Drei ETH-Architekturprojekte zu den elf besten Bauten 2022 der Schweiz erkoren
HiLo-Einheit, GLC-Forschungsgebäude und Klangkleid-Pavillon – drei Architekturprojekte mit ETH-Bezug haben in diesem Jahr einen Schweizer Architekturpreis «Arc Award» gewonnen. Sie erhielten den Preis in den Kategorien Digitalisierung, Bildung & Gesundheit und Sonderpreis.
Zum neunten Mal wurde in diesem Jahr der Arc-Award verliehen. Mit 50’000 Franken ist er einer der höchstdotierten Architekturpreise der Schweiz. Ausgelobt wird er von der externe Seite Schweizer Baudokumentation, die seit 1930 als Informationsquelle für Architektur wirkt. In elf unterschiedlichen Kategorien haben drei unabhängige Fachjurys aus 359 eingereichten Projekten die besten Bauten ermittelt und in der vergangenen Woche geehrt. Ausgezeichnet wurden Projekte, die «verkörpern, was gute zeitgenössische Architektur ausmacht».
Um dringliche Fragen unserer Zeit – wie graue Energie, CO2-Emissionen, Recycling oder Interaktion und soziale Verantwortung – in den Fokus zu rücken, wurden 2022 drei neue Genres «Nachhaltigkeit», «Soziales Engagement» und «Digitalisierung» eingeführt.
HiLO – systematisch, ökologisch und poetisch
Gewinnerin des Arc Award in der Kategorie «Digitalisierung» ist die «HiLo-Einheit Dübendorf», die ETH-Architekt:innen des Instituts für Technologie in der Architektur (Block Research Group, Professur für Architektur und Gebäudesysteme, Professur für Digitale Bautechnologien) mit dem Büro ROK Architekten entwarfen. Für die Preisjury ist HiLo das architektonische Kind einer unkonventionellen Partnerschaft zwischen Hochschul- und Industrieakteuren, «die darauf abzielt, neuartige digitale Ansätze für das Design und die Herstellung von Architektur zu erforschen, um der globalen Klima-, Energie- und Ressourcenkrise zu begegnen.» Als Teil des externe Seite NEST-Gebäudekomplexes in Dübendorf greife die HiLo-Einheit mittelalterliche Konstruktionsprinzipien für Kathedralen auf und verschmelze sie mit dem digitalen und robotergestützten Architekturdesign des 21. Jahrhunderts. Zudem benötige die Struktur 70 Prozent weniger Beton und 90 Prozent weniger Bewehrungsstahl als eine herkömmliche Decke. «Die Material- und Strukturinnovationen sind systematisch, ökologisch und poetisch», heisst es in der Laudatio.
GLC – das Innere als vielfältige Welt
In der Kategorie «Bildung & Gesundheit» gewannt das «ETH-Forschungsgebäude GLC» von Boltshauser Architekten den Arc Award. Die Preisjury entschied sich für den ETH-Neubau im Zürcher Hochschulquartier, weil die Fassade aus Glasbausteinen unmittelbar Neugierde wecke. «Perfekt haben Boltshauser Architekten verschiedenartige Programme ineinander verwoben: Büros, Labors, ein Atrium, eine doppelläufige Treppe mit gläsernen Stufen und Gemeinschaftszonen – das Innere ist eine vielfältige Welt», lobt die Fachjury. Die Architektur spiele clever mit den Baumaterialien, mit Licht und Dunkelheit, mit Transparenz und Farbe. Die Ganzheitlichkeit des Entwurfes sei im gesamten Gebäude zu spüren, da sich die Elemente mit mathematischer Präzision wiederholten, jedoch ohne dass der Bau deswegen streng wirke. «Die Fenster rahmen Blicke in die Landschaft; so poetisch, dass sie zum Träumen anregen.»
Klangkleid, Pavillon für FrauMünsterhof21 – beispielhaft für Gleichberechtigung
Den Sonderpreis gewann das Projekt «Klangkleid, Pavillon für FrauMünsterhof21» des Vereins Créatrices und von Studierenden der Professur von Elli Mosayebi am ETH-Departement Architektur. Die die Jury würdigte das Projekt als beispielhafte Initiative und Beitrag zu Gleichberechtigung und Diversität. Mit dem temporären Pavillon in der Zürcher Altstadt wurde im September 2021 das 50-jährige Jubiläum der Einführung des Frauenstimmrechtes in der Schweiz gefeiert. Der 15 mal 15 Meter messenden Pavillon aus Baugerüstelementen mit sieben Metern Höhe und einem Kleid aus Textil, Licht und Klängen war das Zentrum eines Eventprogramms, das die Perspektiven der Frauen in Raumentwicklung, Architektur und Gestaltung sichtbar machte und die Leistungen von Frauen würdigte. Zugleich kamen Defizite und systemische Ungerechtigkeiten in den Gestaltungsdisziplinen zur Sprache.