Digitaler Einstein

Vor hundert Jahren wurde Albert Einstein der Nobelpreis für Physik verliehen. Aus diesem Anlass hat die ETH Zürich ihren berühmtesten Alumnus digital zum Leben erweckt.

Digitaler Einstein 1.Test mit Joel Mesot Juni 2021
Copyright: Nicole Davidson, ETH Zürich

Ein Beitrag zum Nobelpreis-Jubiläum

1921 markiert das Jahr, wo Albert Einstein "für seine Verdienste um die theoretische Physik, besonders für seine Entdeckung des Gesetzes des photoelektrischen Effekts", den Nobelpreis erhielt. Einstein studierte zwischen 1896 und 1900 am Polytechnikum, wie die ETH Zürich damals hiess, und schloss mit einem Diplom zum Fachlehrer in mathematischer und naturwissenschaftlicher Fachrichtung ab. In Zürich hat Einstein auch promoviert externe Seite (Universität Zürich). Nach seinen äusserst fruchtbaren Berner Jahren kehrte Einstein zwischen 1912 und 1914 als Professor für theoretische Physik noch einmal an seine Alma Mater zurück, bevor er dann nach Berlin zog. In Zürich schloss er Freundschaften fürs Leben und lernte während seines Studiums auch seine spätere Frau, Milena Maric, kennen.

Aus Anlass des Nobelpreis-Jubiläums entstand die Idee, dem berühmtesten ETH-Alumnus in digitaler Form neues Leben einzuhauchen. Forschende um Informatikprofessor Markus Gross, zusammen mit dem externe Seite ETH-Spin-off Animatico, entwickelten im Auftrag von ETH-Präsident Joël Mesot eine interaktive Plattform, in der Einstein als digitaler Zwilling über seine Jahre in Zürich erzählt. Die Plattform ist ein neues Puzzlestück in der Strategie der Hochschule, den Dialog mit der Gesellschaft zu verstärken und vor allem der jüngeren Generation über das Faszinosum Einstein die Wissenschaft näher zu bringen. Die Plattform ist an verschiedenen Standorten an der ETH zu besichtigen (siehe Agenda) und so konzipiert, dass sie auch an Auftritten der ETH im In- und Ausland eingesetzt werden kann.

Kunst und High-Tech kombiniert

Einstein im Gespräch
Copyright: Nicole Davidson, ETH Zürich

Der digitale Zwilling ist so kommunikativ wie sein Original es war. Die 3D-animierte Kunstfigur antwortet auf verschiedenste Fragen und fordert sein Gegenüber auch einmal mit einer Gegenfrage oder einer humorvollen Bemerkung heraus. Für die künstlerische 3D-Modellierung hat man sich bewusst für einen jüngeren Einstein entschieden, der zu seiner Zeit in Zürich passt. Hinter der digitalen Einstein-Figur und seiner Fähigkeit, sein Gegenüber zu sehen, zu hören und mit ihm oder ihr zu interagieren, steht ein komplexes algorithmisches System, welches das ETH-Spin-off Animatico entwickelt hat. Dabei kommen Schlüsseltechnologien wie dynamische Visualisierung, Sprachverarbeitung und Intentionserkennung zur Anwendung.

Der Bildschirm und der bequeme Fauteuil als sichtbare Teile der Plattform sind vollgepackt mit Technik (siehe Das Setup): Eine Kamera scannt die Bewegungen und Reaktionen des Gegenübers und Mikrophone filtern dessen Stimme aus den Umgebungsgeräuschen heraus. Eine spezielle Software verwandelt das Gesprochene in Text, analysiert diesen und generiert aufgrund der Inputs eine passende Antwort – dies alles in Echtzeit.

Die Antworten sind Teil eines definierten Dialogbaumes, der unterschiedliche Themen wie Einsteins berühmte Theorien, seine Zeit als Student bis hin zu seinen persönlichen Freundschaften umfasst. Die Dialoge geschrieben hat der Schweizer Künstler und Komiker Karpi, der dem digitalen Einstein auch die Stimme geliehen hat. Um eine optimale Synchronität zwischen Stimme, Mimik und Gestik zu erzielen, setzte die Firma Animatico eine spezielle Aufnahmetechnik ein. Ein Algorithmus sorgt für einen bestimmten Grad an Zufälligkeit in den Antworten, damit das Gespräch unberechenbar bleibt und immer wieder neue Wendungen nimmt.

Digitale Avatare als Forschungsgebiet

Vergrösserte Ansicht: Digitaler Einstein, im Gespräch mit Joël Mesot, Juni 2021
Copyright: Animatico

Ein völlig freies Gespräch führen zu können, ist allerdings noch Zukunftsmusik. Forschende an am Computer Graphics Laboratory von Markus Gross möchten deshalb die erste Version des digitalen Einsteins, so wie sie im Sommer 2021 erstellt wurde, weiterentwickeln. So sollen in den nächsten Jahren weitere Projekte zu noch offenen Forschungsfragen lanciert werden, zum Beispiel im Rahmen von Master- und Dissertationsarbeiten.

Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz und der Computergrafik haben weltweit die Entwicklung von Avataren und Chatbots vorangetrieben. Digitale Charaktere wie Einstein bieten die Chance, die Interaktion von Menschen mit Maschinen intuitiver zu gestalten und auch für technisch weniger versierte Menschen oder Menschen mit Einschränkungen zugänglicher zu machen. Mögliche Anwendungsgebiete gibt es viele. Eingesetzt werden können animierte Figuren zum Beispiel beim Ticketkauf, beim Hotel Check-in, bei der Produktberatung, aber auch als virtuelle Coaches im Gesundheitsbereich.
 

Agenda 2024

15.01. - 19.01. OpenForum@World Economic Forum Annual Meeting Davos
18.03. - 21.03. ETH-​Hauptgebäude, Rämistrasse, Zürich, HG E30 Ost
18.04. - 06.05. ETH-​Hauptgebäude, Rämistrasse, Zürich, HG E30 Ost
21.06. - 21.06. Nacht der Wissensstadt, Heilbronn, Bildungscampus 1
17.09. - 02.10. ETH-​Hauptgebäude, Rämistrasse, Zürich, HG E30 Ost
14.10. - 18.10. GITEX Global x Global DevSlam, Dubai World Trade Center
11.11. - 12.11. Swiss Re, Resilience Summit 2024, Rüschlikon
15.11. - 15.11. Digitaltag, Vaduz
03.12. - 06.12. Siggraph Asia, Tokyo

Änderungen vorbehalten.

Das Setup 

Das ganze Setup des «digitalen Einsteins» verbindet moderne Technik mit speziell gefertigtem Mobiliar, das eine historische Referenz ist an die Zeit, an der Einstein am «Poly» wirkte. Teppich und Mobiliar wurden aus speziellen Materialien gefertigt, um den feuerpolizeilichen Anforderungen zu genügen.

Die Plattform besteht insbesondere aus:
• Bildschirm (102x180x35 cm)
• leistungsfähigen Computer mit dedizierter Grafikkarte in einer Betriebsbox (60x40x50 cm)
• massgeschneiderten Fauteuil (100x80x130 cm) mit integrierten Lautsprechern (feuerfeste Stoffteile B1)
• Teppich (262x172 cm; feuerfest B1))
• runden Tisch (65x65x53 cm) und weiteren Utensilien

Das ganze Set kann in zwei standardisierte Transportkisten verpackt werden. ETH-Angehörige, die an der Plattform interessiert sind, können sich mit Christina van Ligten aus dem Stab Präsident in Verbindung setzen (Tel: +41 44 632 79 57; E-Mail: ).

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert