«Es wäre mein Traum, die Geologie des Mondes zu entdecken»
Maria Schönbächler untersucht die Entstehung unseres Sonnensystems. Bei ihrer Arbeit macht sie oft die Erfahrung, dass es wichtig ist, gewohnte Strukturen zu durchbrechen.
Wie kann man die Entstehung des Sonnensystems, das sich über Millionen von Kilometern erstreckt, auf atomarer Ebene untersuchen?
Paradox, nicht wahr? Wir untersuchen Meteoriten, die von Asteroiden stammen. Die hochpräzisen Laboranalysen mit Massenspektrometern erlauben unter anderem eine genaue Datierung der Planetenbausteine. Anhand der Daten können wir Signale von Sternenstaub identifizieren, der älter ist als unsere Sonne, und wir kommen Prozessen auf die Spur, die vor, während oder nach der Planetenentstehung stattgefunden haben.
Wie sind Sie zu diesem Forschungsgebiet gekommen?
Schon in der Primarschule wählte ich als Thema meiner ersten grösseren Arbeit die Planeten. Nach meiner Diplomarbeit in Erdwissenschaften bot mir Professor Alex Halliday an der ETH eine Doktorarbeit auf diesem Gebiet an. Da gab es für mich kein Halten mehr!
Welche Erkenntnis hat Sie bisher am meisten überrascht?
Dass es bei der Entdeckung der ersten Exoplaneten sehr viele kritische Stimmen gab, die an deren Existenz zweifelten. Generell staune ich, wie lange es dauern kann, bis sich neue Ideen, wie etwa das Prinzip der Plattentektonik, in der Wissenschaft durchsetzen können. Das hat wohl sehr viel mit dem menschlichen Wesen zu tun, alte und gewohnte Strukturen beibehalten zu wollen.
Neben Forschung und Lehre engagieren Sie sich stark für die Chancengleichheit. Was ist Ihr Ziel?
Gewohnte Strukturen zu durchbrechen, die zu den Ungleichheiten geführt haben. Wichtig ist dabei, sich des «Unconscious Bias» bewusst zu werden, also der instinktiven Zuordnung, die zu «Schubladisierungen» führen kann. Der bewusste Umgang mit solchen Vorurteilen und Einordnungen hilft, Benachteiligungen auszugleichen und wahre Diversität zu erreichen, die erwiesenermassen auch den Erfolg einer Arbeitsgruppe steigert.
Von welcher Entdeckung träumen Sie?
Der Mond birgt noch so viele Geheimnisse – es wäre mein Traum, die Geologie des Mondes zu entdecken, so wie das die Geologen vor 100 bis 150 Jahren auf der Erde gemacht haben. Dies würde unser Verständnis von der Entstehung des Erde-Mond-Systems weit voranbringen – und wir würden mit Sicherheit auch viel Überraschendes erfahren.
Dieser Text ist in der aktuellen Ausgabe des ETH-Magazins Globe erschienen.