Berufswelt
Als Studium in einem naturwissenschaftlichen Grundlagenfach bereitet das Biologiestudium seine Studierenden nicht auf einen konkreten Beruf vor. Das Gute daran: Die Palette an Berufen, die sich den Absolvent:innen anbietet, ist immens.
Viele Absolventinnen und Absolventen fahren nach dem Studium mit einer Weiterbildung weiter. Rund 2/3 hängen ein Doktorat an, machen ein Nachdiplom- oder Zusatzstudium oder ein Lehrdiplom in Biologie, um das Fach an Gymnasien unterrichten zu können.
"Your future in Biology": Kurzreferate von Bioginnen und Biologen über ihre Laufbahn
Auf Einladung des D-BIOL und des Vereins der Biologiestudierenden (VeBiS) präsentierten im Rahmen des Anlasses externe Seite "Your Future in Biology" 34 Biologinnen und Biologen in 3-minütigen Präsentationen, welche berufliche Laufbahn sie eingeschlagen haben und was ihnen das Biologiestudium dabei gebracht hat.
Einige Beispiele, die die breite Palette der Berufe aufzeigen, sind hier zu finden.
Untenstehend einige weitere Beispiele, in welchen unterschiedlichen Berufen Biologinnen und Biologen ihr bevorzugtes Betätigungsfeld gefunden haben.
Dr. Corinne John, Mitgründerin und Chief Technical Officer, Redbiotec AG
"Meine Ausbildung in Biochemie habe ich mit dem Doktorat an der ETH Zürich abgeschlossen. Zusätzlich habe ich dort die Möglichkeiten genutzt, mich im Bereich Management weiterzubilden. Kurz nach dem Doktorat gründete ich mit Kollegen ein ETH Spin-off Unternehmen, welches in der Proteinproduktion für die Medikamentenentwicklung tätig ist. Heute bin ich dort für die wissenschaftliche Leitung verantwortlich.
Die Arbeit als Unternehmerin finde ich spannend und vielfältig, da sie Wissenschaft und Wirtschaft paart. Die Aufgaben reichen von der Marktausrichtung des Unternehmens und der Produkte über die Akquisition von Kunden und Projektmanagement bis hin zur Personalchefin. Die wissenschaftliche Ausbildung hilft mir dabei über das Fachliche hinaus, die verschiedenen Bereiche analytisch und lösungsorientiert anzugehen."
Dr. Reto Schneider, Head Emerging Risk Management, Swiss Reinsurance Company Ltd.
„Nach dem Studium der Zellbiologie und dem Doktorat auf dem Gebiet der Immunologie an der ETH Zürich begann ich 1994 meine Arbeit bei der Schweizerischen Rückversicherungsgesellschaft. Die Swiss Re bot schon damals Programme für Akademiker verschiedener Richtungen an und tut dies auch heute noch mit ihrem Graduates Program.
Während vieler Jahre leitete ich die Haftpflichtgruppe der Abteilung Risk Engineering Services. In dieser Funktion war ich für die Entwicklung von Risikobeurteilungen in den verschiedensten Industrien zuständig. Das Spektrum der beurteilten Firmen umfasste Oel/Petrochemie, Autohersteller, Pharmakonzerne, Hersteller von medizinischen Geräten, Krankenhäuser, Eisenbahnen und viele mehr. Diese Arbeit brachte mich in meinen momentanen Verantwortungsbereich. Ich leite zur Zeit den Bereich Emerging Risk Management und bin für die Frühwarnung, also das Erkennen von neuen Risiken bei der Swiss Re zuständig.
Die grösste Herausforderung bei meiner Arbeit ist die Sprache der Wissenschaft und Technik in jene der Versicherungsbranche zu übersetzen. Am Ende kann man die Menschen nur mit Geschichten, welche persönlich betroffen machen erreichen. Hierzu braucht es Wissenschafter mit breitem Wissen, welche bei Bedarf aber auch in die Tiefe gehen können. Ein pragmatisches, lösungsorientiertes Denken ist dabei für eine erfolgreiche Karriere in der Wirtschaft unabdingbar. Meine Ausbildung an der ETH hat mir dafür die besten Voraussetzungen geliefert.“
Lena Stallmach, Wissenschaftsjournalistin, NZZ
«Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich eines Tages Journalistin werden würde. Das Schreiben war mir immer ein Graus. Hingegen faszinierten mich die Biologie und die Forschung. Während meiner Diplomarbeit und einer Anstellung als Technician wurde mir aber klar, dass mich weniger das Forschen, sondern viel mehr die Literaturrecherche zu verschiedenen Themen reizte.
In dieser Zeit begann ich mich für Wissenschaftsjournalismus zu interessieren. Ich besuchte einen vierwöchigen Kurs in Wissenschaftsjournalismus am MAZ in Luzern. Gleichzeitig bewarb ich mich als Praktikantin bei verschiedenen Zeitungen. Bei einem Lokalblatt im Berner Oberland wurde ich angenommen. Dort lernte ich nicht nur schreiben, sondern entwickelte richtiggehend Freude daran. Nach einem Praktikum bei der NZZ am Sonntag hatte ich dann das Glück, eine Festanstellung in der Wissenschaftsredaktion der NZZ zu bekommen.
