Flipped Classroom

flipped classroom

Beim Konzept des «Flipped Classroom» bereiten sich die Studierenden anhand von klassischen oder digitalen Lernmaterialien im Selbststudium auf die Präsenzveranstaltung vor (mit Artikeln, Videos, Skripts etc). Sie eignen sich individuell und in einer selbst gewählten Geschwindigkeit das nötige Fachwissen für eine Lehrveranstaltung an (Konzepte, Terminologien, etc.)

Der Präsenzunterricht ist dann zu weiten Teilen befreit von der reinen Informationsvermittlung und ermöglicht den Rahmen für den Transfer des Wissens in Form von praxisorientierten und realitätsnahen Aufgabenstellungen. Der Unterricht basiert dabei stark auf der Interaktion zwischen Studierenden und der Klärung von Fragestellungen und Unklarheiten untereinander sowie mit Lehrpersonen. Zentraler Aspekt ist somit die Sicherung und Anwendung von neuem Wissens in sorgfältig ausgewählten Aufgaben, und nicht nur die abstrakte Vermittlung von Wissensinhalten. Die Lehrpersonen mit ihrem Expertenwissen geben Orientierung, helfen bei Fragen weiter und initiieren zielgruppengerechte Reflexionsprozesse.  

Ein grosser Vorteil von Flipped Classroom ist, dass die Studierenden beim Lernen und Vertiefen von neuen Konzepten sogleich ein Feedback erhalten auf ihre Fragen und das Bearbeiten von Anwendungsbeispielen.

Flipped Classroom eignet sich insbesondere dafür, dass Studierende neben der Erweiterung ihres Fachwissens persönliche Problemlösungskompetenzen und Teamfähigkeiten entwickeln. In Aufgaben und Projekten sollen sie nicht nur bekannte und ähnliche Probleme lösen können, sondern auch mit ganz neuartigen Problemkonstellationen und fehlenden Informationen umzugehen lernen. In der Arbeitswelt der Zukunft, insbesondere auch im Rahmen der Digitalen Transformation, werden sogenannte externe Seite 21-Century-Skills immer wichtiger. Bei der Arbeitsweise im Rahmen eines Flipped Classroom Konzepts können Studierende neben Fachwissen diese zukunftsorientierten Skills wie Teamfähigkeit und weitere überfachliche Kompetenzen auf ideale Weise erwerben und vertiefen.

Wenn man erwägt, Flipped Classroom anzubieten empfiehlt es sich zunächst die grundsätzlichen Bedingungen rund um die eigene Lehrveranstaltung zu klären:

  • Vorhandenes Wissen nutzen:
    Haben andere Lehrpersonen am eigenen Departement bereits Flipped Classroom oder ähnliche Unterrichtsformen umgesetzt, wo Studierende sich aktiv am Lerngeschehen beteiligen und wo ihr Lernprozess sichtbarwird durch Produkte (Artefakte) wie Poster, Infografiken, Texte, Videos etc..? Kann man die «lessons learned» in Erfahrung bringen?
  • Ressourcen planen:
    Mit welcher konkreten Unterstützung durch Hilfsassistierende, Assistierende, Post-Docs, Kolleg/innen o.a. kann gerechnet werden. Wie ist das Vorwissen diese Personen betreffend den wichtigsten didaktischen Grundlagen?
  • Didaktisches Know-how:
    Den Lehrpersonen, welche Flipped Classroom einsetzen wollen, sollte bekannt sein, wie sich Lernziele, Lernaktivitäten und Prüfungen aufeinander abstimmen lassen. Auch sollten bereits erste Erfahrungen vorliegen mit Methoden für Lernaktivitäten mit aktiver Beteiligung der Studierenden. Didaktische Weiterbildungen bietet die Abteilung für Lehre und Lernen (UTL) an wie auch die Kursreihe externe Seite didactica

Für eine detaillierte Lagebeurteilung bietet sich das Beratungsteam der Abteilung für Lehre und Lernen (UTL) an.
Kontakt:

Klassische Lernveranstaltungen stehen oft vor der Herausforderung, dass sie nicht gleichermassen auf die Aneignung von neuem Wissen und das begleitete, vertiefte und konkrete Anwenden davon eingehen können.
Flipped Classroom bietet sich für Lehrveranstaltung an, in denen sich die Studierenden relevante Wissensinhalte und Konzepte gut selbständig aneignen können. Idealerweise sind es solche Kurse, wo das sofortige Anwenden von neuem Wissen möglich ist und vom Feedback durch Peers und die Lehrpersonen profitiert. Im letzten Abschnitt finden sich konkrete ETH-Beispiele.

