ETH-Forscher erhalten SNF Grants

Vier Wissenschaftler aus drei Fachbereichen der ETH Zürich haben sich erfolgreich um die vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Consolidator Grants beworben.

Ein Mikroskop in der linken Bildhälfte, in der rechten eine Hand, die Geldscheine nach links reicht.
Der Schweizerische Nationalfonds SNF unterstützt Forschungsvorhaben an der ETH Zürich mit namhaften Beträgen im Rahmen der Consolidator Grants. (Montage: Anouk Schuler, ETH Zürich / Bilder: Adobe Stock)

Im vergangenen Herbst hat der Schweizerische Nationalfonds (SNF) die Consolidator Grants ausgeschrieben. Nun steht fest, wer den Zuschlag erhält: Vier von 22 Kandidatinnen und Kandidaten aus der ETH Zürich haben den Zuschlag erhalten. Sie bringen der ETH Zürich insgesamt 7,4 Millionen Franken ein. Gesamtschweizerisch vergab der Schweizerische Nationalfonds 19 Consolidator Grants an Forschende von neun Institutionen.

Die ETH-Projekte im Überblick:

Alexander Barnes
Alexander Barnes. (Bild: Giulia Marthaler / ETH Zürich)

Alexander Barnes ist Professor für Festkörper-Kernspinresonanz-Spektroskopie. Mit seinem Consolidator Grant wird er die Hochfeld-Kernspinresonanz weiterentwickeln. Er wird ein Gerät bauen, das sehr starke Magnetfelder und ein Phänomen namens mikrowelleninduzierte dynamische Kernpolarisation nutzt, um hochauflösende Bilder der Struktur von Molekülen in ihrer natürlichen Umgebung zu erhalten. Um dies zu erreichen, wird er die stärksten und kompaktesten Magnete der Welt entwickeln müssen. Die Technologie kann unter anderem eingesetzt werden, um die Struktur von Molekülen in biologischen Zellen zu untersuchen – was für die Entwicklung neuer Medikamente zentral ist – oder jene von chemischen Katalysatoren.

Der ETH-Professor Peter Hintz beschäftigt sich mit mathematischen Methoden in der Physik. In seinem Consolidator-Projekt entwickelt er mathematische Werkzeuge weiter, um Lösungen für sogenannte hyperbolische partielle Differentialgleichungen zu konstruieren. Damit lassen sich auch die Feldgleichungen von Albert Einstein betrachten. Sie bilden das Herzstück seiner Allgemeinen Relativitätstheorie. Die neuen Methoden sollen unter anderem dazu beitragen, schwarze Löcher und die Ausbreitung von Gravitationswellen und elektromagnetischen Wellen in ihrer Umgebung besser zu verstehen.

Loïc Pellissier ist Professor für Ökosysteme und Landschaftsevolution. Er untersucht, wie sich geologische Vorgänge wie Erosion, Vulkanismus und Tektonik auf die Biodiversität auswirken. Diese Prozesse verändern die Erdoberfläche und schaffen so vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen oder führen auch zur Fragmentierung von Lebensräumen. Mit seinem Consolidator Grant will Pellissier die These überprüfen, dass die Tektonik (die Bewegung der Erdplatten) der Haupttreiber für die Entstehung neuer Tier- und Pflanzenarten ist. Dazu wird er neue Methoden entwickeln, um aus Umweltproben DNA von Lebewesen zu sammeln. In tektonisch unterschiedlich aktiven Regionen Mittel- und Südamerikas wird er diese Methoden anwenden, um die Vielfalt der dort lebenden Arten zu erfassen und ihre evolutionäre Abstammung zu rekonstruieren.

Chih-Jen Shih, Professor für technische Chemie, hat in den vergangenen Jahren die Molekularstrahl-holographische Lithografie entwickelt, die von der ETH Zürich patentiert worden ist. Mit dieser Technologie will er LED mit einer Pixelgrösse von unter 100 Nanometer entwickeln. Das ist 50-mal kleiner als mit bisherigen organischen Leuchtdioden (OLED) möglich. Mit den Miniatur-LED können hochauflösende Bildschirme gebaut werden, zum Beispiel für augennahe Anwendungen wie Brillen. Ausserdem sind Anwendungen in der medizinischen Bildgebung und der Mikroskopie denkbar sowie die hochauflösende Fotolithografie für die Herstellung von Halbleiterchips. Die neuen Lichtquellen sind kleiner als die Wellenlänge des sichtbaren Lichts. Damit ermöglichen sie Elektrolumineszenz-Metamaterialien zum Erzeugen von speziell polarisiertem Licht für die optische Datenübertragung.

SNF setzt Ausschreibungen aus

Dies war die vorerst letzte Vergabe von SNF Consolidator Grants. Im Jahr 2024 wird es keine weitere Ausschreibung durch den SNF geben. Stattdessen können sich Forschende in der Schweiz wieder direkt an den Ausschreibungen des ERC beteiligen.

Die SNF Grants waren eine Überbrückungsmassnahme, um den Ausfall der prestigeträchtigen ERC Grants zu kompensieren. Der Grund für den Ausfall ist, dass 2021 die Verhandlungen über ein Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der EU abgebrochen wurden. Die EU stufte daraufhin die Schweiz als nichtassoziierten Drittstaat ein, worauf sich Schweizer Forschende nicht mehr für die ERC Grants bewerben konnten.

Um diesen Nachteil auszugleichen, ist der Schweizerische Nationalfonds im Auftrag des Bundesrates in die Bresche gesprungen und hat analog zu den ERC Grants die SNF Grants ausgeschrieben.

Neue Verhandlungen lassen hoffen

Im März 2024 haben die EU und die Schweiz neue Verhandlungen aufgenommen. Die EU hat eine Übergangsregelung eingeführt, die es Forschenden in der Schweiz erlaubt, an der diesjährigen Ausschreibung der ERC 2024 Advanced Grants  für arrivierte Forschende, sowie ERC 2025 Starting, Consolidator und Synergy Grants teilzunehmen. Dieser Zugang soll bis Ende 2025 verlängert und auf weitere ERC Grants als auch andere Ausschreibung innerhalb Horizon Europe ausgedehnt werden. Da die Schweiz in Bezug auf Horizon Europe nach wie vor nicht assoziiert ist, muss sie ihren Anteil an den Projektkosten gegenwärtig selbst tragen und die Gelder separat bereitstellen. Für Forschende aus vollassoziierten Staaten läuft die Finanzierung über den gemeinsamen Forschungstopf der EU. Endgültig abgeschlossen wird die Vereinbarung mit den Forschenden in der Schweiz aber erst, wenn ein Assoziierungsabkommen zwischen der Schweiz und der EU zustande kommt.

Christian Wolfrum, Vizepräsident Forschung der ETH Zürich ist erfreut, dass die EU der Schweiz bei der Forschungsförderung entgegenkommt: «Es ist ein Lichtblick, dass unsere Forschenden am europäischen Wettbewerb teilnehmen können. Es ist aber nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Vollassoziierung der Schweiz mit der EU, damit wir vollen Zugang zu den europäischen Forschungsprogrammen erhalten.»

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