Giftfreie Membran für Sportkleider
Der Chemieingenieur Mario Stucki entwickelte als Masterstudent eine umweltfreundliche atmungsaktive Membran für Regenjacken. Nun hat er zusammen mit Kollegin Anna Beltzung die Firma Dimpora gegründet, um die Membran auf den Markt zu bringen.
Outdoor-Sport boomt, und mit ihm die Ausrüstungsbranche. Insbesondere atmungsaktive, wasserdichte Regenjacken werden stark nachgefragt, denn man will ja bei jedem Wetter draussen sein. Der Haken an der Sache ist, dass solche Kleidung meist mit Membranen ausgestattet wird, die umweltschädliche und gesundheitsgefährdende Fluorverbindungen enthalten.
Dies wollte Mario Stucki ändern. Vor ein paar Jahren entwickelte er im Rahmen seiner ETH-Masterarbeit eine umweltfreundliche Membran, die ohne Fluorverbindungen auskommt, in puntco Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität aber dennoch mit herkömmlichen Membranen mithalten kann.
Diese Idee hat er nun weiterentwickelt und zusammen mit der promovierten ETH-Chemieingenieurin Anna Beltzung den Spin-off Dimpora gegründet. Für die Geschäftsidee erhielten die beiden nun von der Förderorganisation externe Seite Venture Kick 100'000 Franken, zusätzlich zu den 30'000 Franken, die die beiden Jungunternehmer von Venture Kick bereits letztes Jahr erhalten hatten.
Basis Wasserfilter
Auf die Idee, eine Membran für Outdoorkleidung zu schaffen, kam Stucki im Rahmen seiner Masterarbeit in der Gruppe von Wendelin Stark, Professor für Materialentwicklung der ETH Zürich. Diese Arbeitsgruppe erforscht unter anderem nanoporöse Materialien, die sich für (Wasser-)Filter eignen. Auf demselben Prinzip wurden die Membranen für Outdoorkleider aufgebaut: Sie verfügen über winzige Poren, die Dampftröpfchen, wie sie beim Schwitzen entstehen, durchlassen, die viel grösseren Wassertropfen hingegen nicht.
In nur 16 Wochen gelang es Stucki damals, eine poröse Membran zu entwickeln, die fluorfrei und damit einfacher zu entsorgen ist. Doch damit nicht genug. Stucki wollte wissen, ob sich das Material auch in der Praxis bewährt und stellte in Zusammenarbeit mit einer Designerin und einer Textilfabrikantin einen Jackenprototyp her, der mit seiner Membran beschichtet war.
Als Doktorarbeit, die er im Herbst 2017 abschloss, und nun auch als Geschäftsidee verfolgte er das Produkt weiter. Im Mai 2018 sassen er und Anna Beltzung zusammen. Sie war auf Stellensuche, Stucki bot ihr die Zusammenarbeit für die Kommerzialisierung seines Produktes an. Anfang dieses Jahres gründeten die beiden Dimpora.
Tests mit Athleten geplant
Im Vordergrund steht die Weiterentwicklung der Membran, die als Laminat-Gewebe in Sport- und Outdoorbekleidung zum Einsatz kommen soll. Das Produkt basiert auf Polyurethan (PU) und ist bereits so weit gediehen, dass es, eingesetzt in Jackenprototypen, von Athleten getestet werden kann. Auf Basis der Rückmeldungen der Sportler wollen Stucki und Beltzung die Membran weiter verbessern, um damit Ende des Jahres auf Markenhersteller von Sport- und Outdoorkleidern zugehen zu können.
«Unser Ziel ist nicht, eigene Kleider mit unserer Membran herzustellen, sondern Stoffe einzukaufen, diese mit der Membran zu laminieren und das Laminat dann an Hersteller von Outdoor- und Sportkleidern weiterzuverkaufen», sagt Stucki.
Die Chancen, dass Dimpora-Membranen den Markt erobern können, stehen gut. Das Interesse der Branche sei gross, denn seit Ende der 1990er habe sich in diesem Sektor kaum etwas getan, sagt der ETH-Absolvent. Nun gibt es aber Anzeichen dafür, dass das Geschäftsfeld aufbricht und neue Technologien auf den Markt kommen. So hat eine namhafte Outdoor-Marke im vergangenen Jahr angekündigt, eine neue Membran zu lancieren. Das weltweite Marktvolumen von atmungsaktiven und wasserabweisenden Laminaten beträgt rund 1,5 Milliarden Franken.
Weitere Produkte in der Pipeline
Bei der PU-Membran soll es nicht bleiben. Als weiteres Produkt ins Auge gefasst haben die Jungunternehmer eine vollständig biologisch abbaubare Membran. Diese ist Teil eines biologisch abbaubaren Laminats, das auch den Oberstoff und den Kleber, welcher das Laminat zusammenhält, umfasst. «Das Kleidungsstück kann im Prinzip am Ende seiner Lebensdauer kompostiert werden», sagt Stucki. An einer solchen Membran müssten sie jedoch noch eine Weile arbeiten.
Ebenfalls noch in Entwicklung ist eine Membran, die sich nachträglich auf ein fertiges Kleidungsstück auftragen lässt. Ein solches Produkt könnte unter anderem auch genutzt werden, um alte Jacken neu zu imprägnieren. Allzu viel kann und will Stucki darüber noch nicht verraten. «Das Produkt steckt in den Kinderschuhen, es wird sicher noch zwei Jahre brauchen, um dieses Konzept umzusetzen. Priorität hat die PU-basierte Membran», betont der Firmengründer.