Studentisches Wohnen: Eine gegenseitige Bereicherung

Für Studierende ist es heute schwierig, in Zürich günstigen Wohnraum zu finden. Die Zim­mer- und Wohnungsvermittlung der Universität und ETH Zürich ist deshalb froh, wenn auch Private freistehenden Wohn­raum an Studierende vermieten. Dass dies auch für die Vermieter eine Bereicherung sein kann, zeigt das Beispiel von ETH-Alumnus Roland Hänni. Er hat mit seiner Frau gleich zwei Studierende in seinem Domizil aufgenommen.

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Dieser Artikel erschien in Globe, Ausgabe
1/März 2014
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Die Zahlen sind an sich erfreulich: Über 2'700 junge Männer und Frauen haben sich im Herbst 2013 an der ETH Zürich neu für ein Bachelorstudium einge­schrieben. Sie tragen alle massgeblich dazu bei, dass die Gesamtzahl der Stu­dierenden weiter angestiegen ist. In­zwischen studieren auf den drei Stufen Bachelor, Master und Doktorat über 18'000 Studierende an der ETH Zürich – ein neuer Höchstwert für die Hoch­schule. Und ein Ende dieser Entwick­lung ist vorerst nicht in Sicht: Die Schulleitung der ETH Zürich rechnet in ihrer Planung fest damit, dass sich dieser Trend in den kommenden Jah­ren fortsetzen wird.

ETH-Alumnus Roland Hänni
ETH-Alumnus Roland Hänni hat gleich zwei Studierende als Untermieter in seinem Domizil aufgenommen, denn er findet es schade, leerstehenden Wohnraum nicht zu nutzen. (Bild: Monika Estermann)

Kehrseite des Wachstums

Ein ähnliches Bild findet man auch an der Universität Zürich. Dort sind heute rund 26'600 Studentinnen und Studenten eingeschrieben, über 3'500 mehr als noch vor zehn Jahren. Die dynami­sche Entwicklung des Hochschulstandorts Zürich schlägt sich auch in der baulichen Entwicklung der beiden Hochschulen nieder. Sowohl die ETH als auch die Universität haben in den letzten Jahren neue Forschungs-und Lehrgebäude realisiert, insbesondere an den beiden Standorten Höngger­berg und Irchel. Denn die zusätzlichen Studierenden benötigen ja nicht nur Hörsäle, sondern auch Laborräume und Arbeitsplätze.

«Vor allem zu Beginn des Herbstsemesters, wenn viele der neuen Studierenden nach Zürich ziehen, ist die Nachfrage sehr gross.»Pascal Felber von der Zimmer- und Wohnungsvermitt­lung der Universität und ETH Zürich

Die für die beiden Hochschulen an sich positive Entwicklung hat allerdings auch ihre Kehrseite: Gestiegen ist nämlich auch der Bedarf an preiswertem Wohnraum für Studierende – und dies in einem Umfeld, das durch einen sehr angespannten Wohnungsmarkt geprägt ist. Günstiger Wohnraum ist in der Region Zürich zu einem raren Gut ge­worden, und gerade das macht es für die Studierenden nicht einfach, eine passende Unterkunft zu finden. «Vor allem zu Beginn des Herbstsemesters, wenn viele der neuen Studierenden nach Zürich ziehen, ist die Nachfrage sehr gross», erklärt Pascal Felber von der Zimmer- und Wohnungsvermitt­lung der Universität und ETH Zürich.

Um diese Nachfrage etwas aufzufangen, wurden in den letzten Jahren verschiedene neue Studentenhäuser realisiert. So kann etwa die externe Seite Studentische Wohngenossenschaft Zürich in diesem Frühjahr gleich zwei neue Häuser in Betrieb nehmen: eine Liegen­schaft mit 103 Zimmern an der Bahnhaldenstrasse in Zürich Oerlikon sowie die von der Stiftung für Studentisches Wohnen realisierte Überbauung Asp­holz in Zürich Affoltern, die über rund 330 Zimmer verfügt. Und nicht zuletzt wird demnächst auch am ETH-Stand­ort Hönggerberg neuer Wohnraum für Studierende entstehen. Zusammen mit privaten Investoren wird die ETH Zü­rich fünf Häuser realisieren, die Wohn­raum für insgesamt 1'000 Studierende bieten werden.

