Mit Intuition zum Erfolg!
Katharina Fellnhofer erforscht, wie sich intuitive Entscheidungen auf den eigenen Erfolg auswirken. Sie ist überzeugt, dass jene, die ihrer Intuition folgen, tendenziell erfolgreicher mit den getroffenen Entscheidungen sind.

Trotz der steigenden Anzahl von frauengeführten Unternehmen1 stellt für diese der Zugang zu Finanzmitteln eine der grösseren unternehmerischen Hürde dar. Die Finanzierung innovativer Ideen ist schon für Unternehmen in Männerhand und Investoren herausfordernd, für Frauen ist dies jedoch noch schwieriger.2 Die Gründe dafür sind vielschichtig. Ich interessiere mich vor allen für den Einfluss der Intuition in diesem Zusammenhang.
Warum ist Intuition wichtig?
Unternehmer oder Unternehmerin zu sein, gleicht aus verschiedenen Gründen einer Achterbahn. Der Erfolg ist von vielen Entscheidungen abhängig, die häufig unter Zeitdruck, hoher Unsicherheit, hoher Dynamik und Komplexität getroffen werden müssen. Situationen folgen keinen starren Gesetzmässigkeiten und sind nicht linear. Unser rationaler Verstand stösst in solchen Situationen an Grenzen. Ich bin davon überzeugt, dass aufgrund der «Natur des Unternehmertums» Intuition eine entscheidende Grösse für den unternehmerischen Erfolg darstellt und ebenso massgeblich für Investitionsentscheidungen ist.
«Intuitiv zu sein, heisst noch lange nicht, Intuition auch erfolgreich einsetzen zu können.»Katharina Fellnhofer
Die Wissenschaft ist sich weitgehend über die Definition von Intuition einig. Intuition wird von gefühlsbetonten Impulsen gesteuert, die durch schnelle, unbewusste und ganzheitliche Assoziationen entstehen.3 Intuition hilft uns gesamtheitlich zu denken, in dem wir ein unbewusstes «Gespür» mit Informationen verbinden. Intuition ist allerdings schwer zu messen. Methodisch hat die Forschung bis dato auf umfragebasierte Techniken und Interviews oder realitätsferne Experimente im Labor gesetzt. Natürlich kann jemand retrospektiv von seinen Erfahrungen berichten, aber damit erfassen wir lediglich die Wahrnehmung der Intuition und nicht die tatsächliche Fähigkeit und Kompetenz, unbewusste emotionale Informationen zu nutzen, um bewusste Entscheidungen zu treffen. Intuitiv zu sein, heisst noch lange nicht, Intuition auch erfolgreich einsetzen zu können.
Intuition als ein Schlüssel zu mehr Erfolg?
Wie sich Intuition auf Entscheidungen auswirkt, ist natürlich nicht nur für Unternehmer, Unternehmerinnen und Investoren bedeutend, sondern für uns alle. Wir treffen täglich «unternehmerische» Entscheidungen, zum Beispiel, wenn es darum geht in welche Aktivitäten wir unsere limitierten Ressourcen – Zeit und Geld – investieren. Gut zu wissen, wie man seine Intuition erfolgreich für eigene tägliche Entscheidungen einsetzen kann. Die Kunst besteht darin eine optimale Kombination aus rationalem und intuitivem Wissen situationsbedingt für Entscheidungen heranzuziehen.
Was mich in meiner Forschung besonders interessiert, ist die Frage, wie sich Intuition auf unseren Erfolg auswirkt. Dies wurde bis dato weder noch im Detail erklärt, geschweige denn objektiv gemessen. Methodisch stützen wir unsere Forschungsarbeit auf einen neuen Ansatz aus der Psychologie, um Intuition zu erfassen.4 Dafür werden wir im Rahmen eines webbasierten Experiments zwischen Versuchs- und Kontrollgruppen die Auswirkungen der getroffenen Entscheidungen messen.
Für meine wissenschaftliche Arbeit analysiere ich einerseits wie sich die Intuition auf schnelle Investitionsentscheidungen auswirkt und andererseits wie die Gewinn- und Wachstumsraten von intuitiven Entscheidungen beeinflusst werden.
Des Weiteren möchte ich erforschen, ob es Unterschiede zwischen den Geschlechtern in diesem Zusammenhang gibt und wie diese allenfalls aussehen. Die allgemeine Annahme, dass Frauen tendenziell intuitiver sind, teile ich nicht. Zumindest liegen meines Wissens dafür noch keine wissenschaftlich fundierten Beweise vor. Menschen schätzen sich unterschiedlich ein, wenn es um Intuition geht. Sich als intuitiv zu beschreiben, bedeutet aber nicht automatisch, wirklich intuitiv zu agieren. Wenn meine Hypothese stimmt, unterscheiden sich Frauen und Männer nicht in der Art der Intuition, sondern lediglich darin, wie sie diese für ihre Entscheidungen einsetzen.
