit arbeitete sie ab 1993 als Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, die sie von 2000 bis 2010 präsidierte. Ihre politische Karriere startete Simonetta Sommaruga 1997 als Mitglied des Gemeinderats von Köniz, in dem sie bis 2005 wirkte. 1999 wurde sie in den Nationalrat gewählt, dem sie bis 2003 angehörte – dem Jahr ihrer Wahl in den Ständerat. 2010 wurde Simonetta Sommaruga in den Bundesrat gewählt und stand bis Ende 2018 dem Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement EJPD vor. 2019 übernahm sie das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK, 2020 zum zweiten Mal nach 2015 das Amt als Bundespräsidentin. Simonetta Sommaruga ist mit dem Schriftsteller Lukas Hartmann verheiratet.
Ehrendoktorin der ETH Zürich
Mit der Ehrendoktorwürde zeichnet die ETH Zürich Personen für ihre ausserordentliche wissenschaftliche Arbeit aus und honoriert ihre bedeutenden Leistungen in Wissenschaft, Lehre und Praxis oder in der Synthese von Forschung und praktischer Arbeit.
Zu Ehrendoktorin der ETH Zürich ernannt wird 2021:
Prof. Dr. Aviv Regev
Executive Vice President & Global Head, Genentech Research and Early Development
für die Erfindung bahnbrechender bioinformatischer und experimenteller Verfahren zur Erforschung zellulärer Systeme.
Molekulare Prozesse steuern die Genexpression in der Zelle und entscheiden über Zellgesundheit und Gewebebildung. Im Verständnis biologischer Netzwerke liegt daher der Schlüssel für die Behandlung von Krankheiten. Das erkannte auch Aviv Regev früh. Sie ist eine Pionierin in der computergestützten Genomanalyse von Einzelzellen, die nach Mustern sucht, welche bestimmten Krankheitsbildern zugeordnet werden können. Aviv Regev ist Professorin für Biologie am Massachusetts Institute of Technology MIT in Cambridge, USA, sowie Gründungsdirektorin vom Klarman Zell-Observatorium des Broad Institute (MIT/Harvard University), als sie im Jahr 2020 in die Geschäftsleitung von Genentech, einem Tochterkonzern von Roche, wechselt. Das in San Francisco ansässige Unternehmen erkannte ebenfalls das immense Potential der biologischen Datenanalyse für die Behandlung von Krankheiten und insbesondere für die personalisierte Medizin. Daneben leitet die israelisch-US-amerikanische Doppelbürgerin seit 2016 den Human Cell Atlas, ein internationales Programm für die Kartierung der Vielfalt menschlicher Zellen.
Dr. sc. nat. Germaine J. F. Seewer
Kommandantin Höhere Kaderausbildung der Armee / Stellvertreterin Chef Kommando Ausbildung
für ihr ausserordentliches, persönliches Engagement zur Förderung junger Talente an der ETH Zürich und für ihre Rolle als Vorbild insbesondere für Frauen, die in bisher klassischen Männerberufen eine Karriere anstreben.
Dr. Germaine J. F. Seewer hat an der ETH Zürich Chemie studiert und 1993 promoviert. Danach war sie bis 1998 als Postdoktorandin am Research Center Foulum in Dänemark sowie an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Nutztiere in Posieux tätig. 1998 trat Frau Seewer als Fachlehrerin in das damalige EMD über. 2004 wurde sie zur Chefin Operationen und stellvertretenden Chefin Missionen am Kompetenzzentrum für Friedensförderung (SWISSINT) befördert. Sie stand als Stabsoffizier bei der Swisscoy im Kosovo und als UNO-Militärbeobachterin in Äthiopien und Eritrea im Einsatz. 2013 beförderte sie der Bundesrat zum Brigadier und gleichzeitig zum Chef Personelles der Armee. Seit 2020 kommandiert Germaine J. F. Seewer die Höhere Kaderausbildung der Armee und ist Stellvertreterin Chef Kommando Ausbildung. Die ETH-Alumna ist die erste Berufssoldatin der Schweiz im Rang eines Divisionärs.
Dr. sc. techn. Suzanne Thoma
CEO BKW AG
für ihr ausserordentliches, persönliches Engagement zur Förderung der Lehre und Forschung an der ETH Zürich, insbesondere der Bereiche Energie und Physik sowie der Talentförderung.
Dr. Suzanne Thoma hat an der ETH Zürich Chemieingenieurtechnik studiert und 1989 promoviert. Danach war sie bis 2002 für die Ciba Spezialitätenchemie AG (heute BASF AG) tätig. Von 2002 bis 2007 führte Suzanne Thoma als CEO die Rolic Technologies AG, ein auf High-Tech-Materialien und Technologielizenzen spezialisiertes Start-Up; von 2007 bis 2009 leitete sie das internationale Automobilzuliefergeschäft der WICOR Group in Rapperswil. Ab 2010 arbeitet sie bei der an der Börse kotierten, international tätigen BKW Gruppe. Seit 2013 ist Suzanne Thoma CEO mit heute 11 000 Mitarbeitenden. Zudem ist sie Vizepräsidentin des Verwaltungsrates der Sulzer AG, Mitglied des VR der Oerlikon Group, Vizepräsidentin des Think Tanks Avenir Suisse und engagiert sich als Mitglied des Verwaltungsrates der Swiss Startup-Group.
Mit dem von der ABB Schweiz gestifteten Preis werden hervorragende Arbeiten abwechselnd im Fachgebiet Energietechnik beziehungsweise Informations- und Automatisierungstechnik ausgezeichnet. 2021 geht der Preis an zwei junge Leute in der Informations- und Automatisierungstechnik:
Dr. Yannick Salamin
für seine Doktorarbeit «Integrated Plasmonic Detectors and Mixers for Microwave and Terahertz
Applications»
Tibor Schneider
für seine Master-Arbeit «Snowcap: Synthesizing Network-Wide Configuration Updates»
Mit den Heinrich-Hatt-Bucher-Preisen werden abwechselnd die drei besten Master-Arbeiten ausgezeichnet, die im Departement Architektur oder im Departement Bau, Umwelt und Geomatik eingereicht wurden. 2021 werden die Preise im Departement Architektur verliehen. Sie gehen an:
1. Preis: Xuehan Li
für ihre Master-Arbeit «Cohabitation» (Departementsthema A: Triemlifussweg as Adaptive
Infrastructure)
2. Preis: Tanguy Romain Caversaccio
für seine Master-Arbeit «Good City Has Industry» (Departementsthema C: «Metropolitan Hybrid
Machine)
3. Preis: Meghan Rolvien
für ihre Master-Arbeit «Triemligang» (Departementsthema A: Triemlifussweg as Adaptive
Infrastructure)
Mit dem von der Hilti AG gestifteten Preis werden Arbeiten ausgezeichnet, die wissenschaftlichen Gehalt hervorragend mit Praxisbezogenheit verbinden. 2021 erhält den Preis:
Dr. Paolo Gabrielli
für seine Doktorarbeit «Optimal Design of Multi-Energy Systems: From Technology Modeling to System Optimization»
Mit dem IBM Research Forschungspreis werden Arbeiten von Studierenden in Computational Chemistry, Biologie und Materialwissenschaft ausgezeichnet. 2021 geht der Preis an:
Adriano Martinelli
für seine Master-Arbeit «A Computational Framework to Analyse Phenotypic Heterogeneity in Spatial Single Cell Data»
Seit 1985 werden mit dem von der Fondation Latsis Internationale gestifteten «Latsis-Preis der ETH Zürich» jedes Jahr jüngere Forschende aller Fachgebiete der ETH Zürich bis einschliesslich zur Stufe Assistenzprofessur ausgezeichnet. Dabei stehen deren herausragende, selbständig wissenschaftliche Arbeiten an der ETH im Mittelpunkt. 2021 erhält den Preis:
Prof. Dr. Stanisa Raspopovic
für seine herausragenden Beiträge auf dem Gebiet der Neurotechnologie, insbesondere für die Verbindung künstlicher Gliedmasse an das sensorische Nervensystem zur Restauration natürlicher Empfindung von Berührung und Propriozeption und schliesslich zur Verbesserung der Gliedmassenfunktion.
Der von der Fondation Jean-Jacques et Felicia Lopez-Loreta gestiftete Preis zeichnet hervorragende ETH-Absolventinnen und Absolventen aus und ermöglicht es ihnen, Forschungs- oder Innovationsprojekte realisieren zu können. Der Preis geht 2021 an:
Dr. Nicole Stoffel
für das Projekt «Auswirkungen von Eisen auf die Immunität und die Reaktion auf Impfstoffe – im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie und künftigen globalen viralen Bedrohungen».