Aufruf an die Alumni

Mit den neuen Studierendenhäusern werden zwar dringend benötigte zu­sätzliche Kapazitäten geschaffen. Doch der Bedarf ist damit noch lange nicht gedeckt. «Wir sind nach wie vor drin­gend darauf angewiesen, dass wir auch von Privaten Zimmer oder Woh­nungen zur Verfügung gestellt be­kommen, die wir vermitteln können», erklärt Pascal Felber. Zusammen mit der ETH Alumni-Geschäftsstelle hat die Zimmer- und Wohnungsvermittlung deshalb im letzten Frühjahr einen Auf­ruf an die Ehemaligen der ETH Zürich verschickt.

«Wir wollten mit diesem Schreiben die Alumni ermuntern, frei­stehende Zimmer als Wohngelegenheit für Studierende zur Verfügung zu stel­len», berichtet Felber. Etwa zwei Dut­zend Alumni haben sich per Antworttalon bei der Zimmer-und Wohnungsvermittlung gemeldet. Dazu kommen noch all jene Alumni, die direkt ein Inserat auf der Plattform aufgeschaltet haben.

Gegenseitiger Austausch

Einer, der auf den Aufruf hin ein Inse­rat aufgeschaltet hat, ist Roland Hänni. Der selbständige Projektmanager, der 1985 sein Studium als Maschineninge­nieur an der ETH abschloss und heute aktives Mitglied der Alumni-Fachgruppe AMIV ist, kennt die Situation der Studierenden nicht nur aus eigener Erfahrung, sondern weiss auch vom älteren seiner zwei Söhne, der eben­falls an der ETH Zürich studiert, wie schwierig es heute ist, in Zürich güns­tigen Wohnraum zu finden.

Als im letzten Jahr die zweite der beiden Töchter ausgezogen war, war für Hänni und seine Frau der Moment gekom­men, das freigewordene Zimmer an­deren Studierenden zur Verfügung zu stellen. «Ich finde es sehr schade, wenn Wohnraum einfach ungenutzt bleibt», erklärt er sein Motiv. «Zumal wir in der Nähe des Hönggerbergs wohnen, also an einer geradezu idealen Lage für Studierende.»

Auf das Inserat, das er auf der Platt­form der Zimmer- und Wohnungsver­mittlung aufgeschaltet hatte, meldete sich unter anderem Moritz Buchholz aus Hanau (D). Dass sich Hännis just für ihn entschied, hat mit dessen Hobbies zu tun: Wie Hännis jüngerer Sohn ist auch Moritz ein begeisterter Musiker, so dass sich für die beiden ein anregender Austausch ergibt.

Per Zufall erfuhr Hänni zudem, dass auch Heiko Schönherr aus Zuchwil (SO) dringend in Zürich eine Wohngelegen­heit suchte. Ihm stellen Hännis nun die kleine Gästekammer als Wochen­aufenthalter zur Verfügung. Auch bei Heiko ergibt sich übrigens ein interessanter Austausch, ist er doch ein Stu­dienkollege von Hännis älterem Sohn. «Früher wohnten wir mit zwei Töchtern und zwei Söhnen unter einem Dach, heute nun mit vier jungen Männern», meint Roland Hänni lachend. «So ge­sehen lebe ich mit meiner Frau immer noch in einer Art Grossfamilie.»

«Häufig bekommen wir die Rück­meldung, dass das Vermieten von Zimmern an Studierende für beide Seiten lohnend ist», stellt Pascal Felber fest. «Viele Vermieter empfinden es als Bereicherung, mit der jungen Ge­neration einen direkten Kontakt zu pflegen.» Genau diese Erfahrung macht auch Hänni: «Der Kontakt mit den Studierenden ist für uns sehr bele­bend.» Für ihn ist deshalb klar: «Ich kann anderen Alumni nur empfehlen, freien Wohnraum an Studierende zu vermieten.»

Wohnraum frei?

Wohnen Sie im Raum Zürich und haben ein Zimmer, das Sie an eine Studentin oder einen Studenten untervermieten könnten? Oder haben Sie gar eine Wohnung zu vermitteln? Auf der Online-Plattform der Zimmer- und Wohnungsvermittlung der Universität und der ETH Zürich können Sie Ihr Angebot für einen kleinen Unkostenbeitrag von Fr. 20.– ausschreiben. Der Vorteil: Sie haben eine klar definierte Kundschaft, denn nur Studierende und Mitarbeitende der beiden Hochschulen haben als Suchende Zugang zu den Inseraten. Auf der Plattform finden Sie als Vermieter übrigens auch detaillierte Informationen, was Sie bei einer Ausschreibung beachten müssen.

www.wohnen.ethz.ch

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