Für den Präsenzunterricht sollten Aufgabenstellungen und Arbeitsaufträge formuliert werden, bei denen sich klare Vorteile ergeben, wenn die Studierenden diese nicht alleine zu Hause sondern zusammen mit Peers machen und sich austauschen können. Dabei erhalten Sie von Experten (Lehrpersonen/Assistierenden) gleich vor Ort Unterstützung und Feedback. Somit wird ein tieferes und nachhaltigeres Lernen ermöglicht. Die Studierenden wissen viel genauer, wo sie im Lernprozess stehen und sparen letztlich Zeit für spätere Prüfungen.

Auch die folgenden übergeordneten Ziele lassen sich gut mit Flipped Classroom angehen:

  • Unterschiedliches Vorwissen zwischen Studierenden ausgleichen.
  • Einstellungen verändern und Motivation für ein Thema erhöhen.
  • Kritisches Denken und Wissenstransfer in die Praxis fördern.
  • Teamfähigkeit, interdisziplinäre Problemlösekompetenzen und Kommunikation fördern.
     

Bei Flipped Classroom gilt es zu entscheiden, wie die Inhalte und Aufgaben auf folgende drei Phasen aufgeteilt werden: vor, während und nach dem Präsenzunterricht. Im Zentrum steht immer die Frage: Was sollen die Studierenden am Ende tun können und welche Konzepte, Wissensbausteine und Anwendungsgelegenheiten sind hierfür nötig? In jeder dieser Phasen ist der Einsatz von verschiedenen Medienformate und unterschiedlichen Lernsettings möglich.

Oft wird bei Flipped Classroom von der Notwendigkeit ausgegangen, Videos produzieren zu müssen und so einem signifikanten Mehraufwand bei der Vorbereitung der Lehrveranstaltung zu generieren. Dies stimmt jedoch so nicht: Inhalte und Konzepte können auch gut mit anderen Medienformaten vermittelt werden (Buchkapitel, Journal-Artikel, Skripts, Präsentationen, Bilder, Infografiken etc.). Zudem lassen sich Videos heute auch mit vergleichsweise geringem Aufwand herstellen, zumal im Lehrkontext die Stärken des Videomediums für einen wirkungsvollen Lernprozess im Zentrum stehen und nicht die technische und ästhetische Perfektion. Für welche Situationen sich Videos in der Lehre besonders anbieten, ist auf dieser Seite beschrieben: Video in der Lehre

Nachfolgend ein paar Beispiele von Aktivitäten für Studierende während den drei Flipped Classroom-Phasen (vor, während und nach der Präsenzphase). Download Beispiele von Aktivitäten (PDF, 55 KB)

Im Flipped Classroom-Setting übernehmen die Lehrpersonen und Teaching Assistants neue Rollen und Aufgaben. Nicht mehr der Inhalt alleine steht im Zentrum sondern das Begleiten und Unterstützen der Studierenden bei deren selbstständiger Aneignung der Konzepte in Form von Gruppen- oder Projektarbeiten. Der Unterricht ist so zu gestalten, dass die Studierenden kontinuierlich Rückmeldungen erhalten zum Lernfortschritt hinsichtlich klarer, messbarer Ziele.

Eine durchdachte Planung der Inhaltsaufteilung in die Phasen vor, während und nach dem Präsenzunterricht ist wichtig für Flipped Classroom. Als Fixpunkte bei dieser Unterrichtsplanung eignen sich Aufgaben. Diese sind Aufforderungen zur gezielten Auseinandersetzung mit einem Thema und prägen auf herausragende Weise das Lerngeschehen in den zeitlich aufeinanderfolgenden Phasen. Sie materialisieren jene Wissens-und Denkstrukturen und lösen jene geistigen Tätigkeiten und Arbeitsprozesse aus, um die es in einem Fach geht.

Die Eigentätigkeit der Studierenden wird bei Flipped Classroom durch eine Vielzahl von Aufgaben ermöglicht. Umso wichtiger ist es, dass diese Aufgaben hohe Qualität aufweisen, denn sie sind auch Quellen der Motivation für die Studierenden. Stichworte sind hier z.B.: Angepasste Schwierigkeitsstufe, Nachvollziehbarkeit, Realitätsnähe, Variabilität, geeignete Nutzung von digitalen Medien etc.
 

Für die praktische Umsetzun von neuen Methoden im Präsenzunterricht finden sich nachfolgend konkrete Hinweise und Beispiele.

  1. Download Checkliste für Multiple Choice Fragen (PDF, 489 KB)
  2. ETH Edu App: Elektronische Klicker-Fragen für den Präsenzuntericht (formative Assessments)
  3. Do-it-yourself-Videos (Ausleihbare Kits bei ID MMS)
  4. Download Template für Video-Storyboard (DOCX, 35 KB)
  5. Video-Services in ID-MMS
  6. externe Seite Video zu evidenzbasierten Multimedia-Learning-Empfehlungen von Richard Meyer

Weitere ETH-Links:
Developing character while learning. Global citizenship in the classroom

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