Das langfristige Ziel meiner Forschung liegt darin, herauszufinden, wie uns unsere Intuition bei unseren Entscheidungen in unsicheren und komplexen Situationen positiv unterstützen kann – das nützt letztendlich allen, Frauen wie Männern.
Dr. Katharina Fellnhofer ist Mitarbeiterin bei der Professur für Entrepreneurial Risks am D-MTEC an der ETH Zürich und wurde kürzlich mit einem Maria-Curie-Fellowship ausgezeichnet.
Referenzen
1Elam, A. B., Brush, C. G., Greene, P. G., Baumer, B., Dean, M., Heavlow, R. 2019. externe Seite Global Entrepreneurship Monitor - Report on women’s entrepreneurship. Global Entrepreneurship Research Association, London Business School, UK.
2Eddleston, K. A., Ladge, J. J., Mitteness, C., & Balachandra, L. 2016. Do you see what I see? Signaling effects of gender and firm characteristics on financing entrepreneurial ventures. Entrepreneurship Theory and Practice, 40(3), 489–514.
3Hodgkinson, G. P., & Sadler-Smith, E. 2018. The dynamics of intuition and analysis in managerial and organizational decision making. Academy of Management Perspectives, 32(4), 473–492.
4Lufityanto, G., Donkin, C., Pearson, J. 2016. Measuring Intuition: Nonconscious Emotional Information Boosts Decision Accuracy and Confidence, Psychological Science 27(5), 622–634.
Weitere Informationen
Projektwebseite externe Seite Roller-Coaster
Kommentare
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Tolles, mutiges Thema. Es gibt den Riecher, Torriecher, Goldriecher, Marktforschungsriecher. Diese ganzheitliche Seele kann zu zukünftigen Entwicklungen durchtunneln, seit Jahrtausenden bekannt, auch dass die feinsten Näschen, die Frauen darin besser sind. Dies machte diese ja so gefährlich für die patriarchalen Kirchen. Ich habe dieses Wunderbare unglaubliche mit Würfelzahlen vorhersagen überprüft und habe krasse "Unwahrscheinlichkeiten" geschafft. 1 zu 40 000 etwa, vor Zeugen.
von H W Rittel vor 50 Jahren für den Bereich der (räumlichen) Planung als Spontanurteile beschrieben, insbesondere dort, wo weiteres Deliberieren eines Problems aufgrund dessen Bösartigkeit kaum weiterhilft. Leider kommen Emotionen aber bis heute im strategischen Planungshandeln nicht die Bedeutung zu, die ihnen angemessen wären. Ich schlage darum vor, auch das meist als so rational-kühl-strategisch-klar konzipierte Planungshandeln im Lichte einer „emotionalen Rationalität“ zu begreifen; intuitives Handeln ist ein Teil davon.
Intuition und rationale Einschätzung/Analyse sind keine Gegensätze. Denn: Vollkommene Information gibt es ausser in der Mathematik oder wenn es darum geht Archive auszuwerten, praktisch nie. Und das bedeutet, dass rationale Analyse allein nur unter günstigen Umständen genügt. Was aber bedeutet Intuition im Unternehmensumfeld? Oft bedeutet es, zu wissen, wie es einzurichten ist, dass notwendige Veränderungen sowohl von Mitarbeitern wie Kunden positiv bewertet werden oder aber schlicht darum, ob es am Ende gut ausgeht - und was dafür getan werden muss. Es geht also um eine Prognose. Intuition ist hier wichtig, denn wie bekannt ist sind Prognosen schwierig - besonders wenn sie die Zukunft betreffen.
Auch als Ingenieur spielen bei mir intuitive Entscheidungen eine große Rolle. Ist eine tolle Bestätigung, wenn jemand wissenschaftlich fundiert sagt: Das ist auch gut! Vielleicht könnte man es so auf den Punkt bringen: WAS zu tun ist, sagt dir die Intuition. WIE es zu tun ist, sagt dir (zumindest im Ingenieurwesen) der Verstand. Wobei die Grenzen wohl verschwommen sind; ich denke da gerade an die Geschichte von Kekulés "Tagtraum" zur Ringstruktur des Benzens.
Doppelblindstudien dahingehend empfohlen aufgrund der Einseitigkeit am Beginn jenes Artikels.