Mit dem Marie Heim-Vögtlin Preis würdigt der Schweizerische Nationalfonds jedes Jahr eine hervorragende Nachwuchsforscherin. Die Preisträgerinnen sind inspirierende Vorbilder, die während der Laufzeit ihres SNF-Förderbeitrags bemerkenswerte Resultate erzielen und ihre Karriere entscheidend vorantreiben. Der Preis wird 2021 am ETH-Tag verliehen an:
Prof. Dr. Denise Mitrano
für das im Rahmen eines Ambizione-Beitrags entwickelte Verfahren, mit dem sich Mikro- und Nanoplastik in Gewässern, Böden und sogar Organismen nachverfolgen lässt.
Der Verband der Studierenden an der ETH Zürich VSETH vertritt die Interessen der Studentinnen und Studenten gegenüber der Schulleitung und Behörden. Am ETH-Tag verleiht Verbandspräsident Nils Jensen besonders engagierten Lehrpersonen die Goldene Eule für deren exzellente Lehre. Diesen Sympathiepreis der Studierenden erhält eine Lehrperson pro Departement.
Die Studierenden können alle Lehrpersonen bewerten, bei denen sie eine Vorlesung besucht haben. Dabei zählen weder Titel, Herkunft, Ausbildung noch Forschungsqualität, sondern einzig Qualität und Einsatz der Dozierenden für die Lehre. Basierend auf diesen Bewertungen bestimmen die Fachvereine die Preisträger. Dabei berücksichtigen sie unter anderem die von der Lehrkraft verwendeten Unterrichtsmaterialien, ihr Engagement ausserhalb der Lehrveranstaltung und die Qualität der Studierendenbetreuung.
Download Rede von Nils Jensen, VSETH-Präsident, zur Goldenen Eule (PDF, 107 KB)
Dr. Meike Akveld
Der Credit Suisse Award for Best Teaching wurde 2006 von der Credit Suisse Foundation in Zusammenarbeit mit den Universitäten, technischen Hochschulen und Fachhochschulen lanciert. Damit ermöglicht die Foundation den Schweizer Hochschulen, alljährlich ihre besten Lehrkräfte auszuzeichnen. An der ETH Zürich dient die Umfrage bei den Studierenden für die Vergabe der Goldenen Eule als Basis, mittels derer die Kandidatinnen und Kandidaten für den Credit Suisse Award for Best Teaching nominiert werden. Anhand der Gesamtrangliste und zusätzlicher Kriterien eruiert der VSETH mit den Fachvereinen die Preisträgerin oder den Preisträger des Awards.
Matthias Wellershoff hat sein Master-Studium in Angewandter Mathematik an der ETH Zürich abgeschlossen und begann 2017 sein Doktorat am Seminar für Angewandte Mathematik unter der Leitung von Professorin Rima Alaifari. Seit zwei Jahren ist er ausserdem Verwaltungsratspräsident der 3am family office AG, welche als Vermögensverwalter eines Anlageprodukts fungiert. Seine Forschung fokussiert sich auf das sogenannte Phasenwiederherstellungsproblem, welches Anwendungen in der Audioverarbeitung und der Kristallographie findet. Insbesondere interessiert er sich dabei für die Frage, wie Fehler in Messdaten Phasenwiederherstellungsprozesse beeinträchtigen können.
Chris Busenhart
Chris Busenhart absolvierte seinen Bachelor an der Universität Zürich sowie seinen Master an der ETH Zürich in Mathematik. Anschliessend begann er 2020 sein Doktorat an der ETH Zürich ebenfalls im Bereich Mathematik bei Professor Norbert Hungerbühler und Dr. Lorenz Halbeisen. Besonders interessiert ist er an geometrischen Fragestellungen, welche in algebraisch äquivalente Probleme umformuliert werden können. Beispielsweise forscht er nach Algorithmen, wie man ganzzahlige nicht-kollineare Punktmengen in der Ebene für eine beliebige, endliche Anzahl von Punkten konstruieren kann oder wie man primitive pythagoreische Tripel anhand der Primfaktoren von Gaussschen Zahlen berechnen kann.
Viera Klasovitá
Viera Klasovitá studiert Mathematik an der ETH Zürich. Während der Bachelor-Arbeit hat sie sich mit Erdös-Rényi-Graphen beschäftigt, welche eine spezielle Klasse von zufälligen Graphen darstellen. Dabei wurde ihr klar, dass die angewandte Mathematik die Richtung ist, in der sie sich weiterentwickeln wollte. Deswegen erkundete sie unter anderem das Gebiet der mathematischen Optimierung. Diesen Themenbereich fand sie besonders interessant, und so entschied sie sich für eine Master-Arbeit in der Gruppe von Professor Rico Zenklusen. Dort untersucht sie, ob eine Reduktion von einer Variante des Problems des Handlungsreisenden (engl: TSP) auf das ursprüngliche Problem möglich ist.