ETH-Studierende am Puls der Praxis

Informatikstudierende der ETH Zürich organisieren zum zweiten Mal die Viscon. Das Symposium und der Hackathon bieten den Studierenden die Gelegenheit, die Praxis kennenzulernen, und sie vernetzen damit die Theorie mit der Berufswelt.  

VIScon Hackathon
Wie bereits 2018 (Bild) wird auch dieses Jahr im Rahmen der Viscon ein Hackathon stattfinden. (Bild: ETH Zürich / Department Informatik)

«Ich bin fast zu entspannt», sagt Max Schrimpf. Schlaflose Nächte hat der OK-Präsident vor Beginn der zweiten Viscon keine – anders als letztes Jahr. Damals hätten noch keine klaren Strukturen bestanden. Nun wüssten sie als Veranstalter, dass es klappen und «megacool» werde.

Schrimpf sorgt mit seinen Kommilitonen vom Verein der Informatikstudierenden der ETH Zürich (VIS) für den reibungslosen Ablauf des Anlasses. Am Symposium, das am 12. Oktober im und vor dem CAB-Gebäude stattfinden wird, werden sich Praxis und Theorie begegnen. «Die Viscon bietet ETH-Studenten die Möglichkeit, den Business-Alltag zu sehen», sagt Gregor Wegberg, ehemaliger VIS-Aktiver und Referent am diesjährigen Symposium. Von 9 bis 18 Uhr haben die Studierenden die Möglichkeit, Referaten von Vertretern aus der Praxis und der Wissenschaft zuzuhören, an Workshops teilzunehmen oder eine Ausstellung vor dem CAB-Gebäude zu besuchen. Und sie können an Networking-Lunches Vertreter aus der Praxis kennenlernen.

Symposium senkt die Hemmschwelle

Was ist der Hintergrund dieser Kontakt-Mittagessen? «Wir haben letztes Jahr gesehen, dass die Studierenden Angst haben, mit den Speakers in Kontakt zu treten. Deshalb gibt es nun den formalisierten Lunch», erklärt Schrimpf. Die Studierenden müssten – nach einer Anmeldung – nur zur richtigen Zeit Uhr am vereinbarten Ort sein und hätten Zeit, mit einem Referenten zu sprechen.

«Das Symposium senkt die Hemmschwelle», sagt Nicole Wenzinger, im OK der Viscon verantwortlich für Kommunikation und Marketing. «Man ist nicht sehr exponiert und kann, muss aber nicht mit jemandem reden.» Anders habe sie es als Erstsemestrige an der jeden Frühling stattfindenden Kontaktparty erlebt, die ebenfalls durch den VIS organisiert wird. Dort präsentieren sich anlässlich der grössten akademischen IT-Rekrutierungsmesse der Schweiz mehr als 100 Firmen. Die Viscon findet ein halbes Jahr nach der Kontaktparty statt: «Es ist wie ein Kreislauf. Die Kontaktparty ermöglicht eine erste Begegnung. Es ist aber auch möglich, zuerst das Symposium zu besuchen und dann die Kontaktparty», erklärt Abhimanyu Patel, letztjähriger OK-Verantwortlicher des Symposiums und diesjähriger Referent.

VIScon-Organisatoren
v.l.n.r. Abhimanyu Patel, Gregor Wegberg, Max Schrimpf, Nicole Wenzinger (Bild: ETH Zürich / Nicole Davidson)

VIS als Praxislabor

Die Viscon-Organisatoren sammeln durch die Organisation praktische Erfahrungen. «Man lernt viel in Sachen Kommunikation. Wir haben es mit knapp 40 Firmen zu tun, mit denen wir interagieren», sagt Schrimpf. Wegberg, der seit knapp drei Jahren im Bereich IT-Security arbeitet, ergänzt: «Die Arbeitswelt funktioniert anders als das Studium. Man hat weniger Freiheiten und muss auch einmal Sachen machen, die man nicht will und die einem fachlich vielleicht nicht nur einleuchten. Dies lernt man im VIS recht gut.» Schrimpf streicht heraus, dass man sich aneigne, wie man mit äusseren Anforderungen und Stakeholdern umgehen soll: «Im theoretischen Studium erlernt man die optimale Lösung, aber die Interaktion mit realen Problemen fehlt. Als Informatiker muss ich verstehen, was der Kunde will, und wissen, wie ich das herausfinde.» Den Studierenden die Praxis näherzubringen, sei ein Ziel der Viscon.

So findet zusätzlich zum Symposium ein Hackathon statt, wo Studierende von Freitagabend bis Sonntagmittag in Gruppen kleine Anwendungen entwickeln. Die Aufgabenstellungen sind dabei vorgegeben. Die Organisatoren hoffen, von den Lösungen möglichst viele Applikationen in die Produktion zu schicken und den Studierenden zur Verfügung stellen zu können.

Studenten berichten aus dem Berufsalltag

Für die Verbindung von theoretischem Studium und Praxis stehen beispielhaft die beiden ehemaligen ETH-Informatikstudenten und VIS-Aktiven Patel und Wegberg, die am Symposium in ihren Talks über die Berufspraxis berichten werden. Patel, seit diesem Jahr Mitarbeiter der IT-Consulting-Firma IPT, wird darüber sprechen, wie die Unternehmen mit den Ansprüchen der Millennials umgehen. Diese hätten als Kunden ganz andere Vorstellungen als ältere Generationen und wollten beispielsweise nicht tagelang warten, bis eine Bestellung verarbeitet oder ein Bankkonto  eröffnet sei.

Wegberg, Head of Security Service Automation bei der Firma Oneconsult, wird am Symposium darlegen, wie Firmen einen erfolgreichen Hackerangriff überstehen und sich vor diesem Szenario schützen können. Es gehe in der Praxis nicht um maximalen Schutz, sondern darum, was machbar sei. «Ich freue mich, den Studierenden zu erzählen, was ich erlebt habe. Das gibt ihnen eine Hilfe für den Berufseinstieg», sagt der IT-Security-Berater – passend zum Viscon-Motto «Alles, was nicht in Vorlesungen gelehrt wird».

Das Motto sei allerdings nicht als Kritik am Studium zu verstehen, stellt Wenzinger klar: «Es ist schwierig, im Studium viel Praxiswissen zu sammeln, da sich die Informatik die ganze Zeit verändert.». Und Patel ergänzt trocken: «Nächstes Jahr ist alles anders.» Auch das Symposium wird nächstes Jahr andere Themen behandeln.

Welche Ziele haben die Organisatoren für die Zukunft? «Wir wollen, dass das Symposium ein Begriff wird, sodass Firmen von sich aus auf uns zukommen», sagt Wenzinger. Auch innerhalb der ETH sei die Unterstützung spürbar. «Wir sind dankbar, dass unsere Rektorin Sarah Springman am Symposium die Keynote-Rede hält.» Und so hat ihr Kollege Schrimpf guten Grund, auch kurz vor Beginn des Symposiums noch entspannt zu sein.

Viscon an der ETH Zürich

Vom 11. bis 13. Oktober findet im CAB-Gebäude der ETH Zürich die zweite Viscon statt. Vertreter aus der Industrie und der Wissenschaft berichten in Talks und Workshops über ihre Arbeit und Entwicklungen in der IT. Erstmals findet vor dem CAB-Gebäude eine Ausstellung statt. Von Freitagabend bis Sonntagmittag wird ein Hackathon durchgeführt, wo Studierende Anwendungen entwickeln.

Weitere Informationen: https://viscon.vis.ethz.ch/

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