Fünf Jahre später ist die Recherche immer noch meine Lieblingsbeschäftigung. Es fasziniert mich, einer Sache auf den Grund zu gehen. Wie sind die Forscher auf ihre Resultate gekommen, welchen Weg haben sie gewählt, was wurde vorher schon dazu publiziert? Manchmal verpufft die Begeisterung, weil weniger dahinter steckt als angekündigt. Andere Male folgt Staunen oder sogar Bewunderung. Manchmal stosse ich unerwartet auf eine ganz andere Geschichte. Auf jeden Fall bleibt es spannend, immer wieder in neue Themen einzutauchen.»
Dr. Dominik Brem, Bereichsleiter Umwelt und Umweltbeauftragter, ETH Zürich
"Nach Biologiestudium und Doktorat an der ETH Zürich lockte mich die Industrie, wo ich sechs Jahre als Projektleiter und Berater arbeitete. Die breit abgestützte Wissensvermittlung im Biologiestudium war die ideale Basis, um mich schnell in neue Problemstellungen einzuarbeiten. Als Bereichsleiter Umwelt und Umweltbeauftragter der ETH Zürich sind meine Tätigkeiten wiederum sehr verschiedenartig. Neben der Verantwortung zur Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben gehört auch die Leitung des Umweltmanagements zu den Kernaufgaben meiner Arbeit. Dabei ist es möglich, die Umweltstrategie der ETH massgeblich mitzugestalten und umzusetzen. Durch den Anspruch der ETH Zürich, auch bezüglich Umwelt und Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle in der Schweiz und international zu übernehmen, ein unglaublich spannender Job zwischen Forschung und Dienstleistung."
Prof. Annette Oxenius, Professorin für Immunologie, ETH Zürich
"Mit meinem jungen und motivierten Team erforschen wir die Eigenschaften der immunologischen Abwehr im Zusammenhang mit viralen und bakteriellen Infektionen. Diese Grundlagenforschung ist höchst spannend und dank dem grossem Einsatz und Enthusiasmus des Teams ergeben sich immer wieder neue interessante Erkenntnisse - damit verbunden aber auch wieder neue Fragestellungen. Meine persönliche Herausforderung ist es, die verschiedenen Aspekte meines Jobs, nämlich die Grundlagenforschung, die Betreuung des Mitarbeiterteams, die Lehre mit den Studenten und sonstige akademische Aufgaben, „unter einen Hut“ zu bringen - und das ist nicht immer ganz einfach."
Dr. Alexander Rauch, Lehrer, Kantonsschule Olten
«Die Entscheidung, Lehrer zu werden, kam bei mir zuerst unbewusst. Nach Abschluss meiner Doktorarbeit war es mir wichtig, meine Begeisterung für die Biologie mit anderen Menschen teilen zu können und unabhängig Ideen umzusetzen.
Als ein Lehrpensum an der Kantonsschule Olten frei wurde, habe ich ohne zu zögern zugesagt. Bis heute habe ich meine Entscheidung nie bereut – im Gegenteil. Biologie ist ein Fach, das Jugendliche schnell begeistern kann – nicht zuletzt, da die Möglichkeiten, biologische Konzepte zu vermitteln, heute fast unbegrenzt sind. Nach der extremen Spezialisierung im Doktorat muss ich als Biologielehrer über ein enorm breites Wissen verfügen, übergeordnete Prinzipien erkennen und dies schliesslich erfolgreich vermitteln können. Das ist eine grosse, aber in jeder Hinsicht lohnenswerte Herausforderung.
Ich bin Lehrer geworden, weil ich im Klassenzimmer in der Arbeit mit meinen Schülern jeden Tag einen konkreten Bezug zu meinen Aufgaben als Lehrer bekomme. Lektionen verlaufen oft anders als geplant. Jede Klasse setzt sich aus unterschiedlichen Jugendlichen zusammen und wird somit zu einer spannenden Herausforderung. Für mich ist der Beruf des Lehrers eine genauso intensive und anspruchsvolle Tätigkeit wie der des Forschers und deshalb nicht einfach Beruf, sondern Berufung.»
Csilla Priest, Sales Representative, Roche Pharma
"Nicht jeder Biologieabsolvent möchte nach dem Abschluss eine Dissertation schreiben. Forschung ist zwar das schlüssige, aber nicht das einzige Ziel einer Biologieausbildung. Ich wollte nicht in die Forschung, aber trotzdem nah am Fachbereich bleiben – darum habe ich mich für die Pharmaindustrie entschieden. Für Biologen ohne Doktorat bietet sich der Einstieg in Marketing und Verkauf an, da habe ich die Industrie von Grund auf kennengelernt und eine Basis für meine weitere Karriere gelegt.
In meiner heutigen Tätigkeit im Pharma-Consulting wende ich die gesammelten Erfahrungen aus Studium und Beruf für meine Kundenprojekte an und sehe jeden Tag, wie modernste Biologie in der Pharmaindustrie zur Anwendung